aus "AOAT 368 The Exchange of Goods and Services in Pre-Sargonic Lagash" von Rosemary Prentice, Ugarit Verlag 2010
In dem Buch werden 1800 Verwaltungstafeln über 20 Jahre des "Frauenhauses" in Lagash ausgewertet. Das ist der Zeitraum um 2300 v.u.Z. unter den Königen Enentarzid, Lugalanda und Urukagina, d.h. direkt vor Lugalzagesi von Uruk und Sargon dem Großen.
Das "Frauenhaus" oder "Haus der Frau" war im Prinzip der Königin unterstellt und machte quasi die Buchhaltung für Lagash bzw. für den Haupttempel von Lagash.
Lagash als Stadtstaat bestand zu jener Zeit aus drei größeren Städten, die aber alle wenigstens zum Teil im "Frauenhaus" in Lagash verwaltet wurden.
Frauen und Männer wurden nicht verschieden bezahlt, sondern die Gehälter / Rationen waren in der Regel individuell innerhalb einer "Gehaltsgruppe".
Die Gehaltsgruppen waren:
I. Träger & Igi-nu-gud (Nicht sehende)
II. Beim Palast registierte/gemeldete Personen
III. Beim Palast individuel gemeldete Personen
Die I. Gruppe waren die vermutlich unglernten und einfachen Arbeiter. Dabei ist die Bedeutung von Igi-nu-gud nicht geklärt. Aber diese wurden zum Teil besser bezahlt als die "Träger", daher waren sie auf jeden Fall keine "behinderte" Randgruppe o.ä.
Die Igi-nu-guds waren in Teams organisiert, die dann Personen aus der II. Gruppe untergeordnet waren.
An einer Stelle fällt eine Frau aus, vermutlich wegen Krankheit, ihr Sohn nimmt dann ihre Position ein und erhält dann das untere Erwachsenengehalt .. d.h. die Position der Mutter wurde inkl. Gehalt übernommen.
Unter Urukagina wurde das "Frauenhaus" in "Haus von Bau" umbenannt, allerdings blieb das Personal weitgehend gleich, so dass die Umbenennung religiöse oder politische Gründe gehabt haben kann, aber die Arbeit der Leute in dem Haus sich dabei nicht erkennbar geändert hatte.
Kinder haben immer 12 Sila/Monat (1 Sila = ca. 1 Liter) Getreide erhalten.
Erwachsene immer min. 18 Sila/Monat.
"Anfänger" haben erst weniger und später in der Regel mehr bekommen.
Das ging für einen Sänger bei auf 72 Sila/Monat.
Zusätzlich gab es noch Stoff/Kleidungs Rationen alle 4 Monate. Diese wurden Gewichtsmässig in Mana (um die 500 g) abgerechnet.
Das "Personal" wurde als "zum Haus-Mi gehörig" bzw. "zum Haus Bau gehörig" bezeichnet.
Das führte dazu, dass die Asyriologen anfangs dachten es handle sich im Leibeigene oder Sklaven - vor allem bei den Igi-nu - und die Leute hätten entsprechend keine weiteren Einkünfte gehabt.
Man hat allerdings einmal die verschiedenen "Rationen", die auf eine individuelle Berechnung innerhalt einer "Gehaltsgruppe" hinweist, ferner auch den "Erfahrungsbonus". Und man hat sogar Urkunden über den Kauf/Verkauf von Grundstücken von den "zum Haus *** gehörigen", ergo es war eher eine Art Festanstellung. Auch die Karriere einzelner Mitglieder kann nachvollzogen werden.
Das "Frauenhaus" hat auch einiges Personal für den Palast finanziert, man geht davon aus, dass jede Institution im Stadtstaat eine Art Arbeitssteuer zahlen musste, d.h. Personal für den Palast finanzieren. In diesem Fall sind das Sänger, Musiker, Friseure uvm.
Das "Frauenhaus" hatte natürlich auch noch Aufgaben und nicht nur Personal, dabei hatte es wohl vor allem zwei Aufgaben:
Handel
- "gegenseitigen sozialen Austausch" .. Geschenke - Diplomatie
Handel wurde mit viele verschiedenen Waren betrieben, Metalle, Stoffe, Parfüm, Holz ...
Die Sache mit den "Geschenken" ist interessant, da wurden wertvolle Waren ohne offensichtliche Gegenleistungen verschickt. Allerdings gab es in der Regel dann auch wieder "Geschenke" zurück ... anders als beim Handel wurde der "Austausch" aber nicht mit "für dies bekam ich das" gemeinsam archiviert, sondern nur als "dies versendet" und auf einer völlig anderen Tafel "jenes erhalten" vermerkt.
(kleine) Geschenke erhalten die Freundschaft sozusagen.
"beschenkt" wurden dabei Tempel bzw. Götter, andere Fürsten, externe Familienmitglieder usw. d.h. mehr oder weniger gleichberechtigte.
Diese "Geschenkte" waren oft eher symbolisch, ein paar Schafe für eine Feier .. auch wenn für den Anlass sicher viel mehr gebraucht wurden.
Das "Frauenhaus" hat u.a. mit Der, Dilmun, Kesh, Uruk ... gehandelt und "Diplomatie" betrieben.
Uru-inimgina (Urukagina) benannte das "Frauenhaus" von Lagash in "Baba-Tempel" um. Letztverantwortlich für die Wirtschaftseinheit waren die Gemahlinnen der Fürsten, unter Uru-inimgina seine Frau Sasa.
Der Außenhandel scheint unter Lugalandas Nachfolger Uru-inimgina fast völlig zusammen gebrochen sein (wird aber später, in einer folgenden Dynastie, wieder aufgenommen).
Uru-inimgina´s Reformationen hatten vorallem auch wirtschaftlichen Charakter und versuchten, das sich entwickelnde Unrecht abzudämpfen, indem "niedere Stände" gegenüber "höheren Ständen" mehr Rechte eingeräumt wurden.
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