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Naqada-Kultur

 



War eine kupfersteinzeitliche archäologische Kultur aus der prädynastischen Zeit Ägyptens, die um ca. 4500/3800 v.u.Z. in Oberägypten entstand, sich nordwärts nach Unterägypten ausbreitete und bis 3000 v.u.Z. in die frühdynastische Periode Ägyptens einmündete.

Die Naqada-Kultur bestand zu Beginn gleichzeitig mit der vorhergehenden Badari-Kultur, überlagerte diese und löste sie schließlich vollständig ab. Die entstandenen Dörfer im oberägyptischen Niltal schlossen sich zu Häuptlingstümern zusammen, aus denen dann etwa acht Proto-Staaten um die Zentren Abydos, Abadijeh, Naqada, Gebelein, Hierakonpolis, El-Kab, Edfu und Elephantine, entstanden die wohl von einer jeweiligen lokalen Elite geführt wurden und bisweilen in scharfer Konkurrenz um Ressourcen und Macht standen. Die Verstorbenen wurden wie die der Badari-Kultur in Hocker- bzw. Embryonalstellung mit Blick nach Westen sowie Grabbeigaben in Form von Keramik und persönlichen Gegenständen beigesetzt. In zunehmendem Maße finden sich Darstellungen von Tieren, Jagdszenen, Kulthandlungen und Kämpfen. Erstmals treten auch Schiffe als Symbol des Handels auf und menschliche Figuren, die an Elfenbeinstäben oder -anhängern befestigt werden konnten.

Zu Beginn der Naqada-II-Periode (3500-3200 v.u.Z.) war die Anzahl der Proto-Staaten auf drei zurückgegangen, deren Zentren in Girga mit seiner Nekropole Abydos, Naqada und Hierakonpolis lagen. An der Spitze dieser Proto-Staaten standen wohl Erbmonarchien, die ihren Einfluss aus der Kontrolle von Handelswegen schöpften, bis sich Hierakonpolis oder Girga-Abydos durch setzte und einen einheitlichen oberägyptischen Staat gründete.

In den Siedlungen entstanden spezialisierte Handwerksbetriebe wie Töpfereien, Brauereien und Feuersteinwerkstätten. Neben den bekannten Rundhütten traten in Hierakonpolis erstmals auch rechteckige Häuser aus Lehmziegeln auf, wie sie spätere ägyptische Städte prägen sollten.

In den Zentren entstehen räumlich getrennte „Elitenfriedhöfe“, in denen Angehörige der herrschenden Klasse in großen, teilweise mehrere Kammern umfassenden Gräbern beigesetzt werden. Keramik, Schmuck, Waffen und Werkzeuge aus wertvollen Materialien dienen als Grabbeigaben. Verfahren, die als Vorläufer der Einbalsamierung angesehen werden sowie Übergangsriten deuten auf den späteren ägyptischen Totenkult voraus.

Es gibt es deutliche Hinweise auf einen ausgeprägten Handel innerhalb Oberägyptens mit Bier, Keramik und Feuerstein sowie einen Fernhandel mit speziellen Feuersteinwerkzeugen, (ähnlich dem Messer vom Gebel el-Arak) sowie Schmuck, der Unterägypten, Nubien und die südliche Levante erreichte. Erstmals werden auch Gold und Silber verarbeitet.

Die Naqada-III-Periode (3200-3000 v.u.Z.) schließlich bezeichnet die archäologische Kultur in der protodynastischen Zeit der sogenannten 0. Dynastie sowie der frühdynastischen 1. und 2. Dynastie. Objekte der Naqada-III-Kultur fanden sich insbesondere in den reich ausgestatteten Gräbern um Abydos, während Gräber in anderen Teilen Ägyptens eine deutliche "Vereinfachung" und abnehmende Ausstattung zeigen. Auf eine Expansion der Naqada-Kultur über die Grenzen Ägyptens hinaus deuten zahlreiche ägyptische Objekte in Unternubien und der Südlevante hin; bemerkenswert ist eine in Tell es-Sakan südlich des heutigen Gaza ausgegrabene ägyptische Lehmziegelfestung. Mit der Königsideologie verbundene Objekte zeigen erstmals übernatürliche Wesen wie Schlangenhalspanther und geflügelte Greifen, die sich deutlich an nahöstliche Vorbilder anlehnen.


Bild: Sogenannte „Jäger-Palette“ aus der Naqada III Periode (restauriert).




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