Ein Schöpfungshymnus aus der Rigveda
Nicht Nichtsein war damals und nicht das Sein.
Kein Luftraum war, kein Firmament.
Wer hielt die Welt? Wer schloss sie ein?
War es das Wasser im Abgrund?
Nicht Tod war da und nicht das Leben,
nicht Sonne, nicht Mond und nicht die Sterne.
Dann aber kam es zum Seienden.
Das Eine war da. Da war Atem.
Dunkelheit war noch in der Welt.
Das All – ein grosses Gewoge.
Da kam das Leben, ein Same, ein Keim,
geboren durch die Macht der Glut.
Zeugungslust aus bloßem Gedanken
wurde zum ersten Samen.
Sinnende Denker, forschend im Herzen,
verknüpften das Sein mit dem Nichtsein.
Es gab ein Oben. Es gab ein Unten,
getrennt durch eine Schnur.
Oben aber war das Gewähren,
unten das Begehren.
Dem Nichtsein verbanden die Denker das Sein.
Als dieses Universum ohne Glanz und Licht und alles in völlige Finsternis gehüllt war, da kam ein mächtiges Ei ins Sein, als Ursprung der Schöpfung und als der eine unerschöpfliche Samen von allen erschaffenen Wesen. Es wird Mahadivya genannt und wurde zu Beginn des Yugas erschaffen, in dem - wie uns erzählt wurde - das wahre Licht Brahma war, dieses ewige und wundersame Wesen, welches in allen Orten gleichzeitig präsent ist, die unsichtbare und subtile Quelle und das Wesen der Einheit und Vielfalt. Aus diesem Ei entsprang der Große Vater Brahma, dieser einzige Prajapati, mit Vrihaspati (dem Lehrer der Götter) und Sthanu (Shiva). Dann kamen die einundzwanzig Prajapatis in Erscheinung, nämlich Manu, Vasishta und Parameshti, die zehn Prachetas, Daksha und die sieben Söhne Dakshas. So entfaltete sich das Höchste männliche Wesen von undenkbarer Natur, das alle Rishis erkennen, auch in Form der Viswadevas, Adityas, Vasus, Aswin Zwillinge, Yakshas, Sadhyas, Pisachas, Guhyakas und Pitris. Danach wurden die weisen und höchst heiligen Brahmanen geschaffen und die zahllosen Kshatriyas, die mit allen edlen Qualitäten ausgezeichnet sind. So entstanden auch Wasser, die himmlischen Bereiche, Erde, Himmel und die Himmelsrichtungen sowie die Jahre, Jahreszeiten, Monate, Wochen und die Tage und Nächte in ihrer rechten Abfolge. Alle Dinge wurden so geschaffen, welche der Menschheit bekannt sind. Und am Ende der Welt nach Ablauf der Yugas (Zeitalter) wird alles Geschaffene, alles Belebte und Unbelebte, was im Universum zu sehen ist, wieder verfallen und aufgelöst. Und wenn dann ein neues Yuga beginnt, werden alle Dinge wieder erschaffen, in gleicher Weise wie die verschiedenen Früchte der Erde in ihren rechten Jahreszeiten erscheinen und gedeihen. Dieses mysteriöse Rad, welches die Zerstörung und Erschaffung aller Dinge verursacht, dreht sich auf diese Weise beständig in der Welt, ohne Anfang und Ende.
