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Liji - Buch der Riten

禮記 - Das Buch der Riten (475 - 221 v.u.Z.) ist einer der "Fünf Klassiker" der chinesischen Literatur, welche dem Konfuzius zugeschrieben werden. Es beschreibt soziale Verhaltensweisen und Hofzeremonien. Die Abschnitte "Das Große Lernen" ("Da Xue") und "Mitte und Maß" ("Zhong Yong") gehören zudem zu den vier kanonische Bücher der konfuzianischen Lehre.
Im Abschnitt "Das große Lernen" werden Regierung, Selbstkultivierung und die Erforschung der Welt untrennbar miteinander verbunden. Das Tun des Einzelnen wird in den Dienst höherer Ziele wie der Erlangung des Weltfriedens und der Vereinigung von Geist und Materie gestellt. Damit trägt es entschieden zur diesseitigen, weltzugewandten Ausrichtung des Konfuzianismus bei.


禮記 - Liji
- 曲禮上 - Qu Li 1 (Regeln der Schicklichkeit 1)

(Zusammenfassung nach Richard Wilhelm)
1. Sei niemals ohne Ehrfurcht, dein Äußeres sei ernst und nachdenkend, deine Worte seien ruhig und fest. So kann man den Menschen Sicherheit geben. Laß nicht den Hochmut wachsen, folge nicht den Trieben, suche nicht, deine Wünsche restlos zu erfüllen, in der Freude gehe nicht bis zum Äußersten. Ein Weiser kann mit jemand vertraut sein, ohne die Sorgfalt zu verlieren, kann jemand fürchten und doch lieben, kann jemand lieben und doch seine Fehler kennen, kann jemand hassen und doch seine Vorzüge kennen. Er kann Güter sammeln und doch freigebig sein. Er kann gelassen und ruhig und doch entschlossen sein.

2. Angesichts des Reichtums suche ihn nicht auf unschöne Weise zu erlangen. Angesichts der Not suche ihr nicht auf unschöne Weise zu entgehen. Wenn du streitest, suche nicht recht zu behalten. Wenn du teilst, suche nicht viel zu bekommen. Dinge, die dir zweifelhaft sind, behaupte nicht; rede geradezu, ohne deine Meinung zu betonen ... Die Sitte richtet sich nach dem Geziemenden, die Einzelheiten richten sich nach der Gewohnheit. Die Sitte dient dazu, die Abstufungen von Näheren und Fernen festzusetzen, das Zweifelhafte zu entscheiden, das Übereinstimmende und Verschiedene zu unterscheiden, Recht und Unrecht klarzumachen. Sitte ist, daß man andre nicht durch Lügen zu erfreuen sucht, daß man nicht in seinen Worten verschwenderisch ist. Die Sitte überschreitet nie die Schranken, macht keine Übergriffe, wünscht keine plumpe Vertraulichkeit.

3. Seine Persönlichkeit zu bilden und seinen Worten entsprechend zu handeln, das ist ein guter Wandel. Die Handlungen bilden und dann vom rechten Weg zu sprechen, das ist die Substanz der Sitte.

4. Die Sitte will, daß man von den Menschen gesucht wird, nicht daß man die Menschen sucht; die Sitte will, daß andre zu uns kommen, um zu lernen, nicht, daß man andre aufsucht, um sie zu lehren.

5. Der rechte Weg und die Geisteskraft, Menschlichkeit und Gerechtigkeit bleiben ohne Sittlichkeit unvollkommen. Bildung und Erziehung, Ordnung der Gewohnheiten bleiben ohne die Sitte unvollständig. Streit und Kampf, Disputationen und Prozesse lassen sich ohne Sitte nicht entscheiden. Die Pflichten von Fürst und Diener, Oberen und Unteren, Vater und Sohn, älterem und jüngerem Bruder bleiben ohne Sitte unbestimmt. In amtlichen Lehrdiensten und in der Umgebung des Meisters wird man ohne Sitte nicht anhänglich. Die Ordnung bei Audienzen, die Regeln des Heers, die Ausübung eines Amtes, die Verwaltung des Rechts haben ohne Sitte nicht die Autorität und Macht, sich durchzusetzen. Gebete und Liturgien, Speiseopfer und Friedensopfer, die Versorgung der Geister und Götter sind ohne Sitte nicht wahr und nicht kräftig.

6. Darum ist der Edle achtungsvoll und sorgfältig, eifrig und gemessen, zurückhaltend und entgegenkommend, um die Sitte klarzumachen. Ein Papagei kann sprechen und bleibt doch ein Vogel, ein Waldmensch (Orang-Utan) kann sprechen und bleibt doch ein Tier. Wenn der Mensch keine Sitte hat, so mag er wohl sprechen können, aber hat er dann nicht auch das Herz eines Tieres? Und weil die Tiere keine Sitte haben, so treffen Vater und Sohn sich oft beim selben Weibchen.
Deshalb waren die Heiligen schöpferisch tätig und machten die Sitte, um die Menschen zu erziehen, so daß die Menschen dadurch, daß sie Sitten hatten, es lernten, sich von den Tieren zu unterscheiden.

7. Im höchsten Altertum schätzte man die spontane Geisteskraft (die wirkt, ohne sich um den Erfolg zu kümmern). In späterer Zeit war man darauf bedacht, zu wirken und zu vergelten. Die Sitte schätzt das regelmäßige Hin- und Hergehen der Beziehungen. Dem andern entgegenzukommen, ohne daß man verständnisvolle Erwiderung findet, entspricht nicht der Sitte. Vom andern etwas anzunehmen, ohne es entsprechend zu erwidern, entspricht nicht der Sitte.

8. Wenn der Schüler sich zu seiner Matte begibt, soll er in seinem Benehmen nichts Aufgeregtes haben. Er faßt mit beiden Händen sein Gewand und nimmt es gleichmäßig etwa einen Fuß hoch auf. Er läßt keinen Zipfel herunterhängen, damit er (beim Niedersitzen und Aufstehen) nicht mit dem Fuß darüber stolpert. Wenn des Lehrers Bücher, Schreibtafeln, Zither oder Harfe davorliegen, so kniet er nieder und legt sie zur Seite, vorsichtig, daß er nicht darüber hinwegsteigt. Wenn man unbeschäftigt ist, kniet man ganz hinten auf der Matte, beim Essen (wenn die Speisen vor der Matte aufgestellt werden) ganz vorne. Beim Sitzen verhält man sich ruhig. Halte deine Mienen gesammelt. Wenn der Ältere nicht auf ein neues Thema übergeht, so rede nicht voreilig von etwas anderem. Ordne dein Benehmen, höre ehrerbietig zu, trage nicht anderer Worte als deine eigenen weiter, rede nicht, wie ein Echo dem Donner, den Reden andrer nach. Wenn du zitierst, so seien es stets die früheren Könige des Altertums. Wenn du bei deinem Lehrer sitzest und er fragt dich etwas, so lasse ihn erst ausreden, ehe du erwiderst. Wenn du um deine Aufgaben (zum Einüben) bittest, so stehe auf; wenn du um weitere Erklärungen bittest, so stehe auf. Wenn der Vater oder der Lehrer ruft, so gibt es kein nachlässiges »Jaja«, sondern ein kurzes »Jawohl« und Aufstehen. Wenn du bei einem verehrten Manne sitzest, so laß keinen Platz zwischen dir und ihm leer. Wenn du einen Altersgenossen siehst, so stehst du (in diesem Fall) nicht auf. Wenn die Lichter angezündet werden, so erhebst du dich; wenn das Essen kommt, so erhebst du dich; wenn ein geehrter Gast kommt, so erhebst du dich. Die Fackeln läßt man nicht bis aufs Ende herabbrennen. In Anwesenheit eines geehrten Gastes scheucht man keinen Hund. Wenn man eine Speise vorübergehen läßt, so spuckt man nicht aus. Wenn man bei einem Herrn sitzt und der Herr beginnt zu gähnen und sich zu recken oder nach Stock und Schuhen zu greifen, nach der Sonne zu sehen, wie spät es sei, so wird der bei ihm Sitzende sich verabschieden. Wenn man bei einem Herrn sitzt und der Herr beginnt über einen neuen Gegenstand zu sprechen, so erhebt man sich und erwidert. Wenn man bei einem Herrn sitzt und es kommt der Überbringer einer Nachricht herein und spricht zu ihm: »Wenn Ihr eine Weile Zeit habt, möchte ich Bericht erstatten«, so zieht man sich nach rechts oder links in eine Ecke zurück und wartet (bis die Unterhaltung zu Ende ist). Halte beim Zuhören den Kopf nicht schief; sprich beim Antworten nicht übermäßig laut; blicke nicht verstohlen umher; sei nicht nachlässig in der Haltung. Beim Gehen stolziere nicht einher; beim Stehen ruhe nicht auf einem Bein (sondern stehe stramm); beim Sitzen spreize nicht die Beine; beim Schlafen lege dich nicht mit dem Gesicht nach abwärts. Halte deine Haare in Ordnung und trage keine falschen Haare (wie die Frauen). Lege deinen Hut nicht ab; ziehe bei Anstrengungen nicht deine Jacke aus; und ziehe, auch wenn es heiß ist, nicht dein Untergewand aus. Wenn du bei einem Älteren bist, so darfst du nicht mit den Schuhen in die Halle kommen (sondern ziehst sie vor der Tür aus); die ausgezogenen Schuhe darfst du nicht mitten vor den Stufen stehenlassen (sondern stellst sie zur Seite) ...

