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Schöpfungsmythen der Aborigines/Australien


Wie das Land entstand 
Zu Anbeginn gab es nur das große Salzwasser. Aus den Tiefen stieg Ungud, die Regenbogenschlange, empor. Steil richtete sie sich auf und warf ihren Bumerang in einem weiten Umkreis über das Meer. Mehrmals berührte der Bumerang auf seinem Flug die Fläche des Salzwassers, und dort schäumte das Wasser auf, und glattes, ebenes Land kam zum Vorschein. Ungud wanderte über dieses neue, weiche Land und legte viele Eier, aus denen neue Urzeitwesen schlüpften. Es waren die Wondjina, und sie wanderten in alle Richtungen.


Wie die ersten Männer entstanden
Vor langer Zeit schuf Pund-jel der große Schöpfergeist alle Dinge auf der Erde und alle Lebewesen, außer den Frauen. Er trug ein großes Steinmesser bei sich, und als er die Erde schuf, zerschnitt er sie an vielen Stellen, so dass Berge, Täler und Wasserläufe entstanden. Dann schnitt er mit seinem Messer drei größere Rindenstücke. Auf das erste legte er feuchten Ton, den er so lange bearbeitete, bis er glatt und formbar wurde. Dann schnitt er den Ton in zwei gleich große Stücke und trug die eine Hälfte zu dem zweiten Rindenstück, auf dem er die Tonmasse zu kneten und in die Form eines Mannes zu verwandeln begann. Erst formte er Füße, dann Beine, Rumpf, Arme und schließlich den Kopf. Danach schuf er den Körper eines zweiten Mannes auf dem dritten Rindenstück. Als er seine Arbeit beendet hatte, betrachtete er die beiden Männer lange Zeit und war so zufrieden mit seinem Werk, dass er im Kreis um sie herumtanzte. Als nächstes zog er faserige Rinde von einem Eukalyptusbaum ab und legte jedem Mann einen Haarschopf auf den Kopf - dem einen Mann gab er glattes und dem anderen gelocktes Haar. Wieder war er mit seiner Geschöpfen so zufrieden, dass er zu tanzen anfing. Nachdem er die Körper der beiden Gestalten noch einmal von Kopf bis Fuß geglättet hatte, legte er sich auf den Körper eines jeder Mannes und flößte ihnen seinen Atem ein durch Mund, Nase und Nabel. Die beiden Männer begannen zu atmen und sich zu bewegen. Pund-jel tanzte ein drittes Mal um sie herum. Dann schenkte er ihnen die Gabe der Sprache und befahl ihnen aufzustehen. Und so standen sie auf als erwachsene Männer.


Wie die ersten Frauen geschaffen wurden 
(Pund-jel hatte einen Bruder mit Namen Pal-ly-yan. Pal-ly-yan besitzt absolute Macht über alle Gewässer. Er beherrscht alle Lebewesen des Wassers, und am liebsten vertreibt er sich die Zeit mit Schwimmen und Tauchen.)

Eines Tages vergnügte sich Pal-ly-yan in einer sehr tiefen Wasserstelle. Er schlug übermütig mit flachen Händen auf die Wasseroberfläche, bis sich das Wasser zu trüben begann. Er wirbelte dabei so viel Schlamm auf, bis das Wasser undurchsichtig wurde und sich die Wasserstelle in ein Schlammloch verwandelte. Zwar konnte Pal-ly-yan nicht mehr erkennen, was sich unter der Oberfläche des Schlamms befand, doch glaubte er, darin etwas erkannt zu haben. Als er vorsichtig mit einem Zweig den Schlamm teilte, erkannt er ein Paar Hände, wie sie Pund-jel seinen Männern geformt hatte. Da holte sich Pal-ly-yai einen starken gekrümmten Ast, mit dem er den Schlamm tiefer teilte, worauf zwei Köpfe auftauchten, die den Köpfen von Pund-jels Männern ähnelten. Mit dem gekrümmten Ast fischte Pal-ly-yan die beiden Gestalten aus dem Schlamm und sah, dass es zwei junge Frauen waren. Er brachte sie zu Pund-jel, der sie den beiden von ihm geschaffenen Männern zur Frau gab. Dann gab er jedem Mann einen Speer, und Pal-ly-yan gab jeder Frau einen Grabstock. Er bestimmte, dass sie in Frieden miteinander leben sollten. Er befahl den Männern, ihre Speere in der Jagd auf Känguruhs und Emus zu benutzen, und den Frauen sagte er, dass sie mit ihren Stöcken nach Nahrung graben sollten. Drei Tage lang blieben Pund-jel und Pal-ly-yan bei den beiden Paaren, unterwiesen die Männer in der Jagd und zeigten den Frauen, wo sie nach Wurzeln graben sollten. Am dritten Tag, als sie sich alle niedergesetzt hatten, kam ein großer Sturm auf, und Pund-jel und Pal-Iy-yan entschwanden in einem großen Wirbelsturm.




Beginn der Traumzeit 
Die Traumzeit begann, als die Erde noch ein öder, leerer Klumpen war. Die Ahnen schliefen noch unter der Oberfläche und durchbrachen dann aus dem Schlaf erwachend die Erdkruste.
Eines Tages erwachte die Regenbogenschlange und wühlte sich durch das Land. Sie schob Steine beiseite, warf Hügel auf und hinterließ tiefe Gruben, in denen sich das Wasser sammeln sollte. So schlängelte sie sich um die ganze Erde und kehrte wieder an den Ursprungsort zurück. Dort rief sie die Frösche, die allerdings sehr lange brauchten um an die Oberfläche zu gelangen, denn ihre Bäuche waren voll mit Wasser.
Sie kitzelte die Frösche, die daraufhin lachten und das Wasser ausspiehen. Das Wasser verteilte sich und füllte die von der Schlange erzeugten Gruben. Es entstanden die Seen und Flüsse.
Nun begann auch das Gras und die Bäume zu wachsen. Das Leben begann.
Die Regenbogenschlange erließ Gesetze, die alle befolgten. Doch einige der Tiere waren streitsüchtig und so sprach die Schlange: "Diejenigen, die meine Gesetze befolgen, werden belohnt und erhalten einen menschlichen Körper. Die anderen aber, verwandle ich in Stein, auf das sie nie mehr über die Erde wandern können".
Die nun zu Menschen gewordenen Tiere erhielten ein Totem, nämlich jenes aus welchem sie waren. Und um immer reichlich Nahrung zu haben, durfte kein Stamm die Tiere seines eigenen Totems essen, immer nur das der anderen Totems.
Nur so konnten die Stämme nebeneinander leben und Frieden halten.




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