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Nü Wa


Nüwa (chinesisch 女媧 / 女娲, Pinyin Nǚwā), auch Nü Wa oder Nü Gua, ist in der frühchinesischen Mythologie nach der Erschaffung der Welt die Schöpfergöttin des Menschengeschlechtes. Ihr Ehemann oder Bruder ist Fu Xi. Beide werden mit einem menschlichen Oberkörper und Schlangenleib oder Fischschwanz als Unterkörper dargestellt.
Nüwa soll die Musik erfunden, die Menschen aus Lehm erschaffen und den Himmel stabilisiert haben. Oft wird sie auch die „Herrin der Dunkelheit“ genannt. Sie gehört in die Gruppe der San Huang (三皇 – “der Drei Erhabenen“) unter den chinesischen Urkaisern.
Nüwa und Fuxi gelten zusammen als „Erfinder“ der Ehe.




https://de.wikipedia.org/wiki/Nüwa



Die alten Legenden berichten davon, dass Nü Wa Menschenfiguren aus gelbem Lehm formte und diesen dann Leben einhauchte. Sie mühte sich lange Zeit, bis sie vor Erschöpfung kaum noch Kraft hatte. So schlug sie mit ihrer Peitsche in einen übel riechenden Schlamm. Die herausspritzenden Schlammklumpen nahmen ebenfalls menschliche Gestalt an. Die Menschen aus dem gelben Lehm wurden die Vornehmen und Edlen, die Menschen aus dem Schlamm bildeten das gewöhnliche Volk. In anderen Überlieferungen wird berichtet, die Menschen aus dem gelben Lehm wären das chinesische Volk, während die Menschen aus dem übel riechendem Schlamm der Rest der Menschheit wären.
Ihre Symbole waren das geknotete Seil zum Messen von Entfernung und Zeit, der Zirkel, die Peitsche und der Shi Nan (指南 – Süd-Kompaß)


Eine andere Legende berichtet folgendes:
Nü Wa (女媧) galt stets als Vermittlerin und stellte die Ordnung von Himmel und Erde wieder her. Der Himmel ist den alten Überlieferungen zufolge aus neun Stockwerken aufgebaut, die man die neun Himmel nannte. Jeder Himmel ist von den anderen durch eine von Tigern und Panthern bewachte Tür getrennt und ist einem der Torhüter des Herrschers der Höhe unterstellt. Der Herrscher der Höhe ist jene göttliche Instanz am Ursprung aller Dinge, die zugleich die himmlische und die irdische Welt regiert. Auch in den Überlieferungen der Shang-Dynastie (ca. 1600-1100 v.Chr.) wurde der Himmel als ein Gott mit Namen SHANG TI (上帝 – „Der EINE“, „Der Kaiser in der Höhe“, „Der höchste Schöpfer-Gott“) personifiziert. Dieser Gott ist jedoch nicht der Weltschöpfer, sondern repräsentiert den natürlichen Himmel und alle höheren Himmel in ihrer Gesamtheit in der höchsten Instanz.

Unter dem Himmel befindet sich die Erde, die auf acht Säulen ruht. Sie enthält neun Provinzen, neun Berge, neun Pässe, neun Sümpfe, acht Arten von Winden und sechs Wasserläufe. Zur Zeit des hohen Altertums hatte Gong Gong (共 工 – „der Geist des Wassers“), ein urzeitliches Ungeheuer in seiner Wut, weil es ihm nicht gelang, die Herrschaft über die Welt zu erlangen und im Kampf gegen Zhu Rong (祝融 – „den Geist des Feuers“) unterlag, die Ordnung des Himmels gestört, indem es eine der vier kosmischen Säulen ( Si Ji – 四極), den Berg Bu Zhou (不周), auf der der Himmel ruht, so erschütterte, dass der Himmel in eine Schieflage geriet. Die Erde war nun an vielen Stellen geborsten, die Neun Kontinente (Jiu Zhou – 九州) rissen auseinander, der Himmel bedeckte die Erde nicht mehr vollständig und die Erde trug den Himmel nicht mehr vollständig, Feuer griffen um sich, ohne mehr zu verlöschen und die Wälder brannten lichterloh und die Wasser schwollen zu einem gewaltigem Ozean an, ohne mehr einzuhalten und eine gewaltige Flut drohte die ganze Erde zu überschwemmen. Wilde Tiere verschlangen das rechtschaffene Volk, und nicht zu bändigende Raubvögel ergriffen mit ihren Klauen die Alten und Schwachen.

Als Nü Wa (女媧) dessen gewahr wurde, war sie voller Mitleid mit den Menschen. So schmolz sie die fünffarbige Spitze des höchsten Berges der Erde, rammte diese in das klaffende Loch des azurnen Himmel und flickte damit das Himmelsdach. Sie schnitt der Ao-Schildkröte (鰲 – Welten-Schildkröte) die Beine ab und errichtete damit die vier äußersten Punkte des Kosmos wieder. Desweiteren tötete sie den schwarzen Drachen und rettete so die Provinz Ji (冀).

