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Es werden Posts vom März, 2022 angezeigt.

Frauen im alten und kaiserlichen China

Die chinesische Geschichte kannte zwar durchaus herausragende und sogar mächtige Frauen, doch nach der traditionellen Geschlechterrolle der Frau sollte sie innerhalb ihres Heims bleiben und nur dort arbeiten, möglichst ungebildet sein und sich den männlichen Familienmitgliedern unterordnen. Die Lehren des staatstragenden Konfuzianismus, die sich im Laufe der Zeit verhärteten, werden als wichtigster Faktor in der Unterdrückung der Frau wahrgenommen. In einer viele Jahrhunderte währenden Entwicklung wurden Frauen allmählich weiter degradiert: Sie durften keinen Besitz haben, mussten sich die Füße verstümmeln und wurden nicht als eigenständige Personen, sondern sogar als Handelsware betrachtet. Zwar gab es innerhalb der Kulturen Chinas durchaus Ausnahmen sowie auch staatliche Reformversuche, doch substantielle Verbesserungen in der Situation der Frau kamen erst mit der chinesischen Revolution. In der vorkonfuzianischen Zeit nahmen Frauen aktive Rollen quer durch die Gesellschaft ein und G

Grüne Tempeltürme und die Hängenden Gärten von Babylon

 nach: Michael P. Streck „der das gigunû-Heiligtum der (Sonnen-)Göttin Aja mit Grün bekleidet hat.“ (Kodex Hammurapi ii 26–27) Diese Stelle hat inzwischen eine Parallele im altbabylonischen Epos Erra und Narām-Sîn. Narām-Sîn, König von Akkad, verspricht dem in der babylonischen Stadt Kutha wohnenden Gott Erra: „Dein kikunnû-Heiligtum will ich mit Grün bekleiden.“ Waetzoldt (2005) : In den präsargonischen Inschriften nannte man eine Hochterrasse mit dem Hochtempel Gi-gù-na, während dieser Begriff ab Gudea und Urnamma in der Ur-III-Zeit auf Stufenturm (= Ziqqurrat) mit Hochtempel eingeengt wurde. In den beiden oben zitierten Textstellen aus altbabylonischer Zeit ist also von grünen Stufen- oder Tempeltürmen die Rede. Lambert (1973) : Das 'Grün' waren entweder natürliche Bäume oder Darstellungen von ihnen, da der Gigunnû in frühen Texten als 'Wald' beschrieben wird.  Powell (1992) : ... Giguna (wird) häufig mit tir, 'Wald', assoziiert, (was) eine enge Verbin

Das Ansehen eines altorientalischen Herrschers bei seinen Untertanen

Das Ansehen eines altorientalischen Herrschers bei seinen Untertanen Walther Sallaberger „Von Enlil berufener Hirte“, „Erstürmer der vier Weltgegenden“, „Schirm des Landes“, „ungestümer Wildstier“, „frommer Fürst“, „Sonne von Babylon, der das Licht über dem Land Sumer und Akkad aufgehen lässt“ : mit solchen Epitheta wurde Ḫammurapi von Babylon in seiner berühmten Gesetzesstele vorgestellt. In königlichen Texten steht der König allein im Fokus, aber eine stabile Herrschaft impliziert, dass der König sein Volk an sich band und sich nicht allein auf die Legitimation innerhalb seiner Ideologie berufen konnte. dafür gab es verschiedene Methoden. 1. Die Perspektive des Herrschers Wertvoller für die Frage, sind vereinzelte Aussagen über die Abhängigkeit des Königs von der Zustimmung seines Volkes. Ein Grenzdokument des präsargonischen Herrschers Enmetena von Lagaš bietet da einen Ansatz: "Wenn der Mann von Umma den Grenzdeich Ningirsus, den Grenzdeich Nanšes überschreiten will, um gewalt

Pfahlbauten

Pfahlbauten sind Holzbauten auf Pfählen an Flüssen, an oder in Seen, in Sümpfen oder am Meer, sie sind aus der Zeit vom 5. bis zum 1. Jahrtausend v.u.Z. in Europa dokumentiert, insbesondere im alpinen Raum. Ein Teil der prähistorischen Pfahlbauten stand lediglich auf feuchtem Grund am Ufer von Seen und wird daher heute Feuchtbodensiedlung genannt. Sie waren nur durch einen späteren Seespiegelanstieg unter die Wasserlinie geraten und zunächst irrtümlich für echte Pfahlbauten (im Wasser stehend) gehalten worden. Mit fortschreitender Ausgrabungstätigkeit an den alpinen Seen wurden aber immer mehr echte Pfahlbauten, die nur saisonal bei Niederwasserständen trocken fielen, gefunden. Pfahlbausiedlungen und Pfahlbauten sind nach den neuesten Untersuchungen ( Dunning & Hafner, 2004 sowie Schöbel 2005) wieder als Begriffe akzeptiert. Damit ist der langandauernde „Pfahlbaustreit“ um die Lage dieser Siedlungen beendet. Pfahlbauten dienten unter anderem der Absicherung gegen Hochwasser, Raubt

