sumerisch: nar
akkadisch: naru bzw. nar-munus (weibl.)
Frühdynastische Zeit: (gal-nar?)
-Ebla, Mari nar-mah
-Ebla, Mari nar-mah
Sargonische Zeit: nar-gal (großer Sänger) , nar, nar-tur (kleiner Sänger)
Ur III-Zeit: nar lugal
Altbabylonische Zeit: nar-gal
Die Ausbildung zum nar-Musiker oder Sänger beinhaltete eine Schreiberausbildung. Im Zuge der Sängerausbildung erlernte der nar verschiedene Instrumente und eignete sich ein bestimmtes Liederrepertoire an. Vor allem aber musste er gut singen können. Dies wird zumindest aus der sumerischen Sprichwortsammlung und weiteren Textzeugnissen deutlich. Die altbabylonische lexikalische Proto-Lu Liste (MSL 12, 56) führt den nar mit seiner Stimmqualität auf.
Der Sänger wird mit „feiner“ (nar gu3-silim-ma), mit wechselnder/antwortender (nar gu3-bala-bala)
und mit/ohne süßliche(r) Stimme (nar [gu3]-du10-ga bzw. nar [gu3]-nu-du10-ga) genannt.
Eine strikte berufliche Trennung von Gesang und (Instrumental-)Musik können wir für den nar anhand des zur Verfügung stehenden Textmaterials nicht vornehmen.
Der Sänger wird mit „feiner“ (nar gu3-silim-ma), mit wechselnder/antwortender (nar gu3-bala-bala)
und mit/ohne süßliche(r) Stimme (nar [gu3]-du10-ga bzw. nar [gu3]-nu-du10-ga) genannt.
Eine strikte berufliche Trennung von Gesang und (Instrumental-)Musik können wir für den nar anhand des zur Verfügung stehenden Textmaterials nicht vornehmen.
Des nar´s umfassende Ausbildung kommt auch in der Nanaya Hymne Sargons II. (SAA 3, 4) zum Ausdruck: Die Beschreibung der performativen Tätigkeit der Sänger wird als pal-ke-e
„weit (von Ohren und Verstand)“ bzw. „kenntnisreich“ bezeichnet:
Z. 5’-9’: „Die hervorragendste der Götter (= Ishtar), deren Spiel Schlacht ist, die den „sieben Genossen“ vorangeht: die kenntnisreichen Sänger knien vor ihr, (das sind) die der Harfe, der kleinen Harfe und der kanzabu, die Flöte, der Holzflöte und der langen Flöten.“ (Üs.: Groneberg)
„weit (von Ohren und Verstand)“ bzw. „kenntnisreich“ bezeichnet:
Z. 5’-9’: „Die hervorragendste der Götter (= Ishtar), deren Spiel Schlacht ist, die den „sieben Genossen“ vorangeht: die kenntnisreichen Sänger knien vor ihr, (das sind) die der Harfe, der kleinen Harfe und der kanzabu, die Flöte, der Holzflöte und der langen Flöten.“ (Üs.: Groneberg)
Hunderte administrative Texte der Ur III-Zeit aus Tempel- und Staatsarchiven legen lebensnah Zeugnis über die Anbindung der Sänger am Hof und Tempel und deren sozialen Stellungen ab.
Sumerische und akkadische Literaturwerke waren zum Vorsingen und Zuhören gedichtet worden. Musiker zählten zu den Berufsgruppen, die recht hohe Mengen an kostbaren Silberwaren oder Vieh, teils auch Großvieh, erhielten. Dabei stechen einzelne Sänger und Sängerinnen besonders ins Auge, die wohl zur Elite des Landes gehörten und vermutlich auch einen gewissen politischen Einfluss hatten. So sehr sie auch geschätzt und gefördert wurden, so konnte sich im Falle eines Machtwechsels, dessen Ziele und Ideen nicht mit denen seines Vorgängers übereinstimmten, das Blatt auch gegen sie wenden.
Sumerische und akkadische Literaturwerke waren zum Vorsingen und Zuhören gedichtet worden. Musiker zählten zu den Berufsgruppen, die recht hohe Mengen an kostbaren Silberwaren oder Vieh, teils auch Großvieh, erhielten. Dabei stechen einzelne Sänger und Sängerinnen besonders ins Auge, die wohl zur Elite des Landes gehörten und vermutlich auch einen gewissen politischen Einfluss hatten. So sehr sie auch geschätzt und gefördert wurden, so konnte sich im Falle eines Machtwechsels, dessen Ziele und Ideen nicht mit denen seines Vorgängers übereinstimmten, das Blatt auch gegen sie wenden.