Schließlich häufte sie die Asche des Schilfrohrs an und gebot so den ausufernden Wassern Einhalt. Als nun der azurne Himmel geflickt, die vier äußersten Punkte wieder stabilisiert, die Provinz Ji (冀) befriedet und das hinterlistige Getier tot war, konnte das rechtschaffene Volk wieder unbeschwert leben, von der rechteckigen Erde unterstützt und vom runden Himmel umfangen. Doch nicht alle Schäden, die durch Gong Gong (共 工) angerichtet wurden, konnten behoben werden. Seither blieb der Himmel im Nordwesten etwas eingeknickt und die Sonne zog von da an immer nach Westen. Und auch die Erde war im Südosten eingebrochen. Ein tiefer Graben hatte sich dort gebildet, und alle Ströme Chinas fließen deshalb südostwärts und bilden dort ein gewaltiges Meer.

https://ming-tang.org/nue-wa-mittlerin-zwischen-den-welten/



Chinesische Volksmärchen, Richard Wilhelm
23. Nü Wa

Nü Wa war die Schwester des Fu Hi. Sie half ihm bei der Ordnung der Ehe. Während nämlich früher Männer und Frauen sich nach Belieben verheiratet hatten, wurden von ihr die Namen der Stämme festgestellt. Leute aus demselben Geschlecht durften sich nun nicht mehr heiraten. Die Ehe ward geschlossen nach dem Befehl der Eltern. Ein Ehevermittler war nötig, und da man noch kein Geld hatte, wurden zwei Felle als Brautgeschenk festgesetzt. So ward Nü Wa als göttliche Ehestifterin bekannt, und die späteren Geschlechter verehren sie als Schutzherrin der Ehe, die über den Beziehungen der Geschlechter wacht. Nach dem Tode ihres Bruders folgte sie ihm auf dem Thron.

Es erhob sich aber ein Mensch, namens Gung Gung, wolligen Leibes und rot von Haaren, der hielt sich ob seiner Weisheit für einen Gott. Er besetzte das Land am Yangtsekiang und empörte sich gegen die göttliche Fürstin. Er nannte sich Geist des Wassers und gebrauchte Zauberformeln, um eine Sintflut zu erregen, die das Wasser aller Flüsse in ihren Betten staute und auf Erden großen Schaden tat.

Nü Wa befahl dem Herrn des Feuers, ihn zu unterwerfen. Gung Gung ward besiegt. Da stieß er in seinem Grimm mit seinem Kopfe gegen den Berg Unvollkommen und starb.

Dadurch zerbrach einer der Pfeiler des Himmels, und der Himmel neigte sich nach Nordwesten. Die Erde aber fiel in der Gegend der entstehenden Öffnung im Südosten in die Tiefe. Da schmelzte Nü Wa fünffarbige Steine, um den Himmel wieder auszubessern. Sie nahm die Beine einer Riesenschildkröte und stellte sie als die vier Pole des Himmels auf.

Die Sintflut aber leitete sie ab nach der Stelle, wo die Erde in die Tiefe gesunken war. Darum ist noch bis auf den heutigen Tag der Nordwestwind so kalt und fließen alle Ströme nach Südosten in das große Meer.

Sie ordnete auch die Musik. Dann starb sie, und es wurden ihr Tempel gebaut.

Einstmals kam der Tyrann Dschou-Sin vom Hause Yin am Neujahrstage in den Tempel der Göttin Nü Wa, um dort zu opfern. Es erhob sich aber ein Wind, und der Vorhang vor dem Götterbild wurde beiseite geweht. Da sah der Herrscher das goldene Antlitz der Göttin. Er ward entzündet von unheiliger Liebe zu ihr, schrieb ein Gedicht an die Wand und ging nach Hause.

Die Göttin Nü Wa aber ergrimmte sehr. Sie befahl dem neunschwänzigen Fuchs, sich in das schöne Mädchen Dagi zu verwandeln, um so den Herrscher zu bestricken und sein Reich zugrunde zu richten.