9. Männer und Frauen sitzen nicht beieinander. Sie benützen nicht denselben Kleiderhaken oder Kleiderständer. Sie benützen nicht dasselbe Handtuch oder denselben Kamm. Sie reichen einander nichts mit der Hand. Schwägerin und Schwager erkundigen sich nicht nacheinander. Die Nebenfrauen des Vaters waschen nicht die Unterwäsche des Sohnes. Worte von außen dringen nicht ins Frauengemach, und aus dem Innern dringen keine Worte über das Frauengemach hinaus. Wenn ein Mädchen verlobt ist, trägt sie eine Quaste am Halsband. Ohne wichtigen Anlaß wird dann kein Mann in ihre Tür eintreten. Wenn eine verheiratete Tante oder Schwester oder Tochter zu Besuch in das väterliche Haus zurückkehrt, so werden selbst ihre Brüder nicht mit ihr auf derselben Matte sitzen oder aus derselben Schüssel essen ... Junge Männer und Mädchen wissen, außer wenn es sich um eine Verlobung handelt, nicht die Namen voneinander, und ehe die Hochzeitsgeschenke überreicht sind, haben sie keinen Verkehr und kein Liebesverhältnis. Darum werden Tag und Monat der Heirat dem Fürsten angezeigt, und unter Fasten und Reinigung werden sie den Geistern und Göttern angezeigt. Der Bräutigam bereitet ein Hochzeitsmahl, zu dem er die Dorfgenossen und Freunde einlädt: Das geschieht alles, um zu betonen, daß alles in Züchten vor sich geht. Man heiratet nicht eine Frau von dem gleichen Familiennamen (Exogamie). Wenn man eine Nebenfrau kauft, deren Familienname nicht bekannt ist, so befragt man das Orakel über sie ...

10. Wenn man mit andern gemeinsam ißt, sucht man nicht, sich zu sättigen; wenn man mit andern gemeinsam mit der Hand den Reis aus einer Schüssel ißt (so hat man vorher die Hände zu waschen), so daß man sie nicht bei Tisch erst abreiben muß. Balle den Reis nicht zusammen (um möglichst viel auf einmal zu bekommen); sei nicht rücksichtslos beim Reisessen; schlürfe nicht die Getränke hinunter. Schmatze nicht beim Essen; benage nicht die Knochen mit den Zähnen; lege Fisch- und Fleischstücke nicht in die Schüssel zurück; wirf die Knochen nicht den Hunden zu; sei nicht unter allen Umständen auf einen bestimmten guten Bissen aus. Breite den Reis nicht mit der Hand aus (daß er kalt wird); benütze für Reis und Hirse keine Eßstäbchen. [Für Suppen mit Zutaten benützt man Eßstäbchen; für Brühen ohne Zutaten benützt man keine Eßstäbchen.] Schlürfe die Suppe nicht hinunter; tu keine Zutaten in die Suppe; stochre nicht in den Zähnen; trinke die scharfen Saucen nicht hinunter; denn wenn du die Suppe durch Zutaten (von Salz u. dgl.) dir zurechtmachst, so muß sich der Gastgeber entschuldigen, daß sie schlecht gekocht ist; wenn du die scharfen Saucen hinuntertrinkst (als seien sie ohne Geschmack), so muß sich der Gastgeber entschuldigen wegen seiner Dürftigkeit. Saftiges, weiches Fleisch mag man mit den Zähnen abbeißen; getrocknetes Fleisch beißt man nicht mit den Zähnen ab. Iß den Braten nicht in ganzen Scheiben.

11. Der Verkehr mit den Lebenden bezieht sich auf die Zukunft, der mit den Toten gehört der Vergangenheit an. Wenn man bei einem Trauerfall die Hinterbliebenen kennt, so tröstet man sie; wenn man den Verstorbenen gekannt hat, so drückt man seinen Schmerz aus. Wenn man die Hinterbliebenen kennt, aber den Verstorbenen nicht gekannt hat, so tröstet man sie, ohne seinem Schmerz Ausdruck zu geben. Wenn man den Verstorbenen gekannt hat, aber die Hinterbliebenen nicht kennt, so drückt man seinen Schmerz aus, ohne zu trösten.

