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Es werden Posts vom Oktober, 2021 angezeigt.

Enmebaragesi

Die Figur von Enmebaragesi (ca. 2600 v.u.Z.?), einem mutmaßlichen König von Kisch, spielt in der Assyriologie eine große Rolle. Für viele bedeutet Enmebaragesi einen folgenreichen dokumentarischen Sprung von der Legende zur Geschichte, von der Fiktion zur Tatsache. Er wurde für den Niedergang der proto-elamitischen Zivilisation verantwortlich gemacht und wurde als Autor der ersten königlichen Inschriften genannt. Ein Großteil der Motivation für die gute Presse, die Enmebaragesi über die Jahre erhalten hat, liegt sicherlich in der Suche nach dem „historischen Gilgamesch“, da der große Held von Uruk angeblich gegen Aka, den Sohn von Enmebaragesi, gekämpft haben soll, würde uns jeder Beweis für die tatsächliche Existenz dieses kishitischen Königs vermutlich einem „echten“ Gilgamesch näher bringen. Für manche ist dies ein ernstes Unterfangen, für andere gleichbedeutend mit der Suche nach König Artus. Der erste Erbauer des Enlil-Tempels in Nippur war laut der Tummal-Chronk Enmebaragesi von

Kampf um die Hegemonie in "Early Dynastic II" Sumer

Der Kampf um die Hegemonie in "Early Dynastic II" Sumer Douglas Frayne  Universität von Toronto  Obwohl wir einen Mangel an königlichen Inschriften für die Zeit haben, die im alten Mesopotamien konventionell als "Frühdynastisch II" bezeichnet wird, haben wir Grund zu der Annahme, dass ein turbulenter Kampf um die Hegemonie zwischen verschiedenen Stadtstaaten, darunter Kish und Uruk, und später in "Frühdynastisch III" ”-Zeiten zwischen Lagash, Ur und Kish stattfanden.  ED II 2875-2620 v.u.Z.  Kish Die Stadt Kish lag nicht weit östlich des späteren Babylon lag. Die Schutzgottheit von Kish war der Gott Zababa. Ein dem Gott geweihter Ziqqurrat wurde wahrscheinlich in ED-Zeiten errichtet und von den späteren altbabylonischen Monarchen Hammurapi und Samsuiluna restauriert, was durch Ziegelinschriften und Jahresnamen bezeugt wird.  Zababa war ein Kriegergott und wurde mit Ninurta von Nippur und Ningirsu von Girsu identifiziert. In einer späteren Götterliste wurd

Theorien für kulturelle Veränderungen

Für jeden Begriff gibt es je nach Fachgebiet, Autor und Perspektive viele (zum Teil deutlich) voneinander abweichende Definitionen. Das folgende Kurzschema, das im Wesentlichen aus dem dtv-Atlas Ethnologie von Dieter Haller abgeleitet wurde, erhebt von daher keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit oder Vollständigkeit: Adaption: existentiell notwendige Anpassungen an Umweltveränderungen Invention: Einführung neuer Prinzipien, Werkzeuge oder Bräuche, die von der Gesellschaft als vorteilhaft gewertet werden (bspw. neolithische Revolution) Gesellschaftlicher Fortschritt: notwendige oder gewollte Anpassung an die Eigendynamik der kulturellen Entwicklung (Demokratisierung, Globalisierung) weltanschauliche Differenzierung: Wandel durch unterschiedliche Deutung und Interpretation der Welt Diffusion: freiwillige oder notgedrungene Übernahme eines kulturellen Elementes von fremden Kulturen Akkulturation: umfassende Anpassungsprozesse beim Kontakt zweier unterschiedlicher Kulturen Sozia

Abdi-Hepa (Jerusalem) an Pharao (EA 287)