Mahabharata
1. Adi Parva - Das Buch der Ursprünge
5. Astika Parva – Die Geschichte von Astika
Sauti fuhr fort:
Da gibt es einen Berg namens Mandara mit Gipfeln wie Wolken. Er ist der Beste der Berge und ganz und gar mit Schlingpflanzen und Kräutern bedeckt. Zahllose Vögel zwitschern ihre Lieder und Raubtiere ziehen ihre Bahn. Götter, Apsaras und Kinnaras besuchen den Berg oft. Aufwärts erhebt er sich um elftausend Yojanas und abwärts um ebenso viele. Die Götter wollten ihn ausreißen und zum Quirlen benutzen, doch es gelang ihnen nicht, und so gingen sie zu Brahma und Vishnu, die beieinander saßen, und baten: „Ersinnt einen Weg, wie wir Mandara für unsere Zwecke nutzen können, ihr Götter.“ Und Brahma und Vishnu billigten diesen Wunsch, oh Sohn des Bhrigu. Der lotusäugige Vishnu übergab die schwere Aufgabe dem mächtigen Ananta, dem König der großen Schlangen. Von sowohl Brahma als auch Vishnu darum gebeten, entwurzelte der mächtige Ananta den Berg mit allen Wäldern und Waldbewohnern darin. Dann gingen alle Götter mit Ananta zum Ufer des Ozeans und sprachen zu ihm: „Wir sind gekommen, deine Wasser für Amrit aufzuwühlen.“ Und der Ozean erwiderte: „Es sei, wenn ich einen Anteil erhalte. Ich bin wohl in der Lage, das große Quirlen meiner Wasser durch den Berg zu ertragen.“ Alsdann traten die Götter und Dämonen vor den König der Schildkröten und sagten zu ihm: „Oh König der Schildkröten, du wirst den Berg auf deinem Rücken tragen müssen.“ Der König stimmte zu, und Indra brachte es fertig, den Berg auf seinen Rücken zu heben. So machten die Götter und Dämonen aus dem Berg Mandara einen Quirl, und die Schlange Vasuki wurde das Seil, oh Brahmane. Dann begannen alle, die Tiefen aufzuwühlen. Die Dämonen zogen Vasuki an der Haube, und die Götter hielten ihn am Schwanz. Und Ananta, welcher eine Manifestation von Vishnu war, hob und senkte wieder und wieder die Haube der Schlange. Von dem Zug, den Vasuki von den Göttern und Dämonen bekam, schlugen schwarze Dämpfe und Flammen aus seinem Mund. Aus diesen flammenden Dämpfen entstanden Wolken mit Blitzen und ließen erfrischende Regenschauer auf die müden Ziehenden fallen. Auch die Blüten, die aus den Bäumen an den Flanken des wirbelnden Berges fielen, erfrischten sowohl Götter als auch Dämonen. Dann, oh Brahmane, erhob sich ein gewaltiges Gebrüll wie das Donnern der Wolken zur Auflösung des Universums. Viele Meerestiere wurden vom großen Berg zerquetscht und verloren ihr Leben in der salzigen See. Viele Bewohner der unteren Regionen und des Reiches von Varuna wurden getötet. Vom wirbelnden Berg Mandara fielen große Bäume mitsamt Wurzeln und allen nistenden Vögeln ins Wasser. Durch die gegenseitige Reibung dieser Bäume entstand ein Feuer, das den ganzen Berg einhüllte. Der Berg glich damit einer großen Masse dunkler Wolken, welche die Blitze durchzuckten. Oh Brahmane, das Feuer breitete sich aus und verzehrte Löwen, Elefanten und andere Tiere, die auf dem Berge lebten. Da tilgte Indra das Feuer, indem er heftige Regenfälle schickte.
