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Urartu



Uruatri taucht zuerst in mittelassyrischen Texten aus dem 13. Jahrhundert v.u.Z. als geografische Bezeichnung auf. Salmanassar I. beschreibt einen Feldzug gegen Uruatri, auf dem er acht Länder und 52 Städte zerstörte. Man nimmt gemeinhin an, dass dieses Uruatri mit dem neo-assyrischen Urartu identisch ist, jedoch sollte Urartu als (assyrische Bezeichnung einer Landschaft) und das Reich Urartu (korrekter die Biainili-Länder) nicht gleichgesetzt werden. Bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts lokalisierten die Assyrer Urartu eher westlich des Vansees (östliches Anatolien). Das Königreich Urartu kam Mitte des 9. Jahrhunderts v.u.Z. an die Macht, ging aber allmählich unter und wurde schließlich im frühen 6. Jahrhundert v.u.Z. von den iranischen Medern erobert. Urartu tauchte im neunten Jahrhundert v.u.Z. in assyrischen Inschriften als mächtiger Rivale des neu-assyrischen Reiches auf. Als Uraštu wird es in der Behistun-Inschrift von Darius I. erwähnt. Im Alten Testament begegnet man Urartu als rrt, vokalisiert als Ararat.

Die urartäische Sprache ist mit dem Hurritischen verwandt und bildet mit ihm die hurro-urartäische Gruppe. Darüber hinausgehende Vergleiche (vor allem mit Kaukasussprachen, insbesondere dem Nordostkaukasischen) haben keine breite Zustimmung in der Fachwelt gefunden. Meist wurde Keilschrift verwendet, es gibt aber auch Inschriften mit Hieroglyphen, die entfernt den luwischen Hieroglyphen ähneln.

Wichtige Geschichtsquellen sind die königlichen Inschriften, die seit Sarduri I. in den gewachsenen Fels gehauen wurden. Momentan sind über 400 bekannt. Sie beschreiben entweder die Eroberungen oder die Bauwerke der jeweiligen Herrscher. Meist wurden die nach einem Feldzug in einem neu eroberten Gebiet angebracht und beschreiben formularisch die Eroberung und den erhobenen Tribut. Die längsten dieser Inschriften sind die Annalen von Argišti I. und Sarduri II..

Urartu wird als ein „nicht-urbaner Staat“ beschrieben. Das urartäische Siedlungswesen war durch Festungen gekennzeichnet, sie waren auch Verwaltungsmittelpunkte, religiöse Zentren und wurden als Vorratslager genutzt. Sie dienten in Kriegszeiten als Zufluchtsort. Die Festungen übernehmen in Urartu womöglich die Rolle der nichtexistenten Städte. Abbildungen urartäischer Festungen stammen vom Balawat-Toren von Salmanasser III. assyrischen Palastreliefs und urartäischen Bronzemodellen. Stilisierte Festungen sind außerdem auf Bronzegürteln, Siegeln, Elfenbeinplatten (vermutlich Möbelteile), Steinreliefs und verzierten Knochen bekannt. Das Motiv eines heiligen Baumes, der aus einem stilisierten zinnenbewehrten Turm wächst, ist von Bronzeschalen aus Kamir Blur bekannt und wurde auch als Siegel verwendet.

Die Streitwagen waren nach urartäischen Darstellungen von zwei Kriegern besetzt, neben dem Wagenlenker ein Bogenschütze. Beide waren mit spitzen Helmen ausgestattet und tragen ein kurzärmliges Hemd und Gürtel. Später tragen die Wagenkämpfer oft Mäntel. Die Streitwagen haben zwei Räder mit sechs Speichen und einen sehr kurzen Wagenkasten. Seit Argišti I. hatten die urartäischen Streitwagenräder dann acht Speichen, wie auch die assyrischen seit Tiglatpileser III.

Die Inschrift von Meher Kapısı nennt zuerst Ḫaldi, dann den Wettergott, den Sonnengott und die „Versammlung der Götter“. Darauf folgt Ḫutuini, vermutlich der Gott des Sieges. Reichsgott der Urartäer war der Kriegsgott Ḫaldi, der auf einem Löwen stehend abgebildet wurde. Ḫaldi ist als Namensbestandteil seit mittelassyrischer Zeit belegt. Attribut des Wettergottes Teišeba war der Stier, wie beim hurritischen Wettergott Teššup. Der Stier war das Tier des Sonnengottes Šiwini. Diese Gottheiten erscheinen nicht nur in Götterlisten, sondern auch in Verträgen. Aus den Listen ist zudem der Mondgott Šelardi identifizierbar.

Sarduri I. (ca. 832–820 v.u.Z.)
Ispuini (ca. 820–800 v.u.Z.), erster urartäischer König, der in der urartäischen Sprache schrieb (frühere Könige hinterließen Aufzeichnungen in Akkadisch)
Menua (ca. 800–785 v.u.Z.)
Urartu erreichte unter Argishti I. (ca. 785–760 v.u.Z.) den höchsten Punkt seiner militärischen Macht und auch die urartäische Metallindustrie erlebte einen Aufschwung, als er Kupferminen im Kaukasus eroberte und von den Nachbarstaaten Tribute an Metallen verlangte.

Im Jahr 714 v.u.Z. litt das urartäische Königreich stark unter den kimmerischen Überfällen und den Feldzügen Sargons II. Der Haupttempel in Musasir wurde geplündert und der urartäische König Rusa I. (735–714 v.u.Z.) wurde von Sargon II. am Urmia-See vernichtend besiegt. Nach Rusa II. (685–645 v.u.Z.) wurde Urartu unter ständigen Angriffen von kimmerischen und skythischen Eindringlingen geschwächt. Infolgedessen wurde es von Assyrien abhängig, wie Rusas II. Sohn Sarduri III. (645–635 v.u.Z.) belegt, der den assyrischen König Ashurbanipal als seinen "Vater" bezeichnete.




Fragment eines Bronzehelms aus der Zeit Argišti I. mit dem "Baum des Lebens"
"Dem Gott Ḫaldi, dem (bzw. seinem) Herrn, widmete Argišti, Sohn von Minua, diesen Helm."


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