Das Opet-Fest (Ipet-Fest) ist erstmals unter Königin Hatschepsut im Neuen Reich belegt und galt seit Einführung als eines der wichtigsten Feste im Alten Ägypten. Als mehrtägiges Fest symbolisieren die Prozessionen den Zyklus Heilige Hochzeit, Zeugung des königlichen Ka, Legitimierung und Krönung des Königs sowie Verjüngung des Amun-Re durch den Vollzug des Götterkultes. Hatschepsut verstand sich in diesem Zusammenhang als Ipet: „Die erste der vornehmen Frauen (Damen), die Amun umarmt“
Das Datum des Opet-Festes steht in Verbindung mit dem 15. Achet II (29. September) 1492 v.u.Z., dem Tag der Krönung von Thutmosis II. Er ließ an seinem Krönungstag ein Siegesdenkmal in der Nähe von Kerma aufstellen, dieser besondere Tag stellte das Datum des späteren Opet-Festes dar. Unter Hatschepsut ist das Opet-Fest erstmals 1462 v.u.Z. für den 14. Achet II belegt. Dieser Termin wurde spätestens unter Ramses III. auf den 18. Achet II verlegt, dem am 19. Achet II der erste Feiertag folgte. Die Gründe für die Verschiebung sind bisher nicht geklärt.
Begleitet vom König und Priestern werden die Götterstatuen von Mut, Chons und Amun auf ihren Kultbarken zum Luxortempel geführt. Während der Prozession ist das Nilufer von der einheimischen Bevölkerung gesäumt, die den vorbeiziehenden Götter und dem König huldigen. Im sogenannten Geburtsraum des Ipet rsjt, dem Mammisi, vollzieht sich anschließend die alljährliche rituelle Vereinigung des Reichsgottes mit der Königsmutter, der die Geburt des königlichen Ka folgt. Der Ka verschmilzt danach mit dem König, der mit seinem neugeborenen Ka wieder als „Sohn des Amun-Re“ vor den jubelnden Festteilnehmern erscheint.
„Freue dich, du ganzes Land! Die gute Zeit ist gekommen. Ein Herr - er lebe, sei heil und gesund - ist erschienen in allen Ländern, Ma'at ist an ihren Platz zurückgekehrt. (…) Die Bösen sind auf das Gesicht gefallen, die Habgierigen sind allesamt verachtet. Das Wasser steht und versiegt nicht, die Überschwemmung steigt hoch. Die Tage sind lang, die Nächte haben Stunden, der Mond kommt zur rechten Zeit. Die Götter sind besänftigt und zufrieden, man lebt in Lachen und Wundern." (Jan Assmann: Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit in Alten Ägypten)
Wie der Horizont, mit dem sich die Sonnengottheit vereinigt, ist der Tempel als Ort, an dem die königlichen und göttlichen Statuen in Prozession erscheinen, ein Ort des Jubels. der Jubel der Sonnengottheit ist ein Ausdruck der Freude über die Vereinigung der Sonne mit einem weiblichen Element, sei es ein Horizont, eine göttliche Barke oder ein Tempel. Aufgrund dieser Konzepte könnten die Rituale im Rahmen eines Tempels auf parallele Rituale der menschlichen Sexualität unter denjenigen anspielen, die an den Feierlichkeiten des Tempelkults teilnehmen und diese beobachten.
Texte, die Szenen der Opet-Prozession aus der Regierungszeit von Hatschepsut und Tu-Tanchamun begleiten, berichten von Liedern, die während des Festes gesungen wurden und die die Vereinigung der männlichen und weiblichen Aspekte der thebanischen Gottheit in Begriffen und Bildern beschreiben, die an menschliche Liebesgedichte erinnern.
Szenen in der Roten Kapelle der Hatschepsut in Karnak zeigen einen Harfenspieler, der ein Lied singt, das sich auf die Form des doppelt gefiederten Amun mit erhobenem Arm bezieht. Hinter dem Harfenspieler und den ihn begleitenden Tänzern treten Sängerinnen und Sänger auf, die den Gesang des Harfenspielers ergänzen.
