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Schöpfungsmythen antikes Griechenland

Hesiod : Die Theogonie (Geburten der Götter)

Urschöpfung: Himmel und Erde, Titanen (116-187)
Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde,
Breitgebrüstet, ein Sitz von ewiger Dauer für alle
Götter, die des Olymps beschneite Gipfel bewohnen
Und des Tartaros Dunkel im Abgrund der wegsamen Erde,
Eros zugleich, er ist der schönste der ewigen Götter;
Lösend bezwingt er den Sinn bei allen Göttern und Menschen
Tief in der Brust und bändigt den wohlerwogenen Ratschluß.
Aus dem Chaos entstanden die Nacht und des Erebos Dunkel;
Aber der Nacht entstammten der leuchtende Tag und der Äther.
Schwanger gebar sie die beiden, von Erebos' Liebe befruchtet.

Gaia, die Erde, erzeugte zuerst den sternigen Himmel
Gleich sich selber, damit er sie dann völlig umhülle,
Unverrückbar für immer als Sitz der ewigen Götter,
Zeugte auch hohe Gebirge, der Göttinnen holde Behausung,
Nymphen, die da die Schluchten und Klüfte der Berge bewohnen;

Auch das verödete Meer, die brausende Brandung gebar sie
Ohne beglückende Liebe, den Pontos; aber dann später
Himmelbefruchtet gebar sie Okeanos' wirbelnde Tiefe,
Koios und Kreios dazu und Iapetos und Hyperion,
Theia sodann und Rheia und Themis, Mnemosyne ferner,
Phoibe, die goldbekränzte, und auch die liebliche Tethys;

Als der jüngste nach ihnen entstand der verschlagene Kronos,
Dieses schrecklichste Kind, er haßte den blühenden Vater;

Auch die Kyklopen» gebar sie, die wildüberhebenden Herzens,
Brontes und Steropes auch und den finstergewaltigen Arges;
Diese dann gaben dem Zeus den Donner und schufen die Blitze.
Zwar in allem glichen sie sonst den ewigen Göttern,
Doch inmitten der Stirn lag ihnen ein einziges Auge,
Und so hatte man ihnen den Namen Kyklopen gegeben,
Weil auf der Stirn das Rund des einzigen Auges gelegen,
In ihren Werken aber lag Stärke, Gewalt und Erfindung.

Aber noch andere waren von Himmel und Erde entsprossen:
Drei ganz riesige Söhne, gewaltig, unnennbaren Namens:
Kottos, Briareos auch und Gyes, Kinder voll Hochmut.

Hundert Arme streckten aus ihren Schultern sich vorwärts,
Klotzig und ungefüg, und fünfzig Köpfe entsproßten
Jedem aus seinen Schultern auf starken, gedrungenen Gliedern.
Grausig war Kraft und Wucht, sie glichen gewaltigen Riesen.

Denn von allen, die so aus Gaia und Uranos stammten,
Waren die schrecklichsten sie, verhaßt dem eigenen Vater
Gleich von Anfang. Sobald von ihnen einer geboren,
Barg er sie alle und ließ sie nicht zum Lichte gelangen,
Tief im Schoße der Erde, sich freuend der eigenen Untat,
Uranos. Aber es stöhnte im Innern die riesige Erde
Grambedrückt und sann auf böse, listige Abwehr;

Und sie formte sogleich ein graues Eisengebilde,
Eine gewaltige Sichel; den lieben Kindern zur Lehre
Sprach sie ermutigend so, bekümmert im eigenen Herzen:
»O ihr Kinder von mir und dem grausigen Vater, sobald ihr
Willig, mir zu gehorchen, so rächt an dem eignen Erzeuger
Schlimme Schmach; zuerst hat ja er selber gefrevelt.«

Sprachs, und alle erfaßte Entsetzen, und keiner von ihnen
Redete; nur der große, der listenmächtige Kronos
Gab, von Mut beseelt, der erhabenen Mutter die Antwort:
»Mutter, so will denn ich dir dies versprechen und möchte
Gern das Werk vollenden, denn unser verrufener Vater
Kümmert mich wenig, zuerst hat er ja übel gehandelt.«

Sprachs; da freute im Herzen sich sehr die gewaltige Gaia,
Barg ihn in sicherm Versteck und gab eine zahnige Sichel
Ihm in die Hände und lehrte ihn lauter listige Schliche.