Zu jener Zeit hatte nämlich der Tyrann Dschou-Sin einen Befehl ergehen lassen an alle seine Vasallen, ihm schöne Mädchen darzubringen. Er hatte einen Günstling, der redete ihm vor, daß der Graf Su Hu eine Tochter habe, namens Dagi, die ihresgleichen an Schönheit nirgend finde. Der Herrscher befahl nun dem Su Hu, sie darzubringen. Der wusste keinen andern Rat, sondern machte sich auf, die Tochter in das Schloß zu begleiten. Auf halbem Wege nächtigten sie in einer Herberge. Da erregte der neunschwänzige Fuchs einen Zauberwind, in dem er Dagis Seele entführte. Dann nahm er Besitz von ihrem Leib, und obwohl er seinem Wesen nach ein lasterhafter Fuchs blieb, änderte sich das Angesicht des Mädchens nicht. Als der König Dschou-Sin sie erblickte, ward er hocherfreut, und sie erlangte außerordentliche Gunst. Er trank mit ihr zusammen Wein und ergötzte sich mit ihr, und die Regierung ward ihm Nebensache.

Die treuen Diener, die zu widersprechen wagten, wurden auf grausame Weise zu Tode gemartert. Man ließ sie glühende Öfen umarmen oder auf dünnen Stangen, die mit Fett bestrichen waren, über Gräben mit lohendem Feuer wandeln. Keine Grenzen kannte nun der Wüstling mehr in seiner Verschwendung. Er baute einen Turm, der bis an die Sterne reichte, ließ Seen graben und mit Wein füllen und in den Wäldern Fleisch aufhängen. Jünglinge und Mädchen mußten hier nackt einander haschen vor den Augen des Königs und seiner Gemahlin.

Einst saßen sie auf dem Turm und sahen, wie ein alter und ein junger Mann einen Fluß durchwateten. Der junge machte ängstlich Schritt vor Schritt und zitterte vor Frost, während der alte, ohne Kälte zu fühlen, beherzt voranschritt. Der König wunderte sich, aber seine Gattin sprach: „Das geht auf ganz natürliche Weise zu. Der alte ist zu einer Zeit geboren, da seine Eltern noch jung waren, darum hat er festes Mark in den Knochen und friert nicht. Der junge aber, der seinen Eltern in hohem Alter geboren wurde, hat nicht genügend Lebenskraft mitbekommen, darum sind seine Knochen hohl, und er fröstelt.“ Man rief die beiden her, und es verhielt sich so mit ihrer Geburt, wie Dagi gesagt hatte. Damit noch nicht genug, ließ sie ihnen aber auch die Beine aufschlagen, um nach dem Mark in ihren Knochen zu sehen. – So trieb sie tausend Grausamkeiten.

Als einst ein Oheim des Königs, Bigan, der wegen seiner Weisheit allgemein geachtet war, ihm Vorwürfe machte, sagte Dagi: „Ich habe gehört, dass Heilige und Weise sieben Öffnungen in ihrem Herzen haben. Reißt ihm das Herz heraus und lasset sehen, ob er ein Heiliger ist!“

So entfremdete sich der Tyrann seine eigenen Verwandten. Der weise Bigan aber ward später als Gott des Reichtums eingesetzt.

Einer der treuesten Diener des Herrschers war Huang Fe-Hu. Er hatte an Weisheit und Mut nicht seinesgleichen und hatte sich im Krieg schon viele Verdienste erworben. Der redete dem Herrscher zu, dass er nicht auf Dagi hören solle, da er sich sonst selber zugrunde richte. Darum nährte Dagi einen Haß gegen ihn in ihrem Herzen. Am Neujahrstag war es Sitte, daß alle Diener des Herrschers mit ihren Frauen sich einfanden, um ihre Glückwünsche darzubringen. Huang Fe-Hus Frau war besonders schön. Nun schmiedete Dagi einen Plan. Sie führte sie auf die Spitze des Sternenturms, um dort dem König vorgestellt zu werden. Im stillen aber erregte sie des Königs Begierde nach der Frau. Allein die Frau hielt allen Verführungen stand und brach schließlich in Tränen aus. Da wurde der Tyrann böse und schleppte sie an ihren Haaren bis an den Rand des Turmes und warf sie von oben hinunter, also dass sie zerschellte. Als Huang Fe-Hu das hörte, da ward er sehr zornig, bestieg seinen fünffarbigen Götterstier, der in einem Tage tausend Meilen weit laufen konnte, und verließ empört die Stadt. Er schloss sich dem Könige Wu, der gegen den Tyrannen kämpfte, an. Er erlag aber der Macht eines Zauberers, dessen Frau es verstand, der Sonne ihre Strahlen auszuziehen und Zaubernadeln daraus zu machen. Sieben mal sieben solcher Nadeln hatte sie im Besitz und schoss sie den Feinden ihres Mannes in die Augen. Waren sie dann blind, so schlug sie ihr Mann tot. Auf diese Weise ging auch Huang Fe-Hu zugrunde.

Als der König Wu den Tyrannen Dschou-Sin getötet und das Reich errungen hatte, wurde Huang Fe-Hu zum Gott des Großen Berges ernannt, der über Gut und Böse, Lohn und Strafe, Tod und Leben der Menschen zu bestimmen hat und über den zehn Höllenfürsten steht.




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