Oberes Register, Text des Harfenspielers:
Dass ich vor dich getreten bin, (oh) Gott, männlicher der Götter, Urvater der beiden Länder, erhobenen Armes, Amun, Herr der doppelten Federn, ist, dass du das Volk von Ober- und Unterägypten beschützen mögest, wie Re.
Oberes Register, Lied der Musikantinnen, die Sistra spielen:
Die Musikerinnen des Amun: Der Duft der Opfergaben, der Duft der Opfergaben -Wie süß ist der Duft des Reiches des Amun, es duftet durch Opfergaben und Vorräte.
Unteres Register, Lied der männlichen Sänger:
Der Refrain derer, die den Rhythmus vorgeben: Der Gott bricht auf zu seiner Schifffahrt, Amun, Herr der Throne der beiden Länder, sein Herz freut sich über das, was der König von Ober- und Unterägypten, Maatkare, getan hat.
Die Lieder von Opet aus der Regierungszeit von Tutanchamun
Die Szenen und Inschriften des Opet-Festes in der Kolonnadenhalle des Luxor-Tempels, die zusammen ein bedeutendes Kunstwerk aus der Regierungszeit Tutanchamuns und einen der bedeutendsten zusammenhängenden visuellen Zyklen der ägyptischen Kunst des Neuen Reiches bilden, enthalten drei Lieder, die während des Festes gesungen wurden - die so genannten Lieder des Trinkplatzes.
Das zweite Lied ist eine kurze Ansprache an Amun mit dem Wunsch, dass er mit dem Flussfest zufrieden sein möge, während sich das erste und das dritte Lied auf einen Trinkplatz beziehn und Passagen enthalten, die an Liebesdichtung erinnern.
Erstes Lied:
Amun-Re, Herr der Throne der beiden Länder, mögest du ewig leben! Ein Trinkplatz ist ausgehauen, der Himmel ist nach Süden gefaltet, ein Trinkplatz ist ausgehauen, der Himmel ist nach Norden gefaltet, damit die Seefahrer von Tutanchamun/Horemheb, geliebt von Amun-Re-Kamutef, gepriesen von den Göttern, trinken können. Ausspruch von Neith.
Drittes Lied:
Ein Trinkplatz wird für die Gruppe gebaut, die sich auf der Reise der Flotte befindet. Die Wege der Akeru sind für dich verschlossen, eine große Überschwemmung ist hoch. Mögest du die Zwei Damen besänftigen, Herr der Krone, Horus, stark im Arm, wenn man den Gott mit der guten Dame des Gottes befördert.
Festgesänge von religiöser Bedeutung in nichtköniglichen Kontexten
Die Lieder, die in den Bild- und Textzyklen der achtzehnten Dynastie zum Opet-Fest erscheinen, finden Parallelen in nichtköniglichen Texten. Noch direkter als ihre königlichen Gegenstücke erinnern diese Lieder an die spätere Liebesdichtung der Ramessidenzeit. Im thebanischen Grab des Amenemhat aus der achtzehnten Dynastie (TT82, Regierungszeit von Thutmosis III.) spielt im oberen Register der Musikerszene eine Sängerin auf der Harfe und singt ein Lied an die Ägide des Amun, eine Anspielung auf die Barke des Gottes, die bei einem Fest in See sticht. Hinter ihr singen zwei weitere Musiker ebenfalls jeweils eine eigene Zeile, anscheinend insgesamt drei Liedabschnitte. Im unteren Register singt ein männlicher Sänger ein Lied, das den Tempel von Amunat Karnak und einer Frau, die den Besuch des göttlichen Gemahls erwartet, beschreibt. Die Vertonungen, die Bildsprache und das Vokabular erinnern an die altägyptischen Liebesdichtung.
Oberes Register:
Mögest du leuchten - leuchte, du Aegide des Amun-Re. Ein Feiertag - ein perfekter Morgen. Oh mein Herr - mögest du für immer groß werden, mögest du dich mit der Ewigkeit vereinen
Mittleres Register:
Wie gut geht es dem Tempel des Amun-Re, sie, die den Tag im Fest verbringt, mit dem König der Götter in sich, [...] Sie ist wie eine betrunkene Frau, vor der Mauer des Heiligtums sitzend, die geflochtenen Locken [in denen ...] und auf ihren schönen [Brüsten] hat sie Leinen und Laken.
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