Pömmelte, Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt
1991 durch Luftbilder entdeckt
äußerer Durchmesser 115 Meter
zeitliche Einordnung etwa 2335–2050 v.u.Z.
Das komplexe Bauwerk besteht aus verschiedenen hölzernen Palisadenringen, Gruben und Wällen. Es wurden Trinkgefäße, Tierknochen, Mahlsteine, Steinbeile sowie Teile von menschlichen Körpern bei den Ausgrabungen gefunden.
In der Kreisgrabenanlage fanden über einen längeren Zeitraum Rituale statt, die die Deponierung menschlicher Körperteile, vor allem von Schädeln (Totenkult), aber auch von Nahrung und Werkzeugen beinhalteten. Verschiedene dokumentierte Brandschichten deuten darauf hin, dass Feuer bei den Ritualen eine Rolle spielte.
Die Struktur mit Wall und Segmentgraben ordnet die Kreisgrabenanlage den „Henge-Monumenten“ zu. Diese sind zwischen der Mitte des 3. und Mitte des 2. Jahrtausends v.u.Z. in Teilen Europas verbreitet. Pömmelte ist grundsätzlich vergleichbar mit den englischen Henge-Monumenten, Woodhenge und Durrington Walls, die zum Teil in die gleiche Zeit gehören. Derartige Anlagen legen kulturübergreifende Kulturpraktiken am Ende der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit nah. Die Keramik gehört zur schnurkeramischen Kultur (2800–2100 v.u.Z.), zur Glockenbecherkultur (2500–2200 v.u.Z.) des ausgehenden Neolithikums und zur Aunjetitzer Kultur (2200–1600 v.u.Z.) der frühen Bronzezeit. Der schnurkeramische Anteil ist gering.
Die beiden Hauptzugänge der Anlage orientieren sich an den Punkten des Sonnenaufgangs und -untergangs der Tage zwischen den Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen.
Das Ringheiligtum wurde ca. 2.050 v.u.Z. aufgegeben. Die Menschen der Bronzezeit ließen den Kultort jedoch nicht einfach verfallen. Im Rahmen einer Opferzeremonie wurden sämtliche Pfosten aus der Erde entfernt und in einem großen Feuer verbrannt.
Die 1,3 km nordwestlich gelegene Kreisgrabenanlage von Schönebeck hat dieselben Ausmaße und folgt Pömmelte zeitlich direkt nach, das heißt, sie gehört in die entwickelte Aunjetitzer Kultur der frühen Bronzezeit, in der auch die Himmelsscheibe von Nebra entstand.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen