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Mari

 

Mari wurde zu Beginn der frühdynastischen Periode I (2900–2750 v.u.Z.) als neue Stadt gegründet, um die Wasserstraßen der Euphrat-Handelsrouten zu kontrollieren, die die Levante mit dem sumerischen Süden verbinden. Die Gründer könnten Sumerer oder ostsemitisch sprechende Menschen aus Terqa (Syrien) im Norden gewesen sein. Die Stadt wurde am Ende der frühdynastischen Periode II (2750–2600 v.u.Z.) aus unbekannten Gründen verlassen und zu Beginn der frühdynastischen Periode III (2600–2350 v.u.Z.) wieder aufgebaut. Die neue Stadt behielt viele der äußeren Merkmale der ersten Stadt, einschließlich der inneren Mauer und des Tores. Im Herzen der Stadt wurde ein königlicher Palast gebaut, der auch als Tempel diente. Sechs weitere Tempel wurden in der Stadt entdeckt, darunter der Tempel für Ishtar, Ninhursag und Shamash. Dieses zweite Königreich von Mari scheint ein mächtiges und wohlhabendes politisches Zentrum gewesen zu sein und seine Könige hielten den Titel Lugal. Eine der wichtigsten Quelle hierfür ist der Brief des Königs Enna-Dagan um 2350 v.u.Z.. Auf ihrem Höhepunkt war die zweite Stadt die Heimat von etwa 40.000 Menschen. Mari war stark vom sumerischen Süden beeinflusst und stand in dieser Zeit häufig im Krieg mit Ebla. Nur ein Jahrzehnt nach sich Mari gegen Ebla durchsetzen konnte, wurde Mari selbst von Sargon von Akkad zerstört. Der wahrscheinlich letzte König von Mari vor den Eroberungen durch das Akkadische Reich war Ishqi-Mari (ca. 2350-2330 v.u.Z. MC).

"Ishqi-Mari, König von Mari, große ensi von Enlil, widmete seine Statue Inanna"



Mari wurde zwei Generationen lang verlassen, bevor er vom akkadischen König Manishtushu restauriert wurde. Ein Gouverneur wurde ernannt, um die Stadt zu regieren, die den Titel Shakkanakku (Militärgouverneur) innehatte. Akkad behielt die direkte Kontrolle über die Stadt, was durch Naram-Sin von Akkads Ernennung zweier seiner Töchter zu Priesterämtern in der Stadt deutlich wird. Nach dem Zerfall des akkadischen Reichs erlangte Mari seine Unabhängigkeit, aber die Verwendung des Shakkanakku-Titels setzte sich während der nun Dritten Dynastie fort. Diese Dynastie endete aus unbekannten Gründen und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts v.u.Z. durch die amoritische Lim-Dynastie ersetzt. Gegen Shamshi-Adad I. von Assyrien (1809-1776 v.u.Z.) erlebte Mari dann eine Niederlage und Shamshi-Adad´s Sohn Yasmah-Adad bestieg den Thron. Yasmah-Adad erwies sich aber als unfähiger Führer, so dass Zimri-Lim, als Erbe der Lim-Dynastie, der Thron ergriff. Dieser gründete Allianzen mit Eshnunna und Hammurabi von Babylon und sandte seine Armeen, um den Babyloniern zu helfen. Die Beziehungen zu Babylon verschlechterten sich mit einem Streit über die Stadt Hét. Schließlich wurde das Königreich von Hammurabi überfallen, der Zimri-Lim um 1761 v.u.Z. besiegte. Mari überlebte und rebellierte gegen Babylon um 1759 v.u.Z., was Hammurabi veranlasste, die ganze Stadt zu zerstören. Mari durfte jedoch als kleines Dorf unter babylonischer Verwaltung überleben, ein Akt, den Hammurabi für barmherzig hielt. Später wurde Mari Teil von Assyrien und wurde unter den Gebieten aufgeführt, die vom assyrischen König Tukulti-Ninurta I. (1243–1207 v.u.Z.) erobert wurden. Danach wechselte Mari ständig den Besitzer zwischen Assyrien und Babylon. Die Stadt blieb bis zur hellenistischen Zeit eine kleine Siedlung, bevor sie aus den Aufzeichnungen verschwand.


Seit Beginn der Ausgrabungen wurden in der Bibliothek von Zimri-Lim über 25.000 Tontafeln aus der Zeit zwischen 1800 und 1750 v.u.Z. in akkadischer Sprache in Keilschrift entdeckt. Daneben kamen Beterfiguren und Statuen aus Gips, Bronze und Lapislazuli wie die des Sängers Ur-Nanše ans Tageslicht. Mari ist auch der Fundort des "Schatzes von Ur", der 4500 Jahre alten Figuren aus Gold, Lapislazuli, Bronze und Elfenbein hervor brachte. Im Palast des Zimri-Lim wurde auch die 1,50 Meter hohe Steinplastik der "wassersprudelnde Göttin" gefunden, welche auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts v.u.Z. datiert wird. Sie besitzt im Inneren eine Bohrung, durch welche Wasser geleitet werden konnte, das dann aus dem Gefäß in ihrer Hand sprudelte. Die Figur ist durch die Hörnerkrone als Göttin ausgewiesen.





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