Ankam mit der Nacht der gewaltige Uranos, sehnend
Schlang er sich voller Liebe um Gaia und dehnte sich endlos
Weit. Da streckte der Sohn aus seinem Verstecke die linke
Hand und griff mit der rechten die ungeheuerlich große,
Schneidende, zahnige Sichel und mähte dem eigenen Vater
Eilig ab die Scham und warf im Fluge sie wieder
Hinter sich; sie entflog nicht eitel und unnütz den Händen.

Denn die blutigen Tropfen, so viel sie niedergeronnen,
Sammelte alle die Erde; im Lauf der kreisenden Jahre
Schuf sie Erinyen draus, gar starke und große Giganten,
Waffenleuchtende Riesen, die ragende Lanze in Händen,
Nymphen auch, melische nennt man sie auf unendlicher Erde. 


Geburt der Aphrodite (188-210)
Aber sobald er die Scham mit der stählernen Sichel geschnitten
Und sie vom Lande geworfen hinab in das brandende Weltmeer,
Trieb sie lange dahin durch die flutenden Wellen; da hob sich
Weißlicher Schaum aus unsterblichem Fleisch, es wuchs eine Jungfrau
In ihm empor, sie nahte der heiligen Insel Kythere
Erst, doch gelangte sie dann zum ringsumflossenen Kypros.

Aus stieg dort die Göttin, die hehre, herrliche; Blüten
Sproßten unter den Schritten der Füße, und Götter und Menschen
Nennen sie nun Aphrodite, weil sie aus Aphros, dem Schaume,
Aufwuchs, auch Kythereia, weil sie Kythere sich nahte,
Schaumgeborene Göttin und Kythereia im Kranzschmuck,
Kyprosentstandene auch, weil entsprossen der Brandung von Kypros
Und auch schamerfreute, weil aus der Scham sie entsprossen.

Eros geleitete sie, und der herrliche Himeros folgte,
Als die soeben Geborne zur Sippe der Götter emporstieg.
Dieses Ehrenamt und Anteil ward ihr von Anfang,
Unter den Menschen sowohl wie unter den ewigen Göttern:
Jungfräuliches Gekose und frohes Lachen und Arglist,
Süßes Ergötzen und Wonne und Liebe und schmeichelnde Milde.

Aber die anderen schalt der Vater mit Namen Titanen,
Söhne, die Uranos einst, der gewaltige, selber erzeugte;
Sagte er doch, sie hätten gestrebt nach Frevel und böse
Taten verübt, drum würden sie später der Rache verfallen.


Nachtgeburten (211-232)
Nacht gebar das Schicksal, das grause, das finstere Ende,
Und sie gebar den Tod, den Schlaf und die Sippe der Träume,
Momos, den Tadler, und auch die schmerzbereitende Drangsal.

Keinem gesellt gebar die finstere, nächtige Göttin
Auch die Hesperiden, die überm Okeanosstrome
Köstliche goldene Äpfel an fruchtbaren Bäumen betreuen.
Ferner die Moiren und Keren, die rachestrafenden, schuf sie,
Klotho und Lachesis und auch Atropos, die da den Menschen
Bei der Geburt bereits ihr Glück und Unglück bestimmen.

Ja, die Vergehungen rächen sie bei den Menschen und Göttern;
Nie erlahmen die Hehren in ihrem entsetzlichen Ingrimm,
Eh sie nicht den gezüchtigt, der schwere Frevel verübte.

Nemesis auch gebar sie, die Drangsal der sterblichen Menschen,
Sie, die verderbliche Nacht, danach Betrug und Umarmung,
Auch das unselige Alter und Eris, die harte und starke.