Nach einer Weile des Quirlens begannen sich die milchigen Extrakte der Bäume und Kräuter mit den Wassern des Ozeans zu vermischen. Und die Himmlischen wurden unsterblich, als sie das Wasser tranken, welches sich mit diesen flüssigen Essenzen aus den Pflanzen verbunden hatte und ähnliche Eigenschaften wie Amrit besaß, so als hätte man die kostbare Essenz aus Gold herausgewaschen. Und allmählich wandelte sich, kraft dieser weißen Säfte, das gequirlte milchige Wasser der Tiefe zu geklärter Butter. Doch das Amrit selbst erschien noch nicht. Da traten die Götter von den segenspendenden, auf seinem Sitz ruhenden Brahma und sagten: „Herr, wir sind erschöpft. Wir haben keine Kraft mehr, um weiterzuquirlen. Das Amrit ist noch nicht erschienen, und außer Narayana (Vishnu) haben wir und auch die Dämonen keine Kraft mehr.“ Da sprach Brahma zu Narayana: „Oh Herr, geruhe, den Göttern Stärke zu schenken, damit sie erfrischt weiterrühren können.“ Narayana willigte in die Erfüllung ihrer Gebete ein und sprach: „Ihr Weisen, ich gewähre euch genügend Kraft. Geht, setzt den Berg an seinen Platz und quirlt die Wasser.“ Gesagt, getan. Nach einer Weile des Quirlens tauchte der milde und glänzende Mond (Soma) mit tausend Strahlen aus dem Ozean auf. Danach erhob sich Lakshmi (die Göttin des Wohlstandes), ganz in weiß gekleidet und auf einem Lotus sitzend. Dann erschienen Sura Devi, die Göttin des Weines, und das gedankenschnelle Weiße Pferd Uchaisrava. Als nächstes erhob sich das himmlische Juwel Kaustubha, welches nun Narayanas Brust schmückt. Sie alle traten vor die hohen Götter. Und endlich erschien der göttliche Dhanvantari (Arzt der Götter) selbst mit einem weißen Gefäß voller Amrit in seiner Hand. Die Dämonen erhoben ein lautes Geschrei beim Anblick dieser Erscheinung und riefen: „Ihr habt schon alles genommen, dieser muß nun unser sein!“
Nicht Nichtsein war damals und nicht das Sein.
Kein Luftraum war, kein Firmament.
Wer hielt die Welt? Wer schloss sie ein?
War es das Wasser im Abgrund?
Nicht Tod war da und nicht das Leben,
nicht Sonne, nicht Mond und nicht die Sterne.
Dann aber kam es zum Seienden.
Das Eine war da. Da war Atem.
Dunkelheit war noch in der Welt.
Das All – ein grosses Gewoge.
Da kam das Leben, ein Same, ein Keim,
geboren durch die Macht der Glut.
Zeugungslust aus bloßem Gedanken
wurde zum ersten Samen.
Sinnende Denker, forschend im Herzen,
verknüpften das Sein mit dem Nichtsein.
Es gab ein Oben. Es gab ein Unten,
getrennt durch eine Schnur.
Oben aber war das Gewähren,
unten das Begehren.
Dem Nichtsein verbanden die Denker das Sein.
So wurden die ersten Dinge.
Quelle: Die Schöpfungsmythen der Menschheit. Düsseldorf: Patmos 2004
http://www.bibliomedia.ch/de/angebote/dokumente/Schoepfungsmythen.pdf
vgl.:
Rigveda 10,129
Der Ursprung der Dinge
1. Weder Nichtsein noch Sein war damals; nicht war der Luftraum noch der Himmel darüber.
Was strich hin und her? Wo? In wessen Obhut? Was war das unergründliche tiefe Wasser[1]?
2. Weder Tod noch Unsterblichkeit war damals; nicht gab es ein Anzeichen von Tag und Nacht.
Es atmete nach seinem Eigengesetz ohne Windzug dieses Eine. Irgend ein Anderes als dieses
war weiter nicht vorhanden.
3. Im Anfang war Finsternis in Finsternis versteckt; all dieses war unkenntliche Flut. Das
Lebenskräftige, das von der Leere eingeschlossen war, das Eine wurde durch die Macht seines
heißen Dranges geboren.
4. Über dieses kam am Anfang das Liebesverlangen, was des Denkens erster Same war. - Im
Herzen forschend machten die Weisen durch Nachdenken das Band des Seins im Nichtsein
ausfindig.
5. Quer hindurch ward ihre Richtschnur gespannt, Gab es denn ein Unten, gab es denn ein
Oben? Es waren Besamer, es waren Ausdehnungskräfte da. Unterhalb war der Trieb, oberhalb
die Gewährung.
6. Wer weiß es gewiß, wer kann es hier verkünden, woher sie entstanden, woher diese
Schöpfung kam? Die Götter kamen erst nachher durch die Schöpfung dieser Welt. Wer weiß
es dann, woraus sie sich entwickelt hat?