12. Bei einer Beerdigung zeigt man einen traurigen Gesichtsausdruck; geht man im Trauerzug, so lacht man nicht. Bei freudigen Anlässen seufzt man nicht. Trägt man Helm und Panzer, so zeigt man den Ausdruck eines, der nicht mit sich spaßen läßt. So ist der Edle darauf bedacht, vor anderen nie den rechten Ausdruck vermissen zu lassen.

(…)

(Übersetzung James Legge)
1. Die Zusammenfassung der Regeln des Anstands besagt: Immer und in allem soll Ehrfurcht herrschen; mit ernsten Verhalten, wie wenn man (tief) denkt, und mit einer Aussprache, die gefasst und bestimmt ist. Dies wird die Menschen ruhig machen.

2. Stolz sollte nicht wachsen dürfen; die Wünsche sollten nicht verwöhnt werden; der Wille sollte nicht in vollem Umfang befriedigt werden; Vergnügen sollte nicht übertrieben werden. 

3. Talentierte und Tugendhafte können mit anderen vertraut sein und sie dennoch respektieren, können in Ehrfurcht vor anderen stehen und sie dennoch lieben. Sie lieben andere und erkennen dennoch das Böse an, das in ihnen ist. Sie sammeln (Reichtum) an und können sich dennoch davon trennen (um den Bedürftigen zu helfen); Sie ruhen in dem, was ihnen Befriedigung gibt, und können dennoch anderswo Befriedigung suchen (wenn dies wünschenswert ist). Wenn Sie Reichtum in Ihrer Reichweite finden, versuchen Sie nicht, ihn mit unangemessenen Mitteln zu bekommen. Wenn Sie auf ein Unglück stoßen, versuchen Sie nicht, ihm auf unangemessene Weise zu entkommen. Streben Sie nicht in kleinen Streitigkeiten nach dem Sieg; Suchen Sie nicht nach mehr als Ihrem richtigen Anteil. Bestätigen Sie nicht positiv, woran Sie Zweifel haben, und (wenn Sie keine Zweifel haben), lassen Sie nicht zu, dass das, was Sie sagen, (nur) als Ihre eigene Ansicht erscheint. 

(...) 

7. Nach diesen Regeln sollte man anderen nicht in unangemessener Weise gefallen (wollen) und auch nicht mit seinen Worten verschwenderisch umgehen. Nach ihnen geht man nicht über das definitive Mass hinaus, greift nicht ein, verachtet nicht und ist auch nicht auf (anmaßende) Vertrautheit aus. Die eigene Person zu kultivieren und seine Worte zu erfüllen, nennt man gutes Benehmen. Wenn das Verhalten (so) geordnet ist und die Worte mit dem (richtigen) Kurs übereinstimmen, haben wir die Substanz der Anstandsregeln. Ich habe gehört, dass es in Übereinstimmung mit diesen Regeln steht, dass man von anderen (als deren Vorbild) gewählt werden sollte; ich habe nicht gehört, dass er sie (als solches) gewählt hat. Ich habe auf die gleiche Weise gehört, dass (Gelehrte) zum Lernen kommen; ich habe nicht gehört, dass (der Meister) lehren wird.

(…)

9. Der Papagei kann sprechen und ist doch nichts weiter als ein Vogel; der Affe kann sprechen und ist doch nichts weiter als ein Tier. Hier ist nun ein Mensch, der keine Regeln der Anständigkeit beachtet; ist sein Herz nicht das eines Tieres? Aber wenn (die Menschen wie) Tiere wären, und ohne (das Prinzip der) Anständigkeit, könnten Vater und Sohn denselben Partner haben. Deshalb haben die Weisen, als sie aufkamen, die Regeln der Anständigkeit aufgestellt, um die Menschen zu lehren und sie durch ihren Besitz dazu zu bringen, zwischen sich selbst und den Bestien zu unterscheiden.

10. (...) Wenn ein Mensch die Regeln der Anständigkeit beachtet, befindet er sich in einem Zustand der Sicherheit; wenn er das nicht tut, ist er in Gefahr. Daher gibt es das Sprichwort: "Die Regeln der Anständigkeit sollten auf keinen Fall unerlernt bleiben.