Musik wurde gezielt für die Wissensvermittlung eingesetzt, die Sänger spielten dabei eine wichtige Rolle beim Prozess der Meinungsbildung. Sänger fungieren als Medium um politische, kulturelle und auch religiöse Inhalte des Hofes zu formulieren und zu verbreiten. Der Sänger wird so zum Instrument der Legitimierung und Glorifizierung des Königs, der Meinungsbildung und Propaganda. Sänger gehörten somit zur sozialen Elite, auf die sich die königliche Herrschaft stützte.
Betrachten wir die Evidenz zu den königlichen Sängern in der Ur III-Zeit, so lässt sich mit Sicherheit feststellen, dass sie mehr als Bedienstete des Königs waren und zur Elite gehörten, deren Gunst man sich mit hohen und regelmäßigen Entlohnungen sicherte. Für einzelne bekannte Hofsänger können wir Reisen nach bzw. von Susa (Elam) feststellen.
Die nar-Musiker beherrschten zudem Musikinstrumente, wie auch die Komposita nar-sa oder nar-balag bzw. tigi2 deutlich machen.
Die nar-Musiker beherrschten zudem Musikinstrumente, wie auch die Komposita nar-sa oder nar-balag bzw. tigi2 deutlich machen.
Aus Mari ist bekannt, dass Sängerinnen zwischen Höfen ausgetauscht bzw. als Geschenke weitergeben wurden. Nach einem Brief aus Mari mussten die aus der Weberei ausgesuchten Sängerinnen vor allem „schön“ sein.
Der Musikers Ur-Našše (auch als "Ornina" bezeichnet), der in frühdynastischer Zeit am Hof von Mari tätig war, ist als nah-mah (großer Sänger) bezeugt, zwei von ihm beschriftete Weihestatuetten wurden im Inanna-ZA.ZA Tempel von Mari entdeckt. Eine Ornina-Trophäe wird während des syrischen Liederfestivals in Aleppo an die besten Musiker verliehen.
Aufgabengebieten betraut gewesen zu sein. Im Unterschied zu Ur-Ningublaga ist Urmeš auch in den Provinzarchiven aus Umma und Lagash bezeugt und stand in einem familiären Verbund. Anhand von Rechtsurkunden kann man bei Urmeš nachweisen, dass der Beruf innerhalb der Familie über mindestens zwei Generationen weitergegeben wurde. Ur-Ningublaga ist hingegen ausschließlich in den Archiven von Puzrish-Dagan und Ur im engen Kontakt mit dem König und v. a. auch im festlichen Kontext (z. B. beim Šulgi-Fest oder bei königlichen Banketten) bezeugt.
UET 3, 853 (Š 42/10): Erhalt von 160 Bündel Schilf:
für Ur-Ningublaga den Sänger, welcher dem König Bier ausschenkte
für Ur-Ningublaga den Sänger, welcher dem König Bier ausschenkte
Ur-Ningublaga war der Sänger, der dem König am nächsten stand: Er kann ab der Zeit Šulgis bis in das erste Jahr Šu-Suens nachgewiesen werden und erhielt wesentlich öfter und mehr Vieh (v. a. Großvieh) als sein Kollege Urmeš. Im Gegensatz zu Ur-Ningublaga erhält Urmeš keine königlichen Geschenke.
Aus der Zeit Amar-Suens und Šu-Suens ist auch Ur-(dingir) Nin-PA als Sänger bekannt. In der Regierungszeit Šulgis sind zudem Ir’ib-ilšu, Ba-ak-NI.NI-a und die beiden Sänger Ibšin
und KA-u2-KA belegt. Auch der Sänger Alla, der wohl der Vater des Faustkämpfers Šulgi-galzu ist, wurde genannt.
Aus der Zeit Amar-Suens und Šu-Suens ist auch Ur-(dingir) Nin-PA als Sänger bekannt. In der Regierungszeit Šulgis sind zudem Ir’ib-ilšu, Ba-ak-NI.NI-a und die beiden Sänger Ibšin
und KA-u2-KA belegt. Auch der Sänger Alla, der wohl der Vater des Faustkämpfers Šulgi-galzu ist, wurde genannt.
Es kann vermutet werden, dass die Sänger im Rahmen einer Festlichkeit mit je einem gemästeten Schaf entlohnt wurden. Einer dieser Sänger scheint dabei eine herausragende Rolle als Nachfolger des Ur-Ningublaga einzunehmen und ist bis in die Regierungszeit des Ibbi-Suen bezeugt: Es handelt sich um Balala, dessen Vater Agalum auch schon als Sänger aktiv war. Bereits im zweiten Jahr Amar-Suens wurde er gemeinsam mit der nar-munus („Sängerin“) Šulgi-nūri im Rahmen eines Instrumententransports zum königlichen Bankett des Generals Niridagal mit Silberringen entlohnt. Die gemeinsame Nennung einzelner Sänger unterschiedlichen Geschlechts ist einmalig in der Ur III-zeitlichen Dokumentation.
