Das Yijing (auch "I Ging") ist eine Sammlung von Strichzeichen und zugeordneten Sprüchen. Es gehört zu den ältesten der chinesischen "5 Klassiker". Seit der Entdeckung der Orakelknochen der Shang-Zeit (2. Jahrtausend v. Chr.) geht die Forschung davon aus, dass das I Ging aus dieser Orakelpraxis hervorgegangen ist. Datiert wird es auf die Zeit der Western Zhou (1046 - 771 v.u.Z.). Historisch ist das I Ging viel älter als die Yin-Yang-Lehre
Das I Ging enthält 64 verschiedene Figuren (Hexagramme). Ein Hexagramm besteht aus sechs Linien, die jeweils in zwei verschiedenen Arten vorkommen können: Als durchgezogene waagerechte Linie (hart) und als in der Mitte unterbrochene waagerechte Linie (weich). Aus diesen beiden Linienarten werden alle 64 Hexagramme gebildet. Die Zeichen werden aus 2 × 3 Linien, also aus zwei „Trigrammen“ hergeleitet.
In seinem erstmals 1925 veröffentlichten Kommentar 'Die Lehren des Laotse' beschreibt Richard Wilhelm den philosophischen Hintergrund wie folgt:
„Die Welt ist in stetem Wechsel und Wandel begriffen. Alles was ist, ist eben deshalb dem Tode verfallen: denn Geburt und Tod sind zwar Gegensätze, aber sie sind notwendig aneinander geknüpft. Aber indem alles vergeht, was gewesen ist, ist dennoch kein Grund da zu sagen: »es ist alles ganz eitel«; denn dasselbe Buch der Wandlungen zeigt auch, daß alle Wandlungen nach festen Gesetzen sich vollziehen. Das Buch der Wandlungen enthält die Anschauung, daß die ganze Welt der Erscheinungen auf einem polaren Gegensatz von Kräften beruht; das Schöpferische und das Empfangende, die Eins und die Zwei, das Licht und der Schatten, das Positive und das Negative, das Männliche und das Weibliche, alles sind Erscheinungen der polaren Kräfte, die allen Wechsel und Wandel hervorbringen. Denn diese Kräfte darf man sich nicht als ruhende Urprinzipien vorstellen. Die Anschauung des Buchs der Wandlungen ist weit entfernt von jedem kosmischen Dualismus. Vielmehr sind diese Kräfte selbst in dauerndem Wandel begriffen. Das Eine trennt sich und wird Zwei, die Zwei schließt sich zusammen und wird Eins. Das Schöpferische und das Empfangende vereinigen sich und erzeugen die Welt. So sagt auch Laotse, daß die Eins die Zwei erzeugt, die Zwei erzeugt die Drei, und die Drei erzeugt alle Dinge. Im Buch der Wandlungen ist das dadurch dargestellt, daß die ungeteilte Linie des Schöpferischen und die geteilte Linie des Empfangenden zusammentreten zu den dreistufigen acht Urzeichen, aus deren Kombinationen die ganze Welt der möglichen Zeitkonstellationen sich aufbaut.“
– Richard Wilhelm: Laotse Tao te king
䷀乾 Qian (repräsentiert) das Große und Ursprüngliche, Durchdringende, Vorteilhafte, Richtige und Feste. Riesig ist die 'Große und Ursprüngliche (Macht)', die von Qian angegeben wird! Alle Dinge verdanken ihm ihren Anfang: - es enthält die ganze Bedeutung, die zum Himmel gehört. Die Wolken bewegen sich und der Regen wird verteilt; die verschiedenen Dinge erscheinen in ihren entwickelten Formen. Die Weisen verstehen die Verbindung zwischen dem Ende und dem Anfang, und wie die Hinweise auf die sechs Linien (im Hexagramm) in ihrer jeweiligen Jahreszeit ausgeführt werden. Dementsprechend besteigen sie den Wagen, der von diesen sechs Drachen zur richtigen Zeit gezogen wird, und fahren durch den Himmel. Die Methode des Qian ist es, sich zu verändern und umzuwandeln, so dass alles seine richtige Natur erhält, wie es (vom Geist des Himmels) bestimmt wurde; worauf die Bedingungen für große Harmonie in der Einheit erhalten bleiben. Das Ergebnis ist "das, was vorteilhaft, richtig und fest ist". Der Weise erscheint hoch über allen Dingen, und die unzähligen Zustände genießen alle Ruhe. Der Himmel gibt in seiner Bewegung die Idee von Kraft. Der Edle ermutigt sich dementsprechend zu unaufhörlicher Aktivität. (…)
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