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Mesolithikum (Mittelsteinzeit)



Der Begriff Mesolithikum (bzw. Mittelsteinzeit) ist für das nacheiszeitliche Europa zwischen der jüngeren Altsteinzeit (Jungpaläolithikum) und der Jungsteinzeit (Neolithikum) definiert. Im mediterranen Raum, sowie in Nordafrika wird häufiger der Begriff „Epipaläolithikum“ gebraucht. Für den Westen Anatoliens sind sowohl „Mesolithikum“ als auch „Epipaläolithikum“ geläufig.

Das Mesolithikum war vom Zurückweichen des Eises der Weichsel-Kaltzeit in Nordeuropa und der damit verbundenen schnellen Erwärmung des Klimas geprägt. In den Gebieten, die vorher von eiszeitlichen Tundren bestimmt waren, entwickelten sich ab etwa 9600 v.u.Z. erst lichte, dann immer dichtere Wälder. Die Menschen mussten lernen, anstelle des verschwindenden Großwildes der Kältesteppen nun in den Wäldern Standwild zu jagen und die Fischerei zu verstärken. Beendet wurde die Mittelsteinzeit durch die Ausbreitung der erzeugenden Wirtschaftsweise (Ackerbau und Viehzucht) der Jungsteinzeit, im südosteuropäischen Raum bis etwa 5.800 v.u.Z. und im nordwesteuropäischen Raum erst um etwa 4.300 v.u.Z..

Zu den bekanntesten mesolithischen Kulturen zählen in Dänemark die Maglemose-, Kongemose- und Ertebølle-Kultur; in der Norddeutschen Tiefebene die Duvensee- und die Oldesloer Gruppe und in Süddeutschland die Fundstellen um Beuron. Darüberhinaus gibt es weitere, bspw. auch auf den Britischen Inseln (bspw. der rund 9000 Jahre "Cheddar Man").

Mesolithische Bestattungen sind eher selten, aus dem späten Mesolithikum sind aber, besonders aus Dänemark und Südschweden, einige Gräberfelder bekannt. Ein Merkmal des Spätmesolithikums sind Schädelbestattungen, wie z. B. in der Großen Ofnet-Höhle bei Nördlingen, im Hohlenstein-Stadel im Lonetal und in der Höhlenruine „Hexenküche“ auf dem Kaufertsberg bei Lierheim (Landkreis Donau-Ries). In Europa sind mehr als 74 von etwa 2100 Personen in einer sitzenden oder halb sitzenden Position bestattet worden. Weitere 31 Gräber können Sitzbestattungen enthalten haben. Bekannt ist die "Frau von Bäckaskog", eine vor rund 9000 Jahren begrabene Frau aus der Maglemose-Kultur.

Kennzeichnend für die Epoche sind die sogenannten Mikrolithen, winzige Projektile aus Feuerstein und anderen Rohmaterialien. Außerdem sind die ersten mit organischen Schäftungen erhaltenen Dolche (Messer mit beidseitiger Schneide) belegt. Einen mit Bastumwicklung erhaltenen Dolch, der aus einer beidseitig spitz retuschierten großen Feuersteinklinge gefertigt ist, gibt es vom Fundplatz Nischneje Veretije in Nordrussland, mit Radiokohlenstoffdaten der Fundschicht um ca. 8000 v.u.Z.. Auch Einbäume und Paddel sind mehrfach belegt.

Nachdem bereits im Gravettien Lagerplätze langfristig bewohnt worden waren, nahm die Sesshaftigkeit in der Mittelsteinzeit allgemein etwas zu. Auf mesolithischen Grabungsplätzen fand man Strukturen, die auf Windschirme und Hütten hinweisen. Fundplätze mit Überresten von Steinwällen und fundamentartigen Steinsetzungen wurden in Norwegen nördlich des Polarkreises entdeckt. In Dänemark und Norddeutschland wurden Lagerplätze der Maglemose-Kultur ausgegraben, auf denen noch die Überreste der Hüttenböden erhalten waren, die aus miteinander verflochtenen Rindenstreifen und gespaltenen Baumstämmen bestanden.

Bereits im frühen Mesolithikum steuerte die Haselnuss einen wichtigen Beitrag zur Ernährung bei. Dies könnte die erste Kultivierung eines Nahrungsmittels in Europa sein, was allerdings nicht nachweisbar ist.

An Kunstwerken gibt es Felsbilder sowie Kleinkunst in Form von reich verzierten Knochen- und Geweihgeräten. Menschenfiguren und Elchzepter aus Geweih gibt es aus dem Gräberfeld der Fundstelle Olenij Ostrow (Karelien).


Bild: Rekonstruktion einer Hütte, wie sie mesolithische Jäger, Fischer und Sammler in Irland etwa 7.000 v.u.Z. saisonal genutzt haben

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