EA 287 CDLI P271090 Vorderasiatisches Museum, Berlin Museum no. VAT 01644 Mittel-babylonisch (ca. 1400-1100 v.u.Z.) (o 001) Sprich mit dem König, meinem Herrn, eine Nachricht von IR₃-Hebat, seinem Diener. Ich falle dem König, meinem Herrn, siebenmal und siebenmal zu Füßen.  (o 004) Sieh, der Kommissar hat mir alle Worte des Königs gebracht, meinem Herrn.  (o 006) Sieh, das ist die Tat: Milki-ʾili gab Tagi (und) den Söhnen von Labʾaya […] Bögen und Bronzepfeile. Sie brachten [diese] nach Qiltu. Der König sollte wissen: Alle Länder sind friedlich,aber es gibt Feindseligkeit gegen mich. Der König sollte sich also um sein Land kümmern.  (o 014) Sieh, das Land Geser, das Land Aschkelon und Lachisch (uru.la-ki-si.ki) gaben dir Brot, Öl und alles andere. Also sollte der König für die regulären Truppen sorgen und die regulären Truppen gegen die Männer entsenden, die ein Verbrechen gegen den König begehen, meinen Herrn. Wenn es in diesem Jahr reguläre Truppen gibt, wird der König, mein Herr, L

Naqada-Kultur

  War eine kupfersteinzeitliche archäologische Kultur aus der prädynastischen Zeit Ägyptens, die um ca. 4500/3800 v.u.Z. in Oberägypten entstand, sich nordwärts nach Unterägypten ausbreitete und bis 3000 v.u.Z. in die frühdynastische Periode Ägyptens einmündete. Die Naqada-Kultur bestand zu Beginn gleichzeitig mit der vorhergehenden Badari-Kultur, überlagerte diese und löste sie schließlich vollständig ab. Die entstandenen Dörfer im oberägyptischen Niltal schlossen sich zu Häuptlingstümern zusammen, aus denen dann etwa acht Proto-Staaten um die Zentren Abydos, Abadijeh, Naqada, Gebelein, Hierakonpolis, El-Kab, Edfu und Elephantine, entstanden die wohl von einer jeweiligen lokalen Elite geführt wurden und bisweilen in scharfer Konkurrenz um Ressourcen und Macht standen. Die Verstorbenen wurden wie die der Badari-Kultur in Hocker- bzw. Embryonalstellung mit Blick nach Westen sowie Grabbeigaben in Form von Keramik und persönlichen Gegenständen beigesetzt. In zunehmendem Maße finden sich D

Badari-Kultur

Die Badari-Kultur war eine jungsteinzeitliche Kultur im prädynastischen Oberägypten. Sie existierte in der Zeit von ca. 4500 bis 4000 v.u.Z. nach dem Auslaufen der Merimde-Kultur (Ende des 6. Jahrtausends v.u.Z. bis ins späte 5. oder frühe 4. Jahrtausend v.u.Z.). An den Fundplätzen der Badari-Kultur gibt es keine Hinweise auf eine dauerhafte Ansiedlung, man geht daher von einer relativ mobilen, pastoralen (Hirten) Lebensweise aus. Die z. T. hohe Qualität der Keramik der Badari-Kultur deutet auf eine beginnende Spezialisierung der Handwerker hin. Aus der ungleichen Verteilung von Beigaben in den Gräbern wird auf eine zunehmende, wohl zumindest teilweise erbliche soziale Ungleichheit geschlossen, wobei wohl noch kein komplexes Sozialsystem entstanden war. Am Rand ihrer Dörfer setzten sie ihre Toten in ovalen Gruben meist linksseitig, in Hockstellung und mit Blick nach Westen bei. Sie wurden in Matten eingeschlagen und mit reichen Beigaben versehen. Unter den Beigaben befinden sich auch

Dnjepr-Donez-, Samara- und Sredni-Stog-Kultur

Die Dnjepr-Donez-Kultur (Dnepr-Don-Kultur) lag um 5500-4000 v.u.Z. nördlich des Schwarzen Meeres zwischen Dnjepr und Donez. Sie hatte Parallelen zur etwa gleichzeitigen Samara-Kultur und wurde dann von der Sredny-Stog-Kultur abgelöst. Zwischen 5800 und 5200 v.u.Z., zeitgleich zur Bug-Dnister-Kultur, war die Dnjepr-Donez-Kultur eine Jäger- und Sammler-Kultur, ab etwa 5200 v.u.Z. war die Dnjepr-Donez-Kultur eine jungsteinzeitliche Kultur der osteuropäischen Kupferzeit, dort Äneolithikum genannt. Bestattungen wurden in Grabgruben vorgenommen, bei denen die in gestreckter Rückenlage Bestatteten mit Ocker bestreut wurden. Neben einzelnen individuellen Gräbern waren größere Gräber mit nacheinander eingebrachten Bestattungen üblich. Der frühe Gebrauch typischer spitzbodiger Transport-Keramik gleicht dem Verhalten anderer mesolithischer Kulturen. --- Die Samara-Kultur , um 5000 v.u.Z. war eine Kultur aus der Zeit des Neolithikums bis zur frühen Kupfersteinzeit an der mittleren Wolga. Ihr fo

Cucuteni-Tripolje-Kultur

Bug-Dnister-Kultur (ca. 6500–5000 v.u.Z.) ist eine neolithische Kultur in den Gebieten des heutigen Moldawiens und der Ukraine, die sich aus einer mesolithischen Tradition heraus entwickelte. Ab etwa 6200 v.u.Z.. die ersten Keramiken bekannt. Ab etwa 5800 v.u.Z.. führen Einflüsse der Starčevo-Kultur zu erheblichen Veränderungen, welche sich sowohl im Keramik-Stil als auch dem Wechsel vom Wildgras zu Einkorn, Emmer und Dinkel zeigen. Um 5500 v.u.Z. ändert sich der Stil der Keramik zu dem der Linearbandkeramik (LBK). Die Bug-Dnister-Kultur ging dann in der Cucuteni-Tripolje-Kultur auf. Die neolithische und äneolithische Cucuteni-Tripolje-Kultur wird etwa um 5000 bis 2750 v.u.Z. angesetzt. Die Wurzeln finden sich in den Kulturen Starčevo-Körös-Criș und Vinča des 6. bis 5. Jahrtausends und Einfluss der Bug-Dnjestr-Kultur (6500-5000 v.u.Z.). In der Frühphase wurde sie durch die Linearbandkeramik und Boian-Kultur beeinflusst. Die frühesten Siedlungen erschienen in der Phase A (5000–4300 v.u.

Entstehungsgeschichte des Gilgamesch-Epos

Sabina Franke: Fortschreibungsprozesse im/des Gilgamesch-Epos Ein Beitrag aus: Marianne Grohmann (Hg.) Identität und Schrift - Fortschreibungsprozesse als Mittelreligiöser Identitätsbildung Bereits aus der Zeit um 2800 lassen sich literarische Texte in sumerischer und akkadischer Sprache belegen. Die Texte aus der Akkadezeit (ca. 2350–2170 v.u.Z.) weisen nicht nur eine präzise Orthographie, sondern auch einen bewussten Umgang mit Sprache und ihren Ausdrucksmöglichkeiten auf. In der Ur-III-Zeit (ca. 2110–2000 v.u.Z.) werden die sumerisch sprachigen Texte in den großen Zentren wie Ur oder Nippur gesichtet und niedergeschrieben. In der nachfolgenden Isin-Larsa-Zeit (ca 2019–1763 v.u.Z.) verschriftete man wohl die über längere Zeiträume mündlich überlieferte Literatur. In der altbabylonischen Zeit (ca. 1900–1600 v.u.Z.) kam eine neue Aufgabe auf die Schreiber zu. Da die sumerische Sprache langsam ausstarb oder bereits ausgestorben war und durch das Akkadische verdrängt wurde, sahen sich di