Möglicherweise unterstand Balala ein Chor von Sängerinnen, wie aus den Belegen aus Umma indirekt erschlossen werden kann. In der Regierungszeit Ibbi-Suens erhalten neben Balala auch
Ilī -ašranni und Šu-Suen-migir-Enlil königliche Geschenke.
Ein Šu-Suen-migir-Estar hat vier Silberringe für „das Spielen des sab²tum (Instruments = Leier o. ä.)“ erhalten. Bei ihm liegt womöglich eine familiäre Verbindung zwischen den Berufen nar und
gala (Klagesänger) vor. Eine starke Verbindung zwischen den musikalischen Berufen nar und gala kann mehrmals nachgewiesen werden, wobei in den neusumerischen Urkunden der gala als Vorsteher der Sänger belegt ist und die Sänger für ihre Dienste bei Festen, etc. entlohnt.
gala (Klagesänger) vor. Eine starke Verbindung zwischen den musikalischen Berufen nar und gala kann mehrmals nachgewiesen werden, wobei in den neusumerischen Urkunden der gala als Vorsteher der Sänger belegt ist und die Sänger für ihre Dienste bei Festen, etc. entlohnt.
Auch das Bild der Sängerinnen deckt sich im Wesentlichen mit dem der Sänger. Šulgi-mishar und Ubartum treten in der Zeit Šu-Suens verstärkt in Erscheinung, Ši-sharrat ist in dieser Zeit unter den Sängerinnen des Šara-Tempels zu finden.
Sängerinnen
eš3-eš3-Fest: 10 Sängerinnen sind vom „Gesang zum Neulichttag“ in die Weberei zurückgekehrt. sie alle sind vom Aufseher der Weber Ubārum übernommen worden.
Hier wird deutlich zum Ausdruck gebracht, dass man die Sängerinnen aus der Weberei (aus)wählte. Unklar bleibt, ob es sich um königliche Sängerinnen bzw. Sängerinnen des Harems gehandelt
hat, da sie sonst nicht mehr belegt sind. Die Verbindung zwischen Sängerinnen und der Tätigkeit in der Weberei lässt sich mehrmals nachweisen. Die sonst als Sängerinnen bezeugten Mennunni und Bēltanišu werden gemeinsam mit zwei weiteren Frauen als „Frauen, die mit Flachs zu tun haben“ bezeichnet. Einzelne Sängerinnen erhalten zu bestimmten Anlässen Vieh oder Schmuck, bspw. 2 Silberringe für Taddin-Kiza, Sängerin der Ninkala (der Frau des Königs). Taddin-Kiza bereits zu Zeiten Šulgis als Sängerin der Ninkala bekannt. Sie und Šulgi-mī šar gehören zu den wichtigen Hofsängerinnen am Ur III-zeitlichen Hof. Šulgi-mišar dürfte jedoch von Šu-Suen als königliche Sängerin auserkoren worden sein. Aus der Zeit Šulgis sind ferner die Sängerinnen Mekisal und Ennia bekannt, sowie die im Bezug zu Balala einmalig erwähnte Šulgi-nūrī.
Mit der Regierungszeit Ibbi-Suens brechen die Quellen zu den königlichen Sängern und Sängerinnen ab.
Schreiber (dub-sar) nehmen im Vieh- oder Schatzarchiv von Puzris-Dagan keine mit dem Sänger vergleichbare Position ein. Sie erhalten keine Geschenke. Oftmals sind sie mit einfachen administrativen Schreibern landwirtschaftlicher Einheiten oder von Viehbetrieben zu identifizieren. Die um-mi-a (Schreib-Lehrer) treten in einigen Dokumenten als Ausbilder der Jungsänger (nar-tur) auf. Auch die Hymne Šulgi B (311-315) weist auf eine enge Beziehung zwischen Sänger und „Akademie“ hin.
„Möge der Schreiber dort Dienst haben und mit seiner Hand die Gebete, die ich im E-kur eingeführt habe, transkribieren; und möge die Sänger aus dem Text rezitieren. Die Akademien / Schulen dürfen niemals verändert werden; der Orte des Lernen wird niemals aufhören zu existieren.“
Aufgrund der vorgelegten Evidenz kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige Sänger auch mit der Komposition von Liedern, Hymnen und anderen literarischen Werken betraut waren, wobei der Schreiber v. a. als Kopist in Erscheinung tritt.
https://www.academia.edu/12177379/Die_königlichen_Sänger_der_Ur_III-Zeit_als_Werkzeug_politischer_Propaganda
https://www.academia.edu/16020123/Beobachtungen_zu_den_Ur_III-zeitlichen_königlichen_Sängern_und_Sängerinnen_in_M._Köhbach_et_al._eds._Festschrift_für_Hermann_Hunger_Wiener_Zeitschrift_für_die_Kunde_des_Morgenlandes_97_2007_329-352
https://en.wikipedia.org/wiki/Ornina
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