11. Anstand besteht darin, sich selbst zu demütigen und andere zu ehren. Sogar Träger und Hausierer werden diese Ehre (in einigen Fällen) sicher zur Schau stellen; wie viel mehr sollten die Reichen und Edlen dies (insgesamt) tun! Wenn die Reichen und Edlen wissen, dass sie den Anstand lieben, werden sie weder stolz noch ausschweifend. Wenn die Armen und Gemeinen wissen, dass sie den Anstand lieben, werden sie nicht feige.

(…)

15. Für alle Söhne gilt die Regel: Im Winter das Bett für die Eltern zu wärmen und im Sommer zu kühlen; abends alles (zur Erholung) zu regeln und morgens nach der Gesundheit zu fragen; und wenn sie mit ihren Gefährten zusammen sind, nicht zu streiten.

(…)

17. Ein Sohn muss, wenn er nach draußen geht, seine Eltern darüber informieren, wohin er geht; wenn er zurückkehrt, muss er sich vor ihnen präsentieren. Wohin er verreist, muss eine feste (Region) sein; was er dort ausübt, muss eine (angesehene) Beschäftigung sein. Im gewöhnlichen Gespräch (mit seinen Eltern) verwendet er nicht den Begriff "alt" (mit Bezug auf sie). Er sollte einen, der doppelt so alt wie er selbst ist, als seinen Vater bedienen, einen, der zehn Jahre älter ist als er selbst, als älteren Bruder; mit einem, der fünf Jahre älter ist, sollte er Schulter an Schulter, aber (ein wenig) hinter ihm gehen. Wenn fünf zusammensitzen, muss der Älteste eine andere Matte haben (allein).

(…)

23. Wenn sie einem Älteren folgen und eine Höhe hinaufsteigen, müssen Sie ihr Gesicht in Richtung des Viertels halten, zu dem der Ältere schaut.

(…)

37. Wenn zwei Männer zusammen sitzen oder stehen, schließen Sie sich ihnen nicht als Dritter an. Wenn zwei zusammen stehen, darf ein anderer nicht zwischen ihnen hindurchgehen.

38. Männer und Frauen sollten nicht zusammen sitzen (in der gleichen Wohnung), nicht das gleiche Regal oder den gleichen Kleiderständer haben, nicht das gleiche Handtuch oder den gleichen Kamm benutzen und ihre Hände beim Geben und Nehmen nicht berühren. Eine Schwägerin und ein Schwager tauschen keine Anfragen (über einander) aus. Keine der Konkubinen in einem Haus sollte für das Waschen der Unterkleidung (eines Sohnes) angestellt werden. Über Angelegenheiten außerhalb des Hauses sollte weder innerhalb der Schwelle (der Wohnungen der Frauen) noch innerhalb der Angelegenheiten(der Frauen) gesprochen werden.

39. Wenn eine junge Dame verheiratet ist, trägt sie die Bänder (von ihrem Hals hängend); und wenn es keinen großen Anlass gibt, betritt kein Mann ihre Wohnung. (...) (Auch) der Vater und die Tochter sollten nicht auf derselben Matte sitzen.

40. Mann und Frau sollen, ohne das Eingreifen des Heiratsvermittlers, den Namen des anderen nicht kennen. Wenn die Heiratsgeschenke nicht eingegangen sind, sollte es keine Kommunikation oder Zuneigung zwischen ihnen geben. Daher sollten der Tag und der Monat (der Hochzeit) dem Herrscher und den Geistern (der Vorfahren) mit Läuterung und Fasten angekündigt werden; und (der Bräutigam) sollte ein Festmahl geben und (seine Freunde) im Bezirk und in der Nachbarschaft und seine Mitoffiziere einladen - und so der getrennten Stellung (von Mann und Frau) die ihr gebührende Bedeutung verleihen.

(…)

55. Wenn sein Vater oder seine Mutter krank ist, sollte ein junger Mann, der mit einer Kappe versehen ist (d.h. über 20 ist), weder seinen Kamm benutzen, noch mit ausgestreckten Ellbogen gehen, noch über untätige Themen sprechen, noch seine Laute oder seinen Zither in die Hand nehmen. Er sollte nicht von (unterschiedlichem) Fleisch essen, bis sich sein Geschmack verändert hat, und nicht trinken, bis sich sein Aussehen verändert hat. Er sollte nicht lachen, um seine Zähne zu zeigen, und sich nicht ärgern, bis er in Verunglimpfung ausbricht. Wenn die Krankheit vorbei ist, kann er seine früheren Gewohnheiten wieder aufnehmen.







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