Aber die düstere Eris gebar die peinvolle Mühsal,
Hunger, Vergessenheit auch und tränenerregenden Kummer,
Schlachtgetümmel und Tötung und Kämpfe und Männergemetzel,
Hader und Lug und Trug und Widerrede und Rede,
Rechtsverletzung, Verblendung, eng miteinander vereinigt,
Endlich den Eid, der am meisten den erdbewohnenden Menschen
Schadet, wenn voller Absicht ein Mann einen Meineid geleistet.


Geburt des Zeus (453-506)
Rheia, von Kronos bewältigt, gebar hellstrahlende Kinder:
Hestia und Demeter, die goldsandalene Hera
Und den gewaltigen Hades im unterirdischen Hause
Grimmigen Herzens, sodann den brausenden Ländererschüttrer
Und den beratenden Zeus, den Vater der Götter und Menschen,
Der mit des Donners Gewalt die Weiten der Erde durchwettert.

Alle diese verschlang der gewaltige Kronos, sobald sie
Ihm auf die Knie gesetzt aus dem Schoße der heiligen Mutter,
Denn er erwog, es solle ihm keiner der Uranionen
Herrscherehren im Kreis der erlauchten Götter genießen.

Hörte er doch von der Erde und von dem sternigen Himmel:
Künftiger Sturz sei ihm bestimmt von dem eigenen Sohne,
Trotz seiner eigenen Stärke durch Zeus, des erhabenen, Arglist.
Darum ließ er nicht ab, zu wachen, und stellte den eignen
Kindern nach und fraß sie zu Rheias unsäglicher Trauer.

Als ihr daher bestimmt, den Vater der Götter und Menschen,
Zeus, zu gebären, da flehte sie zu den eigenen, teuren
Beiden Eltern, zur Erde und zu dem sternigen Himmel,
Listigen Rat zu ersinnen, damit sie verborgen gebäre
Ihren geliebten Sohn und an seinem Vater die Untat
Räche, weil seine Kinder der listige Kronos verschlungen.

Willig vernahmen sie beide die Worte der Tochter, gehorchten
Gern und verkündeten ihr, was noch in Zukunft beschieden
Kronos, dem Herrscher, und auch seinem eignen, gewaltigen Sohne,

Sandten sie dann nach Lyktos, den fetten Gefilden in Kreta,
Denn da sei ihr bestimmt, ihr jüngstes Kind zu gebären,
Den gewaltigen Zeus. Den nahm ihr die riesige Gaia
Ab im räumigen Kreta, um seiner nährend zu pflegen.

Rheia eilte und brachte ihn erst durch das nächtige, schnelle
Dunkel nach Lyktos und barg ihn aus der Hände Behütung
In einer riesigen Höhle, im Schoße der heiligen Erde,
Im aigaiischen Berg, dem waldigen, schattenumhüllten,
Wickelte dann einen riesigen Stein in die Windeln und brachte
Ihn dem Uranossohn, dem früheren König der Götter.

Der aber packte ihn gleich und schlang ihn gierig hinunter.
Tor, der nicht im Herzen bedachte, daß ihm in Zukunft
Statt des Steines sein Sohn noch unbezwingbar und sorglos
Blieb; der sollte ihn bald mit Kraft und Händen bezwingen
Und seiner Würde entkleiden und selbst bei den Ewigen herrschen.

Schnell aber stärkten sich schon die Kraft und die glänzenden Glieder
Des Gebieters. Es spie im Lauf des kreisenden Jahres,
Von dem trefflichen Rat der Gaia listig bezwungen,
Seine Sippe zurück der starke, verschlagene Kronos,
Ganz besiegt durch die Künste und Kräfte des eigenen Sohnes.

Erst erbrach er den Stein, den er als letzten verschlungen;
Den befestigte Zeus auf der weitumwanderten Erde
In dem heiligen Pytho am Hang des hohen Parnassos,
Als ein künftig Zeichen und Wunder den sterblichen Menschen.

Zeus befreite die Brüder des Vaters von schmählichen Fesseln,
Uranos' Sippe, die einst der Vater voll Tollheit gebunden.

