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Helmand-Kultur



Die Helmand-Kultur (benannt nach dem Fluß Hilmend/Helmand) blühte im vierten und dritten vorchristlichen Jahrtausend im Süden von Afghanistan und im Südosten des Iran. Mundigak (Afghanistan) und Schahr-e Suchte (Iran) sind die bedeutendsten Städte mit beachtlichen Ausmaßen.
Es ist die früheste bekannte Kultur in der Region, die Städte baute. Bronze wurde verarbeitet. Ein Teil der Keramik ist bemalt. Im Fundgut finden sich zahlreiche Terrakottafiguren. An diversen Fundorten fanden sich Siegel mit geometrischen Mustern. Die Helmand-Kultur ist möglicherweise mit einem antiken Staatsgebilde gleichzusetzen und liegt zeitlich und räumlich zwischen Elam (Iran) und Prä-Induskultur (Mohenjo-Daro).


Schahr-e Suchte

Schahr-e Suchte ("verbrannte Stadt") ist ein archäologischer Fundort am Ufer des Helmandflusses in der Provinz Sistan und Belutschistan im Iran und wurde Juni 2014 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen. Mit einer Größe von mehr als 300 Hektar gilt der Fundort als größte prähistorische Fundstätte im Iran. Die Stadt durchlief vier Zivilisationsphasen und wurde dreimal niedergebrannt, weshalb sie den Namen "Verbrannte Stadt" erhielt. 

In Periode I (3200-2800 v.u.Z.) gab es Kontakte mit Elam (eine proto-elamitische Keilschrifttafel und Siegel wurden gefunden) als auch mit dem südlichen Turkmenistan (was später zur Oasenkultur wurde).

In Periode II (2800-2500 v.u.Z.) dehnte sich die Siedlung stark aus; verschiedene Handwerke, wie die Herstellung von Perlen aus Halbedelstein, Korbflechterei und die Wollverarbeitung, lassen sich nachweisen.

Periode III (2500-2300 v.u.Z.) zeigt eine starke Erweiterung der Siedlung und Belege für soziale Differenzierung. Keramik wurde unter anderem aus Mundigak (Afghanistan) und dem Quetta-Tal in Pakistan importiert. Zusammen mit Mundigak war die Stadt einer der Hauptorte der Helmand-Kultur.

Nach Periode IV (2300-2100 v.u.Z.) wurde die Siedlung weitgehend verlassen.

Der größte Teil der Funde wurde auf die Zeit zwischen 2700 und 2300 v.u.Z. datiert und lassen darauf schließen, dass die Stadt ein Knotenpunkt zwischen der mesopotamischen, indischen und chinesischen Zivilisation gewesen ist. Zu den Funden zählen Siegel, ein komplexes Handelsnetzwerk, das älteste bisher gefundene Backgammon-Spiel, bearbeitete Kunststeine aus Alabaster und Sandstein, sowie die älteste bekannte Augenprothese - ein künstlicher Augapfel. Auch Lapislazuli wurde als Rohmaterial in Form von kleinen Blöcken, halbfertig bearbeiteten Teilen und geschliffenen Perlen gefunden, Das eingeführte Mineral stammte aus der 2000 Kilometer entfernten nordostafghanischen Provinz Badachschan.


Eine Keramikvase ist möglicherweise das älteste Beispiel für eine Animation. Die Vase ist umlaufend mit einem Zyklus von fünf Bildern bemalt, die bei axialer Drehung eine Bergziege zeigen. Sie springt, um an die Blätter eines Baumes heranzukommen.


