Die Figur von Enmebaragesi (ca. 2600 v.u.Z.?), einem mutmaßlichen König von Kisch, spielt in der Assyriologie eine große Rolle. Für viele bedeutet Enmebaragesi einen folgenreichen dokumentarischen Sprung von der Legende zur Geschichte, von der Fiktion zur Tatsache. Er wurde für den Niedergang der proto-elamitischen Zivilisation verantwortlich gemacht und wurde als Autor der ersten königlichen Inschriften genannt. Ein Großteil der Motivation für die gute Presse, die Enmebaragesi über die Jahre erhalten hat, liegt sicherlich in der Suche nach dem „historischen Gilgamesch“, da der große Held von Uruk angeblich gegen Aka, den Sohn von Enmebaragesi, gekämpft haben soll, würde uns jeder Beweis für die tatsächliche Existenz dieses kishitischen Königs vermutlich einem „echten“ Gilgamesch näher bringen. Für manche ist dies ein ernstes Unterfangen, für andere gleichbedeutend mit der Suche nach König Artus.
Der erste Erbauer des Enlil-Tempels in Nippur war laut der Tummal-Chronk Enmebaragesi von Kish. Ein Text aus der Zeit ED IIIa, aus Abu Salabikh, der in der schwierigen und kryptischen so genannten „UD.GAL.NUN“-Orthographie geschrieben ist und mit ziemlicher Sicherheit aus einer Zeit stammt, in der die Stadt von Kish dominiert wurde, erinnert in ihren letzten Zeilen an die Fertigstellung des Enlil-Tempel in Nippur. Es beinhaltet auch ein Lob für den Gott Zababa, der Schutzgottheit von Kish. Eine Zuschreibung dieser „UD.GAL.NUN“-Hymne an Enmebaragesi, obwohl zugegeben hochspekulativ, scheint nicht ganz ausgeschlossen. Die erhaltene Kopie des Textes stammt aus der ED IIIa-Zeit. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang auch, dass eine ED IIIa-Kopien aus Tell Abu Salabikh, unweit von Nippur, eine Hymne vom Bau des Tempelbezirks namens Kesh in der Stadt Sarrakum behandelt und sich offenbar auf einen namenlosen König von Kisch bezieht. Mit aller gebotenen Zurückhaltung, könnte diese namenlose Gestalt durchaus Enmebaragesi von Kish sein.
Vier Inschriften wurden mit dem Namen Mebaragesi gefunden, jedoch erwähnt nur eine ausdrücklich den Titel des Königs vor dem Namen Mebaragesi und ist im Bagdad Museum untergebracht; 𒈨𒁈𒋛 𒈗 ("Mebaragsi, König von Kish"). Diese Inschrift kann aus paläographischen Gründen auf das frühdynastische I datiert werden, basierend auf der sehr archaischen Form des Zeichens Kish, das immer noch die Hörner der Auerochsenköpfe am Ursprung des Graphems zeigt. Die Tummal-Chronik entstand wohl unter Ishbi-Erra (Ur-III), ca.1953-1920 v.u.Z.
(1-6) En-Me-Barage-Si, der König, baute das Iri-Nanan in Enlils Tempel.
Aga, der Sohn von En-Me-Barage-Si, liess das Tummal erblühen und brachte Ninlil
in das Tummal.
Dann zerfiehl das Tummal das erste mal zu Ruinen.
...
(12-16) Gilgamesh baute das Numunbra in Enlils Schrein.
Ur-Lugal, der Sohn Gilgamschs liess das Tummal erblühen und brachte Ninlil in das Tummal.
Dann zerfielh das Tummal zum dritten mal zu Ruinen.
aus der "Tummal-Inschrift"
Bild: Alabaster-Vasenfragment mit Transkription von Mebaragesi als König von Kish (Illustration).
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