Direkt zum Hauptbereich

Der "Trickster"


Trickster (engl. Gauner, Betrüger und Schwindler) werden Figuren in der Mythologie oder Literatur genannt, die mit Hilfe von Tricks die Ordnung im (göttlichen) Universum durcheinanderbringen.
Die Figur des Tricksters handelt in der Mythologie meist aus moralischen Gründen – er fungiert oft als Kulturheros, also jemand, der eine große Tat mit fundamentalen gesellschaftlichen Auswirkungen vollbringt, etwa indem er den Menschen den Ackerbau erklärt oder das Feuer bringt.
Die typischen Trickster sind an ihrem zwiespältigen Charakter zu erkennen. Auf der einen Seite brechen sie die Regeln, um den Menschen Gutes zu tun, auf der anderen Seite jedoch auch, um Konflikte (meist zwischen den Göttern) zu provozieren

C. G. Jung bezeichnete die Gestalt des Tricksters als "ein getreues Abbild eines noch in jeder Hinsicht undifferenzierten Bewußtseins, welches einer der tierischen Ebene noch kaum entwachsenen Psyche entspricht"; er stelle somit eine "kollektive Schattenfigur" dar. Paradoxerweise ähnlich dem naiven "Dümmling" im Märchen oft zum Heil führend, sei er mythologisch gesehen auch "ein Vorläufer des Heilbringers". Zur Psychologie der Tricksterfigur schreibt C. G. Jung:

„Wie Paul Radin darstellt, fängt der Zivilisationsprozeß schon innerhalb des Tricksterzyklus selber an, womit die Überwindung des ursprünglichen Zustandes deutlich angezeigt ist. Die Kennzeichen der tiefsten Unbewußtheit wenigstens fallen von ihm ab: statt brutal, grausam, dumm und sinnlos zu handeln, fängt der Trickster gegen den Schluß des Zyklus an, Nützliches und Sinnreiches zu tun. Damit verrät sich schon innerhalb des Mythos die Entwertung der früheren Unbewußtheit. Man fragt sich allerdings, was nunmehr mit den üblen Eigenschaften des Tricksters geschieht. Der naive Betrachter nimmt wohl an, daß, wenn die dunkeln Aspekte verschwinden, sie auch wirklich nicht mehr da sind. Das ist aber erfahrungsgemäß nicht der Fall. Was wirklich geschieht, ist, daß das Bewußtsein sich von der Faszination des Übels befreien kann und nicht mehr genötigt ist, es zwanghaft mitzuleben, aber das Dunkle und Böse ist nicht in Rauch aufgegangen, sondern hat sich infolge Energieverlust ins Unbewußte zurückgezogen, wo es unbewußt verweilt, solange im Bewußtsein alles wohlsteht.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Trickster


Der Trickster ist gleichzeitig Schöpfer und Zerstörer, Geber und Verneiner, derjenige, der andere überlistet und selbst immer überlistet wird. ... Er besitzt keine Werte, weder moralische noch gesellschaftliche, und ist seinen Leidenschaften und Trieben ausgeliefert, doch kommen durch seine Handlungen alle Werte zum Vorschein. ... Den Trickster-Mythos findet man ... bei den alten Griechen, den Chinesen, den Japanern und in der semitischen Welt. Viele dieser Trickster-Züge sind in dem ... mittelalterlichen Hofnarren verewigt worden und haben ... sich in den Kasperletheatern und den Clowns erhalten. (Paul Radin)

In den Mythologien der Welt gibt es eine Unzahl von Masken unter denen der Trickster auftritt, so viele, daß ein bekannter Kommentator, Joseph Campbell, ihn den "Helden mit tausend Gesichtern" genannt hat. Er ist Krishna als der Weltmagier, der alle - die Menschen und die Götter - durch seine spielerischen Listen als eine Verkörperung von Vishnu, des Herrn der Welt, täuscht. Er ist Manabozho oder der Hase der Algonquin-Völker, deren Vater, der Erdmacher, den Hasen durch eine Jungfrau als menschliches Wesen zur Welt bringen ließ, um die Übel zu zerstören, die die Menschheit bedrohten. Er ist Eshu, der Trickster-Gott des Yoruba-Landes in Westafrika; der Rabe der Eskimo und der Indianer an der Nordwestküste Amerikas; der Loki, wenn nicht gar der Odin der nordischen Überlieferung; der Kojote oder der Wolf der eingeborenen Völker des westlichen Nordamerika und, wie bereits vermerkt, der Maui der polynesischen Mythen. Er ist auch der Hermes der frühen griechischen Mythologie, aber ein junger Hermes, wie er war, bevor er ein Held und Wohltäter für die Menschen wurde, und dadurch haben wir einen Schlüssel.
https://www.theosophie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2381:der-verstand-trickster-und-umgestalter&catid=355&Itemid=90



Japanische Trickster: Susanoo, Yamato Takeru, Ōkuninushi
Skandinavien: Loki
Mesopotamien: Enki
Altes Griechenland: Prometheus
https://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Trickster




Die wichtigsten Archetypen, die C.G.Jung herausgearbeitet hat, sind: 
Anima/Animus 
Der alte Weise 
Die große Mutter 
Die Syzygie (Götterpaar) 
Das göttliche Kind 
Der Seelenführer 
Der Trickster