7. Woraus diese Schöpfung sich entwickelt hat, ob er sie gemacht hat oder nicht - der der
Aufseher dieser Welt im höchsten Himmel ist, der allein weiß es, es sei denn, daß auch er es
nicht weiß.
https://anthrowiki.at/Rigveda
Purusha
Ein Schöpfungsmythos (Rigveda 10,90) erzählt von einem goldenen, unvergänglichen Embryo, der sich am Anfang gebildet haben soll und als alleiniger Herr der Schöpfung geboren wurde. Er gab den Geschöpfen Atmen und Kraft und alle anderen Götter folgten seinen Anweisungen. Er schuf laut Rigveda Himmel und Erde, maß den Raum aus und stützte die Sonne. Die Vorstellung des Urmenschen Purusha (Sanskrit „Mann, Person, Mensch oder Urseele“) ist der älteste Beleg dafür und findet sich im Rigveda, wo die Entstehung der Welt und der verschiedenen Kasten aus ihm folgendermaßen geschildert wird:
vgl.:
Rigveda 10,129
Der Ursprung der Dinge
1. Weder Nichtsein noch Sein war damals; nicht war der Luftraum noch der Himmel darüber.
Was strich hin und her? Wo? In wessen Obhut? Was war das unergründliche tiefe Wasser[1]?
2. Weder Tod noch Unsterblichkeit war damals; nicht gab es ein Anzeichen von Tag und Nacht.
Es atmete nach seinem Eigengesetz ohne Windzug dieses Eine. Irgend ein Anderes als dieses
war weiter nicht vorhanden.
3. Im Anfang war Finsternis in Finsternis versteckt; all dieses war unkenntliche Flut. Das
Lebenskräftige, das von der Leere eingeschlossen war, das Eine wurde durch die Macht seines
heißen Dranges geboren.
4. Über dieses kam am Anfang das Liebesverlangen, was des Denkens erster Same war. - Im
Herzen forschend machten die Weisen durch Nachdenken das Band des Seins im Nichtsein
ausfindig.
5. Quer hindurch ward ihre Richtschnur gespannt, Gab es denn ein Unten, gab es denn ein
Oben? Es waren Besamer, es waren Ausdehnungskräfte da. Unterhalb war der Trieb, oberhalb
die Gewährung.
6. Wer weiß es gewiß, wer kann es hier verkünden, woher sie entstanden, woher diese
Schöpfung kam? Die Götter kamen erst nachher durch die Schöpfung dieser Welt. Wer weiß
es dann, woraus sie sich entwickelt hat?
7. Woraus diese Schöpfung sich entwickelt hat, ob er sie gemacht hat oder nicht - der der
Aufseher dieser Welt im höchsten Himmel ist, der allein weiß es, es sei denn, daß auch er es
nicht weiß.
Purusha
Ein Schöpfungsmythos (Rigveda 10,90) erzählt von einem goldenen, unvergänglichen Embryo, der sich am Anfang gebildet haben soll und als alleiniger Herr der Schöpfung geboren wurde. Er gab den Geschöpfen Atmen und Kraft und alle anderen Götter folgten seinen Anweisungen. Er schuf laut Rigveda Himmel und Erde, maß den Raum aus und stützte die Sonne. Die Vorstellung des Urmenschen Purusha (Sanskrit „Mann, Person, Mensch oder Urseele“) ist der älteste Beleg dafür und findet sich im Rigveda, wo die Entstehung der Welt und der verschiedenen Kasten aus ihm folgendermaßen geschildert wird:
https://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Weltentstehung#Indien
Rigveda 10,90
1. Tausendköpfig, tausendäugig, tausendfüßig ist Purusa; er bedeckte vollständig die Erde und erhob sich zehn Finger hoch darüber.
2. Purusa allein ist diese ganze Welt, die vergangene und die zukünftige, und er ist der Herr über die Unsterblichkeit und auch über das, was durch Speise noch weiter wächst.
3. Solches ist seine Größe und noch gewaltiger als dies ist Purusa. Ein Viertel von ihm sind alle Geschöpfe, drei Viertel von ihm ist das Unsterbliche im Himmel.
4. Zu drei Vierteln stieg Purusa empor, ein Viertel von ihm verjüngte sich hienieden. Von dem aus ging er nach allen Seiten auseinander und erstreckte sich über alles was Speise ißt und was nicht ißt.
