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Mythologie und Phylogenese

"Die Urahnen der großen Mythen" - Julien d'Huy

Anthropologen und Ethnologen analysieren Märchen, Mythen und Sagen, um Entwicklungslinien aufzudecken. Mit den Algorithmen von Genetikern verfolgen sie die Evolution der "Mythenfamilien" bis in vorgeschichtliche Zeit – und rekonstruieren deren Urformen.


Computeranalyse uralter Legenden

1. Drei Mythenfamilien sind weltweit in zahlreichen Varianten vertreten: "Kosmische Jagd", "Pygmalion" und "Polyphem". Jede Version lässt sich in ihre charakteristischen Einzelelemente zerlegen, so genannte Mytheme.

2. Mytheme entsprechen in der Genetik den Grundbausteinen der DNA, sie kodieren gleichsam einen Mythos. Mit Hilfe phylogenetischer Algorithmen lassen sich daher Stammbäume und sogar die Urform einer Familie rekonstruieren.

3. Mythenstammbäume spiegeln auch die Besiedelungsgeschichte der Erde durch den Menschen wider. Insbesondere die "Kosmische Jagd" und "Polyphem" reichen offenbar bis in die Altsteinzeit zurück und gelangten im Zuge von Migrationen bis nach Nord­amerika.


https://www.spektrum.de/magazin/die-aeltesten-mythen-der-menschheit/1356012

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Allein der Handelskontakt mit einer fernen Kultur scheint nicht ausreichend zu sein, das die Kernelemente sich ähnelnder Mythen von einem Kulturkreis auf einen anderen übertragen wurden, daher wird Migration (hier schon in paläolithischer Zeit) stark in Betracht gezogen.


"Kosmische Jagd"
- grundlegende Struktur: Jäger verfolgt ein Tier und beide werden zu Sternbildern
- scheint sich in Zeiten der Jäger- und Sammler über Europa und Nordamerika ausgebreitet zu haben
- womöglich altsteinzeitlich

































Nachdem Zeus die Nymphe Kallisto schwängerte, wurde diese von Göttin Artemis vertrieben und von der eifersüchtigen Hera in einen Bären verwandelt. Kallisto´s unwissender Sohn Arcas, der ein Jäger war, hielt sie für eine Bestie und wollte sie erschießen. Da griff Zeus ein und verwandelte beide in die Sternbilder Großer und Kleiner Bär.

Die in Sibirien lebenden Tschuktschen sehen im Sternbild Orion einen Jäger, der ein Rentier verfolgt.

Bei den nordamerikanischen Irokesen jagen und verwunden drei Jäger einen Bären, der dann von einem Felsen in den Himmel springt. Bär und Jäger verschmelzen dann zum Sternbild des Großen Bären.


"Pygmalion"


- ein Mensch verliebt sich in ein von ihm geschaffenes Kunstwerk

Nach einer Überlieferung von Ovid kleidet, unterhält und liebkost ein von realen Frauen enttäuschter Künstler eine weibliche Marmorskulptur, welcher darauf hin von Göttin Venus Leben eingehaucht wird.

Beim Volk der Venda im südlichen Afrika schnitzt ein Mann aus Holz eine Frau, die dann je nach Version durch einen Gott oder einen Priester lebendig wird.



"Polyphem"
- ein Held wagt sich in die Höhle eines Monsters und flieht, indem er sich in einer Tierherde versteckt

Odysseus dringt mit seinen Männern in die Höhle eines Zyklopen Polyphem ein. Sie fliehen, indem sie sich in einer Schafherde verstecken.

Bei den Schwarzfußindianern Nordamerikas sperrt ein Rabe Bisons in einer Höhle ein. Als die Indianer die Tiere befreien wollen, müssen sie sich bei der Flucht unter den Tieren verstecken, damit der Rabe sie nicht sieht.



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