Jene vergaßen nicht des Danks für erwiesene Wohltat,
Schenkten ihm den Donner dafür und des blendenden Blitzstrahls
Feurigen Glanz. Die barg zuvor die gewaltige Erde,
Und im Vertrauen auf sie gebeut er nun Menschen und Göttern.


Göttinnen und Menschen (965-1022)
Nun der Göttinnen Sippe verkündet, olympische Musen,
Lieblich singende Töchter des aigisschüttelnden Vaters,
Wieviel ihrer geruht zur Seite sterblicher Männer,
Selbst unsterblich, und Kinder, die götterähnlich, geboren:

Ja, Demeter gebar, die heilige Göttin, den Plutos,
Als mit Iasios sie auf dreimal gelockertem Brachfeld
Zärtlicher Liebe gepflogen in Kretas fetten Gefilden,
Plutos, den herrlichen, der durchwandert Länder und Meere
Rings, und wer ihm begegnet und wem er läuft in die Hände,
Den bereichert der Gott und leiht ihm Segen die Fülle.

Auch dem Kadmos gebar Harmonia, Tochter der Kypris,
Ino, Semele dann und die wangenzarte Agaue
Und Autonoe; die Aristaios, der wallend umlockte,
Freite, und dann Polydoros im starkummauerten Theben.

Aber Kallirrhoe, die sich dem herzensstarken Chrysaor
Liebend einte, bewältigt von Aphrodite, der goldnen,
Sie, des Okeanos Tochter, gebar ihm den kräftigsten Menschen,
Den Geryoneus, den dann Herakles' Stärke bezwungen
Wegen wandelnder Rinder im Inselland Eurytheia.

Eos gebar dem Tithonos den erzgepanzerten Memnon,
König der Aithiopen, Emation auch, den Gebieter.

Auch einen leuchtenden Sohn ließ sie dem Hephaistos erblühen,
Phaethon, einen Mann, gewaltig und ähnlich den Göttern.

Diesen, als er noch klein in zarter, blühender Jugend
Und ein spielendes Kind, entrückte die lächelnde Göttin
Aphrodite und brachte in ihre heiligen Häuser
Ihn als mächtigen Hüter im Tempel und göttlichen Dämon.

Und des Aietes Tochter, des gortgeborenen Herrschers,
Führte des Aison Sohn nach dem Rate der ewigen Götter
Von Aietes hinweg nach schwerer Kämpfe Beendung,
Die ihm der große König so viele voll Übermut auftrug,
Pelias, dieser wilde und schlimme, trotzige Frevler.

Als er die Mühen bestanden, kam er zurück nach Iolkos
Heimwärts auf dem Schiff mit der augenprächtigen Jungfrau,
Aisons Sohn, und freite sie als seine blühende Gattin.

Und von Liebe berückt zu Iason, dem Hirten der Völker,
Schenkte sie ihm Medeios, und den erzog im Gebirge
Chiron, Philyres Sohn. So ward Zeus' Wille vollendet.

Von den Töchtern des Nereus, des greisen Gebieters der Salzflut,
Schenkte Psamathe erst, die erhabene Göttin, dem Helden
Aiakos den Phokos, von Kypris mit Liebe bewältigt.

Peleus aber bezwang die silberfüßige Thetis,
Und die Göttin gebar ihm Achilleus, den mächtigen Sieger.

Den Aineias gebar Kythereia, die herrlich bekränzte,
Als sie dem Helden Anchises in zärtlicher Liebe verbunden,
Auf den waldigen Höhen des schluchtendurchzogenen Ida.

Kirke, des Helios Tochter, des leuchtenden Hyperionen,
Schenkte dem großen Dulder Odysseus, in Liebe verbunden,
Agrios und Latinos, den starken, herrlichen Helden,
Und den Telegonos auch, durch Aphrodite bezwungen.

Diese weit in der Ferne im Schoße der heiligen Inseln
Wurden Gebieter von all den edlen, berühmten Tyrsenern.

