Quelle: Bogdan Athanassov und Raiko Krauß:
In den spätbronzezeitlichen Siedlungen des Balkanraumes fand sich bislang zu wenig ägäisch-anatolisches Material, als dass man von regelmäßigen Kontakten mit den städtischen Zentren ausgehen könnte.
Im Balkanraum wurden nur ein Schwertfragment (Museum Varna; ägäisch- anatolischen Typ, dessen beste Parallele ein Schwert darstellt, welcher Großkönig Tudhalija im 15. Jahrhundert v.u.Z. nach einem Sieg über die Aššuwa dem Wettergott weihte), auch einige mykenische oder mykenisch beeinflusste Schwerter und mediterraner Kupferbarren in der Form einer Ochsenhaut (bislang ausschließlich Einzelfunde, ganz ohne aussagekräftigen Fundkontext) gefunden, die auf Kontakte zwischen dem Ostbalkan- und dem Mittelmeerraum hindeuten.
Das mykenisches Fundmaterial ist lediglich bis in den makedonischen Raum und die Rhodopen gelangt und auch nur in so begrenztem Umfang, dass man eher einen indirekten Kontakt mit den Zentren im Süden annehmen muss. Die Gebiete nördlich der Rhodopen, vor allem aber diejenigen jenseits des Balkan-Hauptkammes, dürften, nach den archäologischen Funden zu urteilen, völlig jenseits der mykenischen Wahrnehmung geblieben sein. Die Welt nördlich der Ägäis bot für die Gemeinschaften im Süden allenfalls den Hintergrund mythologischer Berichte über ferne Länder, etwa in der Odyssee oder auch später noch bei Herodot. Selbst die neueren Grabungen auf dem Ada Tepe in den östlichen Rhodopen, die ein spätbronzezeitliches Goldbergwerk aufdecken konnten, haben nichts Grundlegendes an diesem Bild geändert, da bei den großflächigen Freilegungen sowohl im Gebiet der Goldmine, wie in den befestigten Siedlungen erstaunlich wenig ägäisch-anatolische Importstücke gefunden wurden. Es bleibt offen, welche Art von Gütern die Gemeinschaften am Ada Tepe oder diejenigen, die die Minen kontrollierten, im Austausch für das Gold erhalten haben und wer die Abnehmer des Rohstoffes waren.
Am eklatantesten zeigen sich die Unterschiede zwischen dem Ostbalkanraum und dem mykenisch-anatolischen Einflussbereich auf der Ebene der Siedlungsstrukturen. Konstituierendes Element der spätbronzezeitlichen Hochkulturen in der Ägäis und Westanatolien ist der Palast bzw. das befestigte urbane Zentrum mit seiner dazugehörigen Administration. Im Ostbalkanraum finden sich nicht einmal Spuren einer vergleichbaren Institution. Theoretisch stehen im Balkanraum die Tellsiedlungen an der Spitze der Siedlungshierarchie, die allerdings während der Bronzezeit nur in Thrakien auftreten und weit vor der Spätbronzezeit, um 2100 v.u.Z., wieder verschwinden. Danach finden sich in Thrakien wie im gesamten Ostbalkanraum bis in die frühe Eisenzeit nur noch Flachsiedlungen, die selten mehr als drei bis vier Siedlungsphasen aufweisen.
Somit sind als "architektonische Grenze" zwei grundsätzlich verschiedene ökonomische, soziale und kulturelle Siedlungskonzeptionen zu erfassen: eine nordägäische, die Investitionen in Baustrukturen (Tellsiedlungen oder zumindest steinerne Architekturen mit Befestigungssystemen) vorsieht, welche über mehrere Generationen Bestand hatten, und eine ostbalkanisch-donauländische, die durch kurzlebige Siedlungen mit Lehmbauten charakterisiert ist.
Der Ostbalkanraum zwischen mediterranen Hochkulturen
und dem südöstlichen Europa in der Spätbronzezeit
Spätbronzezeit etwa 17./16. bis 12./11. Jahrhundert v.u.Z.
In den spätbronzezeitlichen Siedlungen des Balkanraumes fand sich bislang zu wenig ägäisch-anatolisches Material, als dass man von regelmäßigen Kontakten mit den städtischen Zentren ausgehen könnte.
Im Balkanraum wurden nur ein Schwertfragment (Museum Varna; ägäisch- anatolischen Typ, dessen beste Parallele ein Schwert darstellt, welcher Großkönig Tudhalija im 15. Jahrhundert v.u.Z. nach einem Sieg über die Aššuwa dem Wettergott weihte), auch einige mykenische oder mykenisch beeinflusste Schwerter und mediterraner Kupferbarren in der Form einer Ochsenhaut (bislang ausschließlich Einzelfunde, ganz ohne aussagekräftigen Fundkontext) gefunden, die auf Kontakte zwischen dem Ostbalkan- und dem Mittelmeerraum hindeuten.