5. Aus ihm ward die Viraj geboren, aus der Viraj der Purusa. Geboren ragte er hinten und vorn über die Erde hinaus.
6. Als die Götter mit Purusa das Opfer vollzogen, da war der Frühling dessen Schmelzbutter, der Sommer das Brennholz, der Herbst die Opfergabe.
7. Ihn besprengten, weihten sie als Opfer auf dem Barhis, den am Anfang geborenen Purusa. Diesen brachten die Götter, die Sadhya´s und die Rishi´s sich zum Opfer.
8. Aus diesem vollständig geopferten Opfer wurde das Opferschmalz gewonnen. Das machte er zu den in der Luft, im Wald und im Dorfe lebenden Tieren.
9. Aus diesem vollständig geopferten Opfer entstanden die Verse und Sangesweisen, aus ihm entstanden die Metren, aus ihm entstand der Opferspruch.
10. Aus ihm entstanden die Rosse und alle Tiere mit doppelter Zahnreihe, aus ihm entstanden die Rinder, aus ihm sind die Ziegen und Schafe entstanden.
11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund, was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?
12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.
13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.
14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.
15. Sieben waren seine Umleghölzer, dreimal sieben Brennhölzer wurden gemacht, als die Götter das Opfer vollzogen und Purusa als Opfertier anbanden.
16. Mit dem Opfer opferten die Götter dem Opfer. Dies waren die ersten Normen des Opfers. Diese Mächte schlossen sich dem Himmel an, in dem die früheren Götter, die Sadhya´s, sich befinden.
mehr: http://www.sanskritweb.net/rigveda/rigveda.pdf -> siehe Rigveda 10,90
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Mahabharata
1. Adi Parva - Das Buch der Ursprünge
Rigveda 10,90
1. Tausendköpfig, tausendäugig, tausendfüßig ist Purusa; er bedeckte vollständig die Erde und erhob sich zehn Finger hoch darüber.
2. Purusa allein ist diese ganze Welt, die vergangene und die zukünftige, und er ist der Herr über die Unsterblichkeit und auch über das, was durch Speise noch weiter wächst.
3. Solches ist seine Größe und noch gewaltiger als dies ist Purusa. Ein Viertel von ihm sind alle Geschöpfe, drei Viertel von ihm ist das Unsterbliche im Himmel.
4. Zu drei Vierteln stieg Purusa empor, ein Viertel von ihm verjüngte sich hienieden. Von dem aus ging er nach allen Seiten auseinander und erstreckte sich über alles was Speise ißt und was nicht ißt.
5. Aus ihm ward die Viraj geboren, aus der Viraj der Purusa. Geboren ragte er hinten und vorn über die Erde hinaus.
6. Als die Götter mit Purusa das Opfer vollzogen, da war der Frühling dessen Schmelzbutter, der Sommer das Brennholz, der Herbst die Opfergabe.
7. Ihn besprengten, weihten sie als Opfer auf dem Barhis, den am Anfang geborenen Purusa. Diesen brachten die Götter, die Sadhya´s und die Rishi´s sich zum Opfer.
8. Aus diesem vollständig geopferten Opfer wurde das Opferschmalz gewonnen. Das machte er zu den in der Luft, im Wald und im Dorfe lebenden Tieren.
9. Aus diesem vollständig geopferten Opfer entstanden die Verse und Sangesweisen, aus ihm entstanden die Metren, aus ihm entstand der Opferspruch.
10. Aus ihm entstanden die Rosse und alle Tiere mit doppelter Zahnreihe, aus ihm entstanden die Rinder, aus ihm sind die Ziegen und Schafe entstanden.
11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund, was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?
12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.
13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.
14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.
15. Sieben waren seine Umleghölzer, dreimal sieben Brennhölzer wurden gemacht, als die Götter das Opfer vollzogen und Purusa als Opfertier anbanden.