Ayakala - Gouverneur von Umma

Einer der vielleicht am häufigsten bezeugten Siegelabdrucke aus dem Alten Orient ist eines der Siegel von Ayakala, dem Gouverneur von Umma. Es wird auf ca. 850 Tafeln verzeichnet. Auch Nin-ḫilia, die Frau von Ayakalla, sollte erwähnt werden. Ihre Tätigkeit war eng mit der sozialen Stellung ihres Mannes verbunden, da sie erst nach der Gouverneurszeit ihres Mannes in Quellen bezeugt ist und nie allein erwähnt wird. Aber sie war eine aktive Geschäftsfrau mit eigenem Zylindersiegel, die mehrmals in verschiedenen Dokumenten über Aktivitäten in Umma erscheint. 1. {d}szu-{d}suen  de: Šu-Suen,  2. lugal kal-ga  de: starker König,-  3. lugal uri5{ki}-ma  de: König von Ur,  4. lugal an-ub-da limmu2-ba  de: König des Himmels mit seinen vier Ecken:  1. a-a-kal-la  de: Ayakalla,  2. ensi2  de: Gouverneur  3. umma{ki}  de: von Umma,  4. ARAD2-zu de:  dein Diener. Text: Composite no. Q001841 Seal no. S000033 CDLI no. P430134 Foto: Christie's NYC Sale 3748 Lot 104 4 CDLI no.: P480716 Ur III (ca.

Brief: Getreidesteuer der Samarier

SAA 01, 220 CDLI P334789 neu-assyrisch (ca. 911-612 v.u.Z.) British Museum, London (o 1) Ein Brief von Arīḫu an Nabû-dūrī-uṣur. Meinem Herrn gute Gesundheit! (o 4) Was die Getreidesteuer der Samarier betrifft, so sollte mein Herr eine Mitteilung schicken, ob sie existiert oder nicht, und wir sollten uns damit zufrieden geben. Die Beamten sind passiv, sie bleiben, wo sie sind, sie gehen nicht hin, um ihre Arbeit zu tun, noch können wir ihnen Befehle geben. (r 4) Ich habe Sie seit letztem Jahr bis jetzt auf diese Weise um die Einnahmen gebeten, aber wir haben keinerlei Einnahmen erzielt. Schicken Sie jetzt einen Bescheid, ob er existiert oder nicht! ------ Um die geographisch-politischen und religiösen Aspekte hinsichtlich der Bevölkerung Samariens terminologisch klar zu unterscheiden, wird in der neueren Forschung von „Samariern“ (engl.: samarians) geredet, wenn alle (insbesondere die paganen) Bewohner der geographischen Region bzw. politischen Provinz Samarien gemeint sind; von „Samari

Brücke von Girsu

  In den 1920er und frühen 1930er Jahren gruben französische Archäologen in Girsu eine monumentale Ziegelstruktur aus, die bis zu 130 Fuß lang und 33 Fuß breit war und 11 Fuß hohe Wände hatte. Unsicher über den Zweck, nannten sie es die "rätselhafte Konstruktion". Basierend auf Satellitenbildern und Ausgrabungen der Landschaft, die die Struktur umgibt, identifizierte der Archäologe des British Museum, Sebastien Rey, Spuren eines alten Kanals, der einst direkt durch die Struktur gegangen war. Rey kam zu dem Schluss, dass die Struktur als Engpass gedient hatte, deren Breite in der Mitte auf etwa 12 Fuß reduziert wurde - schmal genug, um mit Brettern einer Brücke überspannt zu werden. Es handelt sich dabei um die bisher wohl früheste bekannte Brücke der Welt. Das Fundament der Brücke wurde aus gebrannten Ziegeln gebaut, die mit Bitumen beschichtet waren, um sie robust und wasserdicht zu machen. Auf 15 dieser Ziegel hat Reys Team Inschriften identifiziert, die die Struktur dem G