Bild: Vase mit Ziege aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v.u.Z. aus Schahr-e Suchte


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Das älteste Backgammon der Welt mit 60 Teilen wurde unter den Trümmern der legendären Verbrannten Stadt in der Provinz Sistan-Balutschistan im Südosten des Irans gefunden, wie die iranische Nachrichtenagentur Cultural Heritage News Agency berichtet. "Das Brett ist rechteckig und aus Ebenholz gefertigt, das in Sistan nicht wuchs und von Händlern aus Indien importiert wurde." Einige iranische Archäologen nehmen an, dass das Brettspiel zuerst in der Verbrannten Stadt gespielt und dann in andere Zivilisationen übertragen wurde. "Die 60 Spielsteine wurden in einem Terrakotta-Gefäß neben dem Spielbrett ausgegraben. Sie wurden aus gewöhnlichen Steinen hergestellt, die in der Stadt abgebaut wurden, darunter Achat und Türkis"
World's Oldest Backgammon Discovered In Burnt City (payvand.com)

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Der künstliche Augapfel wird auf die Zeit vor 4800 Jahren datiert. Er gehörte zu einer kräftigen Frau, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 25 und 30 Jahre alt war. "Das Material, aus dem dieser künstliche Augapfel besteht, ist noch nicht bestimmt und wird durch spätere Tests ermittelt werden. Auf den ersten Blick sieht es jedoch so aus, als ob natürlicher Teer, vermischt mit tierischem Fett, für die Herstellung verwendet wurde". Im Grab dieser Frau wurden auch mehrere Tongefäße, Schmuckperlen, ein Ledersack und ein Bronzespiegel gefunden.
4800-Year-Old Artificial Eyeball Discovered in Burnt City - Archaeological and Cultural News of the Iranian World (cais-soas.com)

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Mundigak
Mundigak ist eine archäologische Stätte in Afghanistan, die rund 55 km nordwestlich von Kandahar liegt. Ausgrabungen brachten Reste einer beachtlichen Stadtanlage mit Stadtmauern, einen Palast und einen Tempel zu Tage. Die Stadt hatte möglicherweise bis zu 10.000 Einwohner.

Die unterste Schicht (I) wurde nur im zentralen Hügel ergraben und datiert wahrscheinlich in das fünfte Jahrtausend v.u.Z.. In Schicht I.4 und I.5 sind Häusergrundrisse erhalten geblieben. Die Keramik ist zum Teil bemalt, wobei einfache geometrische Muster überwiegen. Ganz selten kommen auch gemalte Tiere vor.

In Schicht II konnten verschiedene mehrräumige Bauten ausgegraben werden. In einem Hof fand sich ein tiefer Brunnen.

Aus Schicht III stammen die Reste eines Friedhofes, der auch noch zur Zeit von Schicht IV belegt wurde. Die Toten lagen hier in Hockerstellung.

In Schicht IV entwickelte sich Mundigak zu einer voll ausgebildeten Stadt mit Palast und Tempel. Es kann auf eine fortgeschrittene soziale Gliederung geschlossen werden. Belege für den Gebrauch von Schrift fehlen jedoch.

Schicht V war aufgrund der Erosion des Grabungsgebietes sehr schlecht erhalten. Auf dem Haupthügel wurde auf den Resten des alten Palastes ein großes Gebäude errichtet, wobei die alten Strukturen unter dem neuen und sehr massiven Bau begraben und zum Teil bewahrt wurden. Nach 2500 v.u.Z. befand sich hier keine Stadt mehr. Dies ist vor allem insofern bemerkenswert, als sich damit keine chronologische Überlappung mit der Indus-Kultur ergibt. Es scheint, dass die Bevölkerung ihren Lebensstil in festen Siedlungen aufgab und zum Nomadentum überging.

Ab der Schicht I.2 sind Bronzeobjekte bezeugt. Es handelt sich zunächst um einfache Werkzeuge wie Nadeln und um Waffen. Aus Schicht IV stammen aber auch die Reste eines Spiegels. Eine Untersuchung belegte, dass diese Artefakte meist aus Bronze mit einem geringen Zinngehalt gefertigt wurden. Bemerkenswert sind fünf Objekte mit Eisenelementen aus Schicht IV. Dabei fungierte das Eisen immer als Dekoration von Bronzeobjekten; es gab keine nur aus Eisen hergestellten Artefakte.


Bild: In Mundigak gefundene Siegel, drittes Jahrtausend v.u.Z.













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