16. Mit dem Opfer opferten die Götter dem Opfer. Dies waren die ersten Normen des Opfers. Diese Mächte schlossen sich dem Himmel an, in dem die früheren Götter, die Sadhya´s, sich befinden.
mehr: http://www.sanskritweb.net/rigveda/rigveda.pdf -> siehe Rigveda 10,90
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Mahabharata
1. Adi Parva - Das Buch der Ursprünge
1. Anukramanika Parva - Einleitung
Kapitel 1.4 - Die Geschichte der Schöpfung
Kapitel 1.4 - Die Geschichte der Schöpfung
Als dieses Universum ohne Glanz und Licht und alles in völlige Finsternis gehüllt war, da kam ein mächtiges Ei ins Sein, als Ursprung der Schöpfung und als der eine unerschöpfliche Samen von allen erschaffenen Wesen. Es wird Mahadivya genannt und wurde zu Beginn des Yugas erschaffen, in dem - wie uns erzählt wurde - das wahre Licht Brahma war, dieses ewige und wundersame Wesen, welches in allen Orten gleichzeitig präsent ist, die unsichtbare und subtile Quelle und das Wesen der Einheit und Vielfalt. Aus diesem Ei entsprang der Große Vater Brahma, dieser einzige Prajapati, mit Vrihaspati (dem Lehrer der Götter) und Sthanu (Shiva). Dann kamen die einundzwanzig Prajapatis in Erscheinung, nämlich Manu, Vasishta und Parameshti, die zehn Prachetas, Daksha und die sieben Söhne Dakshas. So entfaltete sich das Höchste männliche Wesen von undenkbarer Natur, das alle Rishis erkennen, auch in Form der Viswadevas, Adityas, Vasus, Aswin Zwillinge, Yakshas, Sadhyas, Pisachas, Guhyakas und Pitris. Danach wurden die weisen und höchst heiligen Brahmanen geschaffen und die zahllosen Kshatriyas, die mit allen edlen Qualitäten ausgezeichnet sind. So entstanden auch Wasser, die himmlischen Bereiche, Erde, Himmel und die Himmelsrichtungen sowie die Jahre, Jahreszeiten, Monate, Wochen und die Tage und Nächte in ihrer rechten Abfolge. Alle Dinge wurden so geschaffen, welche der Menschheit bekannt sind. Und am Ende der Welt nach Ablauf der Yugas (Zeitalter) wird alles Geschaffene, alles Belebte und Unbelebte, was im Universum zu sehen ist, wieder verfallen und aufgelöst. Und wenn dann ein neues Yuga beginnt, werden alle Dinge wieder erschaffen, in gleicher Weise wie die verschiedenen Früchte der Erde in ihren rechten Jahreszeiten erscheinen und gedeihen. Dieses mysteriöse Rad, welches die Zerstörung und Erschaffung aller Dinge verursacht, dreht sich auf diese Weise beständig in der Welt, ohne Anfang und Ende.
Kurzgesagt gibt es dreiunddreißigtausend, dreiunddreißighundert und dreiunddreißig göttliche Wesen. So ist auch der Sonnengott ein Sohn des Großen Vaters, die Seele des Auges, der Strahlende, der auch Savita, Surya, Arka, Lichtwesen, Sonne und Hoffnungsquell genannt wird. Von den Söhnen des Sonnengottes war Mahya der Jüngste, und sein Sohn war Devavrata. Jener hatte Suvrata zum Sohne, und welcher - so haben wir es gelernt - wiederum drei Söhne bekam: Dasajyoti, Satajyoti, und Sahasrajyoti, von denen ein jeder viele Nachkommen hatte. Der berühmte Dasajyoti hatte zehntausend Kinder, Satajyoti zehnmal mehr und Sahasrajyoti noch zehnmal so viele. Von diesen stammen die Geschlechter der Kurus, Yadus und Bharata, die Familien von Yayati und Ikshvaku und alle Geschlechter der königlichen Weisen ab. So entstanden noch viele weitere Generationen, zahllose Wesen und ihre Lebensräume. Es entstanden die dreifaltigen Mysterien, die Veden, Yoga und Selbsterkenntnis, sowie der dreifache Pfad von Dharma, Artha und Kama (Tugend, Verdienst und Liebe). Auch die Regeln für das Betragen der Menschen, weiterhin die Geschichten und Lehren der verschiedenen heiligen Schriften. Sie alle wurden vom Rishi Vyasa geschaut und sind hier in angemessener Folge in diesem Buch enthalten.
