Die erste Monographie über Enlil wurde 1927 von Friedrich Nötscher unter dem Titel "Ellil in Sumer und Akkad" veröffentlicht. Jastrow verstand das líl (É) im Namen der Gottheit als „Dämon“ und interpretierte die Gottheit als "Haupt-Dämon". El-lil gilt als akkadische Form des sumerischen En-lil. Pinches dagegen interpretierte die Gottheit als "der Herr der Ebene". Anstelle von Jastrows "Dämon" oder Pinches "Ebene" verstand Nötscher líl als "Wind" oder "Sturm" und machte aus der Gottheit den "Herr des Windes". Er stellte fest, dass der Name aber auch als "Herr des Menschen" interpretiert werden kann, wobei die Bezeichnung "Herr des Windes" wohl die Ursprüngliche sei. Nötscher kategorisierte die vielen Titel von Enlil in der Götterliste "An = d.Anum in fünf Gruppen. Die erste Gruppe teilte die grundlegende Bedeutung "Der Große Machthaber", die zweite "Der große Berg", die dritte "Der Schicksalsbestimmer“ und die vierte mit der Grundbedeutung „Sturm “. Die fünfte Gruppe beschrieb er als “Verschiedene Namen”. Enlil hatte wahrscheinlich die höchste Position in der früheste historische Zeit und die Rollen der Gottheit „als Herr der Länder, als Vater der Götter und Menschen“. Wenngleich die philologische Gründlichkeit von Nötschers Werk bemerkenswert ist, hatte sein Ansatz ernsthafte Probleme, denn die Gottheit muss durch diese gesellschaftliche Dimension erkannt werden, welche aufgrund verschiedener Traditionen und Volksgruppen nicht allein durch die Etymologie des Namens erklärbar wird.
Piesl interpretierte das aus den Fāra-Texten bekannte sumerische Wort kur als „Numinose Macht“ des sumerischen „Kollektivs“. “Die Anthropomorphisierung” geschah, als ein semitischer Enlil mit dem é-kur in Nippur verbunden wurde, der später als Enlils Wohnsitz bekannt war. Die Einführung von Enlil zusammen mit seinem semitischen “(XY)’ll-Theologie “reorganisierte das bisherige Glaubenssystem" obwohl „eine Angleichung mit dem alten Begriff kur (.gal) in sumerischen literarischen Texten erkannt werden kann. Die Annahme, dass Enlil nicht sumerisch, sondern semitisch war, war kritisch für Piesls Theorie und ihrer Meinung nach wurde das semitisch "-ll"
erst zu en.lil umgebildet, als die Sumerer auch in den semitischen Bereichen die Regierung hatten. Während Nötscher also von einer sumerischen Etymologie des Namens ausging, griff Piesl, ebenfalls aus etymologischen Gründen, auf einen semitischen Ursprung zurück, historisch gesehen ist ihre (Piesl´s) Annahmen aber nicht gut begründet.
Steinkeller griff dann erneut Diskussionen über Enlil auf und betonte dass im Laufe des dritten Jahrtausends Enlils Name mit der Zeichenkombination d. EN.É („Herr des Haushalts") geschrieben wurde, aber noch nicht mit d.EN.LÍL (KID). Bei der Bedeutung von líl wies er auf Sumerisch „Geist" hin. (aus den sumerischen Lil-Geistern wurde im akkadischen die Lilitu, später besser bekannt als Lilith). Auch Steinkellers schlug vor, Enlil als semitische Herkunft zu betrachten, wobei er auf il-ilī „Gott der Götter." verwies, ansetzend an der frühesten bestätigten Schreibweise des Namens als I-li-lu aus Ebla.
Jacobsens meint, dass die akkadische Schreibweise von Illilu aus der Akkadisierung des sumerischen Originals (en.lil) resultiere, nicht aber umgekehrt. Womit der dem Namen einen sumerischen Ursprung gab und auch der Deutung "Herr des Windes" zustimmte.
Michalowski wies nun darauf hin, dass die frühesten, aus Mesopotamien bekannten, mythischen Texte wie die UD.GAL.NUN-Texte, das literarische Fragment AO 4153 aus dem frühdynastischen Girsu und der Barton Cylinder aus Nippur Enlil nicht als "Wind" im Gebiet zwischen Himmel und Erde identifizieren. Michalowki wandte sich ebenfalls an das eblaitische I-li-lu, was in ursprünglichen Zusammenhängen als „Vater der Götter“ zu verstehen ist und setzt somit auf eine semitische Herkunft.
Edzard meinte dann: “Wir haben gesehen, dass sich die Ebla-Schreibung (d)I-li-l(u) problemlos mit einer sumerischen Form *(Y)ēn-lil (das "Y" als Lautverschiebung bei der das Ebla-"I" beim "en" als "Y"-Aussprache vorsteht) verbinden lässt. Die These von Steinkeller und P. Michalowski, Illil/Ellil/Enlil sei ein aus dem semitischen Bereich stammender uralter Eindringling im sumerischen Pantheon und müsste mit kräftigeren Argumenten untermauert werden.”
Die muslimische Schahāda "Lā ilāha illā ʾllāh(u)": „Es gibt keinen Gott außer Gott“ verweist etymologisch womöglich auf das semitische il-ili, bzw. i-li-lu (?)
https://www.academia.edu/453890/The_Metamorphosis_of_Enlil_in_Early_Mesopotamia?email_work_card=thumbnail
Bild: https://en.wikipedia.org/wiki/Enlil
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