Mircea Eliade sieht in der Figur des Tricksters eine Projektion des Menschen, der eine neue Art der Religion sucht. Wollten die Götter nicht unmittelbar in die irdischen Geschehnisse eingreifen, oder ihre Wünsche und Absichten den Menschen nicht direkt kundtun, bedienten sie sich der Boten. Allen bedeutenden Gottheiten des mesopotamischen Pantheons sind Boten oder Berater beigegeben. Im alten Ägypten ist der Weisheitsgott Thot der Götterbote. Er gilt auch als Wesir des Osiris und wird später dem Hermes gleichgesetzt. Hermes gilt als Gott der Redner, Wettkämpfer und Diebe. Hermes gilt auch als Erfinder der menschlichen Sprache.
https://www.researchgate.net/profile/Johannes_Klopf/publication/318852650_Vom_Trickster_als_Archetyp_zur_Sozialfigur_des_erfolgreichen_Psychopathen_Strukturprinzipien_und_polymorphe_Erscheinungsformen_Mit_einem_Editorial/links/5981a942a6fdccb3100514dd/Vom-Trickster-als-Archetyp-zur-Sozialfigur-des-erfolgreichen-Psychopathen-Strukturprinzipien-und-polymorphe-Erscheinungsformen-Mit-einem-Editorial.pdf



Kutka ist der Name eines Gottes in Rabengestalt der Itelmenen auf Kamtschatka. Er ist einerseits als Kulturheros der Schöpfer der Welt und aller darin enthaltenen Dinge, andererseits eine Tricksterfigur von zwiespältigem Charakter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kutka



Tanuki – ein japanischer Trickster
Überraschenderweise ist die literaturwissenschaftliche Aufarbeitung der Tanuki-Geschichten gerade in Japan selbst äußerst gering. Andere yokai, (wie) kitsune, der Fuchs, kappa, der Wasserkobold oder tengu, der geflügelte Kampfkobold aus den Bergen, haben dem Tanuki den Rang abgelaufen.




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schöpfungsmythen der Aborigines/Australien

Wie das Land entstand  Zu Anbeginn gab es nur das große Salzwasser. Aus den Tiefen stieg Ungud, die Regenbogenschlange, empor. Steil richtete sie sich auf und warf ihren Bumerang in einem weiten Umkreis über das Meer. Mehrmals berührte der Bumerang auf seinem Flug die Fläche des Salzwassers, und dort schäumte das Wasser auf, und glattes, ebenes Land kam zum Vorschein. Ungud wanderte über dieses neue, weiche Land und legte viele Eier, aus denen neue Urzeitwesen schlüpften. Es waren die Wondjina, und sie wanderten in alle Richtungen. Wie die ersten Männer entstanden Vor langer Zeit schuf Pund-jel der große Schöpfergeist alle Dinge auf der Erde und alle Lebewesen, außer den Frauen. Er trug ein großes Steinmesser bei sich, und als er die Erde schuf, zerschnitt er sie an vielen Stellen, so dass Berge, Täler und Wasserläufe entstanden. Dann schnitt er mit seinem Messer drei größere Rindenstücke. Auf das erste legte er feuchten Ton, den er so lange bearbeitete, bis er glatt

Schöpfungsmythen der Maori (Neuseeland)

Schöpfungsmythos der Maori (Neuseeland) Die Geschichte „der Söhne des Himmels und der Erde.“ Die Himmel, die über uns sind, und die Erde, die unter uns liegt, sind die Erzeuger der Menschen und der Ursprung aller Dinge. Denn früher lagen die Himmel auf der Erde, und alles war Finsternis. Nie waren sie getrennt gewesen. Und die Kinder des Himmels und der Erde suchten den Unterschied zwischen Licht und Finsternis zu entdecken —  zwischen Tag und Nacht; denn die Menschen waren zahlreich geworden; aber die Finsternis währte noch fort. Im Andenken an diese Zeit sagt man: „während der Nacht“, „die erste Nacht“, „von der ersten bis zur zehnten Nacht, von der zehnten bis zur hundertsten, von der hundertsten bis zur tausendsten“ — , was bedeuten soll, dass die Finsternis ohne Grenzen und das Licht noch nicht vorhanden gewesen war. So ratschlagten die Söhne Kangi’s (des Himmels) und Papa’s (der Erde) miteinander und sprachen: „Lasset uns Mittel suchen, um Himmel un

Alteuropa - Überblick

Pleistozän Steinzeit Altsteinzeit Altpaläolithikum Mittelpaläolithikum Jungpaläolithikum Holozän Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Kupfersteinzeit Bronzezeit Frühe Bronzezeit Mittlere Bronzezeit Späte Bronzezeit Eisenzeit Historische Zeit Pleistozän Das Pleistozän ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte. Es begann vor etwa 2,588 Millionen Jahren und endete um 9.660 ± 40 Jahre v.u.Z. mit dem Beginn der Holozän-Serie, der Jetztzeit. Somit dauerte das Pleistozän etwa 2,5 Millionen Jahre. http://de.wikipedia.org/wiki/Pleistoz%C3%A4n V Steinzeit Pleistozän - Altsteinzeit (Altpaläolithikum, Mittelpaläolithikum, Jungpaläolithikum), Holozän - Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Kupfersteinzeit Als Steinzeit bezeichnet man den Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte, von dem angenommen wird, dass die damaligen Menschen als Werkstoff vorrangig Stein verwendeten (neben Holz, Knochen und Horn). Sie begann vor 2,6 Millionen Jahren und endete, als die Menschen seit dem 7. Jahrtause