Nabonid ist 556 v.u.Z. durch einen Putsch gegen La-abâš-Marduk an die Macht gekommen und regierte bis 539 v.u.Z. auf dem babylonischen Thron, als letzter babylonischer Herrscher. Geburt und Tod Nabonid´s sind unsicher, vieles weißt jedoch darauf hin, das er aus der assyrischen Stadt Harran kam und seine Muttersprache aramäisch war. Obwohl er sich selbst als „der einzige Sohn, der
niemanden hat, in dessen Herz (der Gedanke an) das Königtum nicht vorhanden war“ bezeichnete, ist es unwahrscheinlich, dass ein "Niemand" auf den Thron Babylons kam, was die Frage aufstellt, ob er mit der assyrischen Königsfamilie in Verbindung stand. Ein Kennzeichen der Inschriften Nabonids ist die Übermittelung göttlichen Willens durch Träume, statt durch den Rat der Priesterschaft.
Seine Regierungszeit ist u.a. dadurch geprägt, dass er eine Wiedereinrichtung des Kultes Sins von Harran anstrebte. Ab seinem dritten Regierungsjahr hat er zehn Jahre zum Teil auf Kriegszügen in den Oasen Nordarabiens verbracht, womöglich auch, um dem Konflikt mit der babylonischen Marduk-Priesterschaft zu entgehen. Während seiner Abwesenheit hat sein Sohn Belsazar die Regierung geführt. Als Anlaß für seine Entfernung aus Babylonien gibt Nabonid Sünden und Freveltaten der Babylonier gegenüber Sîn an. Seine 10-jährige Wanderung durch Nordarabien, die er als Auftrag des Mondgottes bezeichnet, führte in auch bis nach Yatribu (Medina), der späteren Stadt des Propheten Muhammad. Ein bei bei Petra angebrachte Felsrelief ist Zeugnis seines Arabienaufenthalts. Die Vernachlässigung des babylonischen Neujahrsfestes
während seines Aufenthaltes in Arabien brachte ihn wieder in Konflikt mit der Marduk-Priesterschaft.
Seine henotheistische Verehrung Sîns, speziell als Mondgott von Harran, kollidierte mit dem religiös-politischen Weltbild der Mardukpriesterschaft von Babylon und führte schließlich zur Herrschaftsübernahme durch Kyros, der die Spannungen zwischen Nabonaid und der Marduk-Priesterschaft zusätzlich schürte, indem er Hilfszusagen gegenüber den Nabonaid-Gegnern machte und sich als Regierungsalternative anbot. Nach der Machtübernahme durch die Perser vermied Kyros es jedoch, grundlegende theologische Änderungen herbeizuführen.
Die Erhöhung des in Syrien seit der altbabylonischen Zeit prominenten
Mondgottes ist keine Erfindung Nabonids, sondern die Fortsetzung des Aufstiegs Sins,
der sich unter den Sargoniden anschickte, in synkretistischer Verschmelzung
Assur, den 'assyrischen Enlil' abzulösen. Nachdem Sturz des Gottes Assur durch den Untergang Assyriens geriet nun Marduk, der babylonische 'Enlil der Götter' ins Visier der ambitionierten Priester Sins. Eine Erklärung für die wachsende Bedeutung Sins in Assyrien kann man in seinem Ansehen unter der aramäischen Bevölkerung Syriens, sowie der zunehmenden Aramäisierung Assyriens sehen.
Sins Erfolg scheint auch mit dem Charakter des Gottes zusammenzuhängen: Als Mond wandert er über die Welt und ist nicht wie Gott Aussur oder Gott Marduk an eine Stadt gebunden. Daher war auch die babylonische Stadt Ur schon seit früher Zeit mit dem "Nanna-Sin von Ur" verbunden.
Nabonid propagierte in seinen Königsinschriften die Umwidmung des Marduk-Tempels Esangil auf Sin und forderte für Sin die Stellung des höchsten Gottes, die Stellung des Gottes der Götter, oder, wie es meist heißt, des ,,Enlils der Götter".
https://www.academia.edu/7869469/_Nabonid_der_Gelehrte_auf_dem_Königsthron_in_Ex_Mesopotamia_et_Syria_Lux._Festschrift_für_Manfried_Dietrich_zu_seinem_65._Geburtstag_herausgegeben_von_O._Loretz_K.A._Metzler_und_H._Schaudig._Alter_Orient_und_Altes_Testament_281_Münster_2002_pp._619-645?email_work_card=thumbnail
https://www.academia.edu/7817111/Die_Inschriften_Nabonids_von_Babylon_und_Kyros_des_Grossen_samt_den_in_ihrem_Umfeld_entstandenenTendenzschriften._Textausgabe_und_Grammatik._Alter_Orient_und_Altes_Testament_256_Münster_2001_?swp=rr-rw-wc-7828105
https://de.wikipedia.org/wiki/Nabonid
https://de.wikipedia.org/wiki/Kyros_II.
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