Und den Nausithoos schenkte die hehre Göttin Kalypso
Und den Nausinoos auch dem Odysseus, liebebewältigt.

Diese unsterblichen Frauen gebaren sterblichen Männern
Kinder im Liebeslager, die ähnlich den ewigen Göttern.

Nun verkündet den Stamm der Weiber, ihr liederbeglückten,
Olympiadischen Musen, des Aigiserschütterers Töchter.



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APOLLODOROS
Leto, Geburt von Apollon und Artemis

(1) Uranos (Himmel) bemächtigte sich als erster der ganzen Welt. Er heiratete Gê (Erde) und zeugte als erste die sogenannten Hekatoncheires (die Hundertarmigen): Briareos, Gyes, Koios, die sowohl an Größe als auch an Mächtigkeit unübertroffen waren, da sie je hundert Arme und je fünfzig Köpfe hatten. Und nach diesen gebar Gê ihm die Kyklopen (Kreisaugen), nämlich Arges, Steropes, Brontes, von denen jeder ein einziges Auge auf der Stirn hatte.

(2) Doch diese fesselte Uranos und warf sie in den Tartaros, dies ist ein finsterer Ort im Hades, so weiten Abstand von der Erde habend wie vom Himmel die Erde, und zeugt wiederum Kinder mit der Erde: als Söhne die so bezeichneten Titanen, nämlich Okeanos, Koios, Hyperion, Kreios, Iapetos und als jüngsten von allen Kronos; als Töchter die sogenannten Titaninnen, nämlich Tethys, Rhea, Themis, Mnemosyne, Phoibe, Dione, Theia.

(3) Doch Gê, empört über die Beseitigung ihrer in den Tartaros geworfenen Söhne, überredet die Titanen, gegen ihren Vater aufzustehen, und gibt die harteiserne Sichel dem Kronos.
Die aber – außer Okeanos – greifen ihn an, und Kronos schneidet die Schamteile seines Vaters ab und schleudert sie ins Meer. Aber aus den Tropfen des fließenden Blutes entstanden die Erinyen, nämlich Alekto, Tisiphone, Megaira. Und nachdem sie ihn aus der Herrschaft vertrieben hatten,
führten sie ihre in den Tartaros hinabgeschickten Brüder wieder herauf und übergaben die Herrschaft dem Kronos.

(4) Der aber fesselte diese aufs neue und schloß sie im Tartaros ein und heiratete dann seine Schwester Rhea; und da Gê und Uranos ihm prophezeiten, indem sie sagten, ihm werde von seinem eigenen Sohn die Herrschaft weggenommen, verschlang er die jeweils geborenen Kinder.
Und als erste verschlang er nach ihrer Geburt Hestia, danach Demeter und Hera, nach diesen Pluton und Poseidon.

(5) Darüber erzürnt kommt nun Rhea nach Kreta, als sie gerade mit Zeus schwanger ist, und gebärt in einer Höhle des Dikte-Gebirges Zeus. Und diesen gibt sie zum Aufziehen den Kureten und den Nymphen-Töchtern des Melisseus, Adrasteia und Ide. Diese zogen also das Kind mit der Milch der Amaltheia auf; die Kureten aber bewachten in Waffen den Säugling in der Höhle und schlugen ständig mit den Speeren an die Schilde, damit Kronos nicht des Kindes Stimme höre. Rhea aber wickelte einen Stein in Windeln und gab ihn Kronos zum Verschlingen, als wär's das geborene Kind.

(6) Nachdem Zeus aber herangereift ist, nimmt er Metis, die Tochter des Okeanos, zur Mitwirkenden;
diese gibt Kronos ein Mittel zum Verschlingen, durch das jener gezwungen, zuerst den Stein erbricht,
darauf die Kinder, die er verschlungen hatte; mit ihnen trug Zeus den Krieg gegen Kronos und die Titanen aus. Aber als sie zehn Jahre lang kämpften, weissagte Gê Zeus den Sieg, wenn er die in den Tartaros Hinabgeschickten als Mitkämpfer habe. Der aber tötete die Wächterin über deren Fesseln, Kampe, und befreite sie.

