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Es werden Posts vom August, 2020 angezeigt.

Gilgamesch-Epos aus Megiddo

Ein spätbronzezeitliches Fragment einer Keilschrifttafel aus Ton mit dem Gilgamesch-Epos wurde in den 1950er Jahren in Megiddo gefunden. Die Anwesenheit von Schriftgelehrten in Megiddo geht bereits aus den Briefen von el-Amarna hervor. Dies ist der einzige erstklassige literarische mesopotamische Text, der jemals in Kanaan gefunden wurde. Analysen zeigen, dass die Tafel nicht mesopotamisch war, sondern in Südisrael geschrieben wurde. Die Anwesenheit von Schriftgelehrten in Megiddo aus der Spätbronze, insbesondere im 14. Jahrhundert v.u.Z., ist aus den sechs von Megiddo gesendeten Tafeln ersichtlich, die in el-Amarna gefunden wurden. Die Bedeutung von Megiddo in der Spätbronzezeit als einer der führenden Stadtstaaten in Kanaans wird durch eine Vielzahl von historischen Hieroglyphen- und Keilschriftquellen und archäologischen Funden belegt. Ägyptische Funde und ein am Standort gefundenes hethitisches Siegel belegen Megiddos weitreichende Verbindungen, die sich aus seiner strategischen La

Ägyptische Innovationen in Mesopotamien

 Im 3. Jahrtausend v.u.Z. sind in Mesopotamien Phänomene feststellbar, die «plötzlich», d. h. ohne Vorläufer, in sehr kurzer Zeit oder als Bruch mit den eigenen Traditionen entstanden zu sein scheinen. Zu diesen Phänomenen gehören z.B. die Beterstatuen und Weihplatten der EDII-Zeit Mesopotamiens (ca. 27. Jahrhundert v.u.Z.), die Vergöttlichung des Königs und Elemente der Kunst der Akkad-Zeit (ca. 24. Jahrhundert v.u.Z.) sowie die Entstehung des gestuften Monumentalbaus in der Ur-III-Zeit (ca. 21. Jahrhundert v.u.Z.) Wenn von Beziehungen zwischen Mesopotamien und Ägypten die Rede ist, kommen meist zwei Zeiten zur Sprache: die Uruk-Zeit im 4. Jahrtausend und die Amarna-Zeit im 2. Jahrtausend v.u.Z.. In der Uruk-Zeit stand Ägypten über Syrien in Kontakt mit dem mesopotamischen «Uruk-System». In der Phase Naqada II bis III (ca. Ende 4. Jahrtausend v.u.Z.) bedienten sich die ägyptischen Eliten aus dem Fundus der mesopotamischen Uruk-Kultur. Repräsentative Gattungen wie Rollsiegel, Schrift o

Kriege gegen "arrogante" Barbaren

Kriege brachten Tod, Sklaverei, Hunger und Zerstörung durch fremde wie durch eigene Heere. Konnte die Zerstörungskraft des Krieges in ausländisches Gebiet getragen und vom eigenen Territorium fernhalten werden, dann war das das Beste für die mesopotamischen Bauern. Kriege waren Teil des göttlichen Schöpfungsplans, Instrumente zum Erhalt des universellen Gleichgewichts. Für die Eliten im Umfeld der Könige war die Situation eine völlig andere. Für sie hatten Kriege unmittelbare soziale und ökonomische Folgen. Auf der einen Seite gab es negative Konsequenzen. Kriegsdienst war eine Form des Frondienstes, später der Steuerleistung. Kriege bedeuteten für die Eliten einen Verlust an Arbeitskraft und Ressourcen (für Ausrüstung und Verpflegung), und oft – vor allem bei militärischen Misserfolgen –  auch des Lebens und der Existenz. Dem standen positive Kriegsfolgen wie gehobenes Prestige (der eigenen Person, der Stadt, des Herrschers), Karrieren oder die Vermehrung von Reichtum durch Beute, Sch

Klagefrauen

Die Keilschrifttexte geben keine Auskunft zur Frage, warum das Klagen von der weiblichen Sphäre dominiert wird. Auch die Beziehung zwischen irdischer Rollenverteilung und dem literarischen Motiv der Klagenden Göttin bleibt undefiniert. Allerdings sind im 3. Jt. v.u.Z. Frauen belegt, die bei Trauerriten klagten. Diese Frauen werden als dam ab-ba „Frau des Väterchens“, um-ma ir2-ra „Mütterchen der Träne“ oder ama ir2-ra„ Mutter der Träne (= Klage)“ bezeichnet. In Urkunden wird für sie zusammen mit den Klagesängern (gala) Lohn für das „Vergießen von Tränen“ beim Begräbnis der Gattin des IriKAgina/Urukagina (ca. 2350 v.u.Z.) vermerkt. Auch in Statue ‚B‘ des Herrschers Gudea (ca. 21. Jh. v.u.Z.) werden Klagefrauen neben den Klagesängern erwähnt: „Der Klagesänger brachte die Harfe/Trommel (balaĝ) nicht, vergoss keine Träne, die ‚Mutter der Träne‘ sprach keine Klage (‚Träne‘) aus" Der Terminus ama ir2-ra wurde auch in die akkadische Bezeichnung ama’irrakūtum – wörtlich „die Mutter der Tr

Bier im Alten Orient II

Für die Bewohner Sumers bedeutete Bier ein unverzichtbares Lebensmittel, das sie in bekömmlicher Form mit hochwertigen Nährstoffen, mit notwendigen Vitaminen, vor allem Vitamin B, mit Spurenelementen, darunter Kieselsäure, versorgte. Bier sowie Fluss- und Grundwasser bildeten die einzigen weit verbreiteten Getränke, deren man in der Hitze doch so sehr bedurfte. Doch anders als Wasser war das Bier durch sein saures Milieu (pH < 4,5) frei von pathogenen Keimen und wirkte sogar entzündungshemmend. Bier wurde damals wie heute aus Gerste hergestellt. Entsprechend der Präsenz von Bier liegen unzählige Keilschriftquellen jeder Art für Bier, Brauen und Biertrinken vor, die die sumerische Bierkulturerahnen lassen. Doch in manchen Fällen gelang es nicht, die zentralen Text zum Bierbrauen (Ninkasi-Hymne und Trinklied von Civil 1964) mit dem aus anderen Quellen gewonnenen Befund oder mit den experimentell erzielten Ergebnissen  in Einklang zu bringen. Das bildete den unmittelbaren Anlass für ei

Horemheb und Amenia

Kalksteinstatue von Horemheb und Amenia. Ägypten, 1300–1250 v.u.Z. Bei einer Ausgrabung des Grabes des Pharaos Horemheb im Jahr 1976 entdeckte ein Team von Archäologen ein fehlendes Stück der Statue - die gefalteten Hände des Paares. Im Jahr 2009 wurde bestätigt, dass es sich bei der Statue um Horemheb handelt, der die ägyptischen Streitkräfte unter Tutanchamun befehligte, bevor er Pharao wurde, und um seine Frau Amenia. Die komplette Statue zeigt Amenia, die die linke Hand ihres Mannes in ihre beiden legt. Es ist eine ungewöhnlich zarte und persönliche Geste, die das Paar zutiefst verliebt zeigt, bevor Horemheb Pharao wurde. https://blog.britishmuseum.org/love-around-the-world/