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Der populäre hinduistische Schöpfungsmythos vom „Quirlen des Milchozeans“, kommt in vielen alten Schriften und in verschiedenen Versionen, in den großen Epen Mahabharata und Ramayana ebenso wie in einigen Puranas vor. Thema der Geschichte vom „Quirlen des Milchozeans“ ist die Suche nach dem Unsterblichkeitstrank, Amrita, den Devas (Götter) ebenso wie Asuras (Dämonen) begehren, der aber für alle unerreichbar im Milchozean verborgen liegt. Erst das gemeinsame Quirlen des Urwassers, das eintausend Götterjahre gedauert haben soll, lässt das ersehnte Elixier nach vielen Hindernissen auftauchen.
1. Adi Parva - Das Buch der Ursprünge
5. Astika Parva – Die Geschichte von Astika
Kapitel 18 - Das Quirlen des Ozeans
Da gibt es einen Berg namens Mandara mit Gipfeln wie Wolken. Er ist der Beste der Berge und ganz und gar mit Schlingpflanzen und Kräutern bedeckt. Zahllose Vögel zwitschern ihre Lieder und Raubtiere ziehen ihre Bahn. Götter, Apsaras und Kinnaras besuchen den Berg oft. Aufwärts erhebt er sich um elftausend Yojanas und abwärts um ebenso viele. Die Götter wollten ihn ausreißen und zum Quirlen benutzen, doch es gelang ihnen nicht, und so gingen sie zu Brahma und Vishnu, die beieinander saßen, und baten: „Ersinnt einen Weg, wie wir Mandara für unsere Zwecke nutzen können, ihr Götter.“ Und Brahma und Vishnu billigten diesen Wunsch, oh Sohn des Bhrigu. Der lotusäugige Vishnu übergab die schwere Aufgabe dem mächtigen Ananta, dem König der großen Schlangen. Von sowohl Brahma als auch Vishnu darum gebeten, entwurzelte der mächtige Ananta den Berg mit allen Wäldern und Waldbewohnern darin. Dann gingen alle Götter mit Ananta zum Ufer des Ozeans und sprachen zu ihm: „Wir sind gekommen, deine Wasser für Amrit aufzuwühlen.“ Und der Ozean erwiderte: „Es sei, wenn ich einen Anteil erhalte. Ich bin wohl in der Lage, das große Quirlen meiner Wasser durch den Berg zu ertragen.“ Alsdann traten die Götter und Dämonen vor den König der Schildkröten und sagten zu ihm: „Oh König der Schildkröten, du wirst den Berg auf deinem Rücken tragen müssen.“ Der König stimmte zu, und Indra brachte es fertig, den Berg auf seinen Rücken zu heben. So machten die Götter und Dämonen aus dem Berg Mandara einen Quirl, und die Schlange Vasuki wurde das Seil, oh Brahmane. Dann begannen alle, die Tiefen aufzuwühlen. Die Dämonen zogen Vasuki an der Haube, und die Götter hielten ihn am Schwanz. Und Ananta, welcher eine Manifestation von Vishnu war, hob und senkte wieder und wieder die Haube der Schlange. Von dem Zug, den Vasuki von den Göttern und Dämonen bekam, schlugen schwarze Dämpfe und Flammen aus seinem Mund. Aus diesen flammenden Dämpfen entstanden Wolken mit Blitzen und ließen erfrischende Regenschauer auf die müden Ziehenden fallen. Auch die Blüten, die aus den Bäumen an den Flanken des wirbelnden Berges fielen, erfrischten sowohl Götter als auch Dämonen. Dann, oh Brahmane, erhob sich ein gewaltiges Gebrüll wie das Donnern der Wolken zur Auflösung des Universums. Viele Meerestiere wurden vom großen Berg zerquetscht und verloren ihr Leben in der salzigen See. Viele Bewohner der unteren Regionen und des Reiches von Varuna wurden getötet. Vom wirbelnden Berg Mandara fielen große Bäume mitsamt Wurzeln und allen nistenden Vögeln ins Wasser. Durch die gegenseitige Reibung dieser Bäume entstand ein Feuer, das den ganzen Berg einhüllte. Der Berg glich damit einer großen Masse dunkler Wolken, welche die Blitze durchzuckten. Oh Brahmane, das Feuer breitete sich aus und verzehrte Löwen, Elefanten und andere Tiere, die auf dem Berge lebten. Da tilgte Indra das Feuer, indem er heftige Regenfälle schickte.