(7) Und da geben die Kyklopen Zeus den Donner und den Blitz und den Wetterstrahl,
Pluton die Hundsfellkappe, Poseidon den Dreizack; die aber, damit bewaffnet, überwältigen die Titanen, schlossen sie im Tartaros ein und setzten die Hundertarmigen als Wächter ein.
Sie selbst aber losen um die Herrschaft, und Zeus erlangt die Macht im Himmel, Poseidon die im Meer, Pluton die im Hades.

(8) Es wurden aber von den Titanen Nachkommen geboren; von Okeanos und Tethys: die [dreitausend] Okeaniden: Asia, Styx, Elektra, Doris, Euronome, Amphitrite, Metis;
von Koios und Phoibe: Asteria und Leto; von Hyperion und Theia: Eos, Helios, Selene;
von Kreios und Eurybia, der Tochter des Pontos: Astraios, Pallas, Perses; von Iapetos und Asia [der Okeanostochter]: Atlas, der den Himmel mit seinen Schultern hält, und Prometheus und Epimetheus und Menoitios, den Zeus im Titanenkampf mit dem Wetterstrahl schlug und in den Tartaros hinabschickte.

(9) Und es wurde dann von Kronos und Philyra Cheiron geboren, der zweigestaltige Kentaur;
von Eos und Astraios (Sternmann): die Winde (Anemoi) und die Sterne (Astra); von Perses und Asteria (Sternfrau): Hekate; von Pallas und Styx [der Okeanostochter]: Nike (Sieg), Kratos (Stärke), Zelos (Eifer), Bia (Gewalt). Das Wasser der Styx aber, das aus einem Felsen im Hades fließt,
machte Zeus zum Eidgaranten, indem er ihr diese Ehre dafür gab, daß sie für ihn gegen die Titanen zusammen mit ihren Kindern gekämpft hatte.

10) Von Pontos (Meer) aber und Gê: Phorkos, Thaumas, Nereus, Eurybia, Keto.
Von Thaumas nun und Elektra: Iris und die Harpyien Aello und Okypete;
von Phorkos und Keto: die Phorkiden, die Gorgonen, die wir besprechen, wenn wir Perseus behandeln;

(…)

(21) Von den Töchtern des Koios aber machte sich Asteria einer Wachtel ähnlich und warf sich ins Meer, weil sie vor dem Zusammensein mit Zeus floh. Und eine Stadt ist nach jener zuerst Asteria benannt, später aber Delos. Leto aber kam mit Zeus zusammen und wurde deshalb von Hera über die ganze Erde getrieben, bis sie nach Delos kam und dort als erste Artemis, später, von dieser als Hebamme entbunden, Apollon gebar.

(22) Artemis nun übte die Tierhatz aus und blieb so Jungfrau; Apollon aber lernte von Pan, dem Sohn des Zeus und der Thymbris, die Orakelkunst und kam so nach Delphi,
wo damals Themis Weissagungen verkündete. Als aber die das Orakel behütende Schlange Python ihn zu hindern versuchte, an den Erdschlund heranzugehen, beseitigt er diese und übernimmt das Orakel. 

(23) Er tötet nicht lange danach auch Tityos, der ein Sohn des Zeus und der Tochter des Orchomenos, Elare, war, die Zeus, nachdem er mit ihr zusammengekommen war, aus Angst vor Hera unter der Erde verborgen hatte, und den von ihr ausgetragenen Sohn, den übergroßen Tityos, brachte er herauf ans Licht. Als dieser Leto auf ihrem Weg nach Pytho erspäht, versucht er, von Verlangen ergriffen, sie an sich heranzuziehen; die aber ruft ihre Kinder herbei, und sie schießen ihn mit dem Bogen nieder. Gezüchtigt wird er aber auch noch nach dem Tod, denn Geier fressen im Hades an seinem Herzen. 

(…)

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zu Platon/Calcidius : Timaios/Timaeus: http://12koerbe.de/pan/timaios.htm



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