Der Ägyptologe und Papyrologe Ben Haring von der holländischen Universität Leiden hat auf einem Kalkstein die älteste alphabetisch geordnete Wortliste der Welt entdeckt. Die Wörter auf dem Ostrakon sind nach den Lauten geordnet, mit denen sie anfangen.
Ostraka sind Scherben aus Ton, manchmal auch Muscheln, Eierschalen oder Kalksteinsteinfragmente, die man in der Antike anstelle des teuren Papyrus als billiges Schreibmaterial für Notizen, Schulaufgaben, Abrechnungen, Quittungen und kurze Briefe verwendete. Texte wurden mit Tinte geschrieben oder eingeritzt.
Die Anordnung der Wörter auf dem jetzt entzifferten Kalkstein entspricht nicht unserem modernen Abc und auch nicht dessen Vorläufern bei den Griechen beziehungsweise den Phöniziern, die als Erfinder des Alphabets gelten. Sie folgt vielmehr dem System Halahama, das man aus ägyptischen, altarabischen und klassischen äthiopischen Texten kennt.
Bislang waren die ältesten Hinweise auf Alphabetschriften aus dem kanaanäischen Stadtstaat Ugarit, der Wiege aller modernen Abc, 3300 bis 3400 Jahre alt. Mit Harings Fund lässt sich nachweisen, dass die Idee des Alphabets und auch Einfall, Buchstaben als Ordnungssystem zu benutzen, schon älter ist. Es gibt allerdings neuere Forschungsergebnisse, die nahelegen, dass es alphabetische Inschriften in Ägypten sogar schon zur Zeit des Pharao Amenemhet III (1842 bis 1795 v.u.Z.) gegeben habe.
Der Ostrakon stützt auch die These, dass die semitischen Konsonantenschriften, aus denen alle modernen Alphabete hervorgegangen sind, tatsächlich in Ägypten für semitische Sklaven oder Arbeiter entwickelt worden sind.
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