Nach einer Weile des Quirlens begannen sich die milchigen Extrakte der Bäume und Kräuter mit den Wassern des Ozeans zu vermischen. Und die Himmlischen wurden unsterblich, als sie das Wasser tranken, welches sich mit diesen flüssigen Essenzen aus den Pflanzen verbunden hatte und ähnliche Eigenschaften wie Amrit besaß, so als hätte man die kostbare Essenz aus Gold herausgewaschen. Und allmählich wandelte sich, kraft dieser weißen Säfte, das gequirlte milchige Wasser der Tiefe zu geklärter Butter. Doch das Amrit selbst erschien noch nicht. Da traten die Götter von den segenspendenden, auf seinem Sitz ruhenden Brahma und sagten: „Herr, wir sind erschöpft. Wir haben keine Kraft mehr, um weiterzuquirlen. Das Amrit ist noch nicht erschienen, und außer Narayana (Vishnu) haben wir und auch die Dämonen keine Kraft mehr.“ Da sprach Brahma zu Narayana: „Oh Herr, geruhe, den Göttern Stärke zu schenken, damit sie erfrischt weiterrühren können.“ Narayana willigte in die Erfüllung ihrer Gebete ein und sprach: „Ihr Weisen, ich gewähre euch genügend Kraft. Geht, setzt den Berg an seinen Platz und quirlt die Wasser.“ Gesagt, getan. Nach einer Weile des Quirlens tauchte der milde und glänzende Mond (Soma) mit tausend Strahlen aus dem Ozean auf. Danach erhob sich Lakshmi (die Göttin des Wohlstandes), ganz in weiß gekleidet und auf einem Lotus sitzend. Dann erschienen Sura Devi, die Göttin des Weines, und das gedankenschnelle Weiße Pferd Uchaisrava. Als nächstes erhob sich das himmlische Juwel Kaustubha, welches nun Narayanas Brust schmückt. Sie alle traten vor die hohen Götter. Und endlich erschien der göttliche Dhanvantari (Arzt der Götter) selbst mit einem weißen Gefäß voller Amrit in seiner Hand. Die Dämonen erhoben ein lautes Geschrei beim Anblick dieser Erscheinung und riefen: „Ihr habt schon alles genommen, dieser muß nun unser sein!“
Nach einer Weile kam der große Elefant Airavat herauf, mit seinem riesigen Körper und zwei Paaren weißer Stoßzähne. Indra, der Träger des Donners, nahm ihn für sich. Doch das Quirlen ging immer weiter und zum Schluß erschien das tödliche Gift Kalakuta. Es verschlang die Erde und brannte wie Feuer mit Rauch. Durch seinen gräßlichen Geruch waren die drei Welten völlig gelähmt. Auf Bitten Brahmas schluckte Shiva das Gift und rettete die Schöpfung. Der göttliche Maheshvara (Shiva) hielt es in seiner Kehle, und seither wird er auch Nilakantha, der Blaukehlige, genannt. Als sie alle diese wundervollen Dinge sahen, wurden die Dämonen von Verzweiflung geplagt, und zwischen den Dämonen und den Göttern erhob sich große Feindschaft, denn jeder wollte Lakshmi und Amrit besitzen. Doch Narayana rief seine bezaubernde Maya (Illusion) zu Hilfe, welche die Gestalt einer verlockenden Frau annahm und mit den Dämonen liebäugelte. Diese verloren aufgrund ihrer Schönheit und Anmut den Verstand und übergaben der schönen Dame einstimmig das Amrit.
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