Das Grab des Tut-ench-Amun (Howard Carter)

Howard Carter (1874 -1939), wurde 1922 durch die Entdeckung des nahezu unberaubten Grabes des Tutanchamun (KV62) im Tal der Könige in West-Theben bekannt. Darüber schroeb er dann in einem seiner Bücher: "Das Grab des Tut-ench-Amun" (Textauszug aus der Einleitung des Buches) Im 16. Jahrhundert v. Chr. gelang es oberägyptischen Fürsten die Hyksos zu vertreiben, ein asiatisches Volk, das Ägypten länger als ein Jahrhundert in Besitz hatte. Als Könige einer neuen, der 17. Dynastie gaben sie Ägypten seine Unabhängigkeit zurück. Mit der Vertreibung der Hyksos und der Wiederherstellung des Staates begann die dritte Blütezeit des Pharaonenreiches, das »Neue Reich«, und an Stelle von Memphis wurde jetzt Theben die Hauptstadt. Mit König Thutmosis I. kam die 18. Dynastie auf den Thron. Am Ende dieser Dynastie, die das Niltal von 1580 bis 1350 v. Chr. beherrschte, stehen die Königsgestalten des religiösen Reformators Echnaton (Amenophis IV.) und des Tut-ench-Amun. Im Jahre 1375 v. Chr. k

Assyrischer Geheimdienst

Einer von Sargons Geheimagenten ist namentlich aus den Tontafelarchiven in Ninive bekannt: Assur-resuja (Aššur-reṣuwa) residierte offiziell als Gesandter des assyrischen Königs im südurartäischen Fürstentum Kumme. Von dort aus organisierte er die Ausspähung von Urartu. Unter der stets wiederkehrenden Eingangsformel „An den König, meinen Herrn: Euer Diener Assur-resuja. Gesundheit für den König, meinen Herren“ berichtet er in zahlreichen Keilschriftbriefen an den assyrischen Hof, u.a. auch Berichte über Schmuggeleien an der Grenze. Doch die Meldungen des Top-Agenten brechen dann abrupt ab. Unter Umständen ist er bei einem Aufstand in Kumme umgekommen. Vielleicht ist er aber auch nach Agenten-Art von urartäischen Geheimdienstlern liquidiert worden. Das Spionagenetz, so finden die Forscher immer deutlicher heraus, war flächendeckend und eine tragende Säule der altorientalischen Reiche – im Inneren wie in der Außenpolitik. „Das war ein hocheffizientes, durchorganisiertes Gebilde“, liest

Melammu - Schreckensglanz und Heiligenschein

Zur frühen Geschichte von melammu Wladimir W. Emelianow Staatliche Universität St. Petersburg Der Begriff  "melammu" (me-lam2) wird als "furchterregende Ausstrahlung oder Aura" übersetzt und ist aus verschiedenen sumerisch-babylonischen Werken bekannt. Während A. Leo Oppenheim um 1943 annahm, dass es sich dabei um eine Maske handelt, die von den mašmaššu-Priester aufgesetzt wurde, untersuchte E. Cassin 1968 das Wort gründlich, vor allem auf der Grundlage akkadischer Quellen  und formulierte die grundlegenden Eigenschaften des göttlichen Lichts (oder Charismas). Aus ihrem Werk wird deutlich, dass der Begriff des Charismas untrennbar mit den Vorstellungen von Weisheit, Licht, Reinheit, Kraft, sexueller Anziehungskraft, sexueller Macht, Jugendlichkeit und Schönheit verbunden ist. Der Begriff me-lam2 ist ein zusammengesetztes Substantiv, das aus zwei Teilen besteht: me und lam2. Für die grundlegende Bedeutung von me ("Lebenskraft", "Lebenswille", &qu

Gongsun Longzi - das Weiße Pferd

Gongsun Longzi ist das einzige noch vorhandene Werk eines Vertreters einer Schule, die in den Quellen aus der Han-Dynastie als Míng jiā (wörtlich Schule der Namen) bezeichnet wird. In der westlichen Literatur hat sich die Bezeichnung "Chinesische Sophisten" durchgesetzt. Als Autor dieses Büchleins wird ein Gongsun Long (ca. 320 – 250 v. Chr.) angenommen. Aus der Zeit der "Streitenden Reiche" stammen auch die ältesten Funde chinesischer Malerei. Der Gegenstand folgender Diskussion ist eigentlich die Bedeutung der nichtformalen Sprache, genauer des korrekten Gebrauches des Wortes sein (Im Sinne von Zugehörigkeit): A: "Zugehörigkeit ist gegeben, wenn ein Element einer Menge von Gegenständen mit einer bestimmten konstanten Eigenschaft zugeordnet werden kann, ohne dass alle Eigenschaften der Elemente der Menge gleich sein müssen." B: "Zugehörigkeit ist nur dann gegeben, wenn ein Element einer Menge von Gegenständen nur dann zugeordnet werden kann, wenn a