Das mykenisches Fundmaterial ist lediglich bis in den makedonischen Raum und die Rhodopen gelangt und auch nur in so begrenztem Umfang, dass man eher einen indirekten Kontakt mit den Zentren im Süden annehmen muss. Die Gebiete nördlich der Rhodopen, vor allem aber diejenigen jenseits des Balkan-Hauptkammes, dürften, nach den archäologischen Funden zu urteilen, völlig jenseits der mykenischen Wahrnehmung geblieben sein. Die Welt nördlich der Ägäis bot für die Gemeinschaften im Süden allenfalls den Hintergrund mythologischer Berichte über ferne Länder, etwa in der Odyssee oder auch später noch bei Herodot. Selbst die neueren Grabungen auf dem Ada Tepe in den östlichen Rhodopen, die ein spätbronzezeitliches Goldbergwerk aufdecken konnten, haben nichts Grundlegendes an diesem Bild geändert, da bei den großflächigen Freilegungen sowohl im Gebiet der Goldmine, wie in den befestigten Siedlungen erstaunlich wenig ägäisch-anatolische Importstücke gefunden wurden. Es bleibt offen, welche Art von Gütern die Gemeinschaften am Ada Tepe oder diejenigen, die die Minen kontrollierten, im Austausch für das Gold erhalten haben und wer die Abnehmer des Rohstoffes waren.
Am eklatantesten zeigen sich die Unterschiede zwischen dem Ostbalkanraum und dem mykenisch-anatolischen Einflussbereich auf der Ebene der Siedlungsstrukturen. Konstituierendes Element der spätbronzezeitlichen Hochkulturen in der Ägäis und Westanatolien ist der Palast bzw. das befestigte urbane Zentrum mit seiner dazugehörigen Administration. Im Ostbalkanraum finden sich nicht einmal Spuren einer vergleichbaren Institution. Theoretisch stehen im Balkanraum die Tellsiedlungen an der Spitze der Siedlungshierarchie, die allerdings während der Bronzezeit nur in Thrakien auftreten und weit vor der Spätbronzezeit, um 2100 v.u.Z., wieder verschwinden. Danach finden sich in Thrakien wie im gesamten Ostbalkanraum bis in die frühe Eisenzeit nur noch Flachsiedlungen, die selten mehr als drei bis vier Siedlungsphasen aufweisen.
Somit sind als "architektonische Grenze" zwei grundsätzlich verschiedene ökonomische, soziale und kulturelle Siedlungskonzeptionen zu erfassen: eine nordägäische, die Investitionen in Baustrukturen (Tellsiedlungen oder zumindest steinerne Architekturen mit Befestigungssystemen) vorsieht, welche über mehrere Generationen Bestand hatten, und eine ostbalkanisch-donauländische, die durch kurzlebige Siedlungen mit Lehmbauten charakterisiert ist.
Lediglich mit der Metallurgie verbundene ägäisch-anatolische Gegenstände konnten diese Grenze überschreiten, dabei kann man aber eine Veränderung des Auffindungskontextes feststellen, was für einen veränderten Umgang mit ihnen spricht: die Waffen finden sich nur noch selten in reichen Kriegergräbern wie in der Ägäis, sondern vorzugsweise in Horten. Die Sitte, Gegenstände durch die Einbringung in den Boden, in Felsspalten oder in ein Gewässer nachhaltig dem Warenverkehr zu entziehen (zu "horten"), scheint zwar ein gesamteuropäisches Phänomen zu sein, bildet an der Unteren Donau aber einen Schwerpunkt vor allem in der Späten Bronze- und Frühen Eisenzeit. Es liegt in der Natur dieser Fundgattung, dass wir über die Gründe und Zusammenhänge der Deponierungsumstände so gut wie nichts wissen können.
Schwertfragment im Museum Varna; ägäisch- anatolischen Typ
Es handelt sich um das Bruchstück eines sich stetig vom Heftansatz zur Spitze hin verjüngenden Schwertes mit einer Mittelrippe, die von mehreren Graten begleitet wird. Das am oberen und unteren Ende gebrochene Fragment hat eine Länge von 18,7 cm. Erhalten ist der Heftansatz, auf dem die Reste von mindestens drei Nietlöchern zu erkennen sind.
Bild: Schwertklinge aus dem Museum in Varna(Inv. Nr. I-3762). (Quelle: EIN BRONZESCHWERT ÄGÄISCH-ANATOLISCHEN TYPS AUS DEM MUSEUMVON VARNA, BULGARIEN
Bogdan Athanassov, Raiko Krauß, Vladimir Slavèev)
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