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Jungsteinzeit in Afrika

Bisher zeigen sich 4 Gebiete, bei denen man vorsichtig von neolithischen Kulturen in Afrika sprechen kann: Gajiganna-Kultur (Nigeria), Kintampo-Kultur (Ghana), Ounjougou (Mali) und Dhar Tichitt (Mauretanien). "Vorsichtig" daher, weil der Ackerbau in diesen Kulturen teils erst später entwickelt wurde, als die Keramik, bzw. die Entwicklung zum Ackerbau hin, längere Zeiträume beanspruchte.

 

Ounjougu (Mali, Westafrika)

Ounjougu liegt oberhalb der Felsen von Bandiagara . Der Fundplatz ist Teil des seit 1989 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehenden Gebietes im Land der Dogon. Die Funde aus der ersten Hälfte des 10. Jahrtausends v.u.Z. enthielten die ältesten Funde von Keramikscherben in Afrika südlich der Sahara. Die Funde von Mühlsteinen und Reibschalen werden auf das 8. Jahrtausend v.u.Z. datiert. Der archäologische Komplex Ounjougou besteht aus über hundert Stätten. Die frühesten Beweise für menschliche Besiedlung finden sich in der Alt- und vor allem der Mittelsteinzeit. Zu Beginn des Holozäns (9500-6750 v.u.Z.) erscheint Keramik in Form kleiner Schalen mit bedrucktem Dekore. In diese Phase fällt wahrscheinlich die Etablierung einer Form der proto-landwirtschaftlichen Wirtschaft, die aus einer Strategie des selektiven und intensiven Sammelns von Gräsern besteht. In den Schichten, die auf das 8. Jahrtausend datiert werden, treten dann Mühl- oder Schleifsteine auf, die auf eine vollständig neolithische Kultur schließen lassen.

Das Mittlerem Holozän (6750-3300 v.u.Z.) ist durch ein archäologische Pause von etwa 2000 Jahren nach dem Ende des frühen Holozäns gekennzeichnet, es finden sich dann Spuren der Produktion von Quarzandstein-Spitzen.

Am Übergang vom mittleren zum späten Holozän war die Ounjougou-Zone noch Teil einer dicht bewaldeten sudanesischen Savanne, die mit Feuchtgebieten verbunden war. Zwischen 2600 und 2200 v.u.Z. begannen sich die pflanzlichen Landschaften zu verändern, was einer Verschiebung der Vegetationszonen entsprach, die eine Verringerung der Niederschläge und eine Tendenz zu trockeneren Bedingungen widerspiegelte. Archäologische und botanische Überreste deuten darauf hin, dass sich zwischen 1800 und 1400 v.u.Z. landwirtschaftliche Populationen in einem trockenen klimatischen Kontext, aber feuchter als heute, niederließen. Zwischen 1400 und 800 v.u.Z. entwickelten sich landwirtschaftliche Bevölkerungen und schufen Bauerndörfer oder Weiler. Das Neolithikum in Ounjougou endet zwischen 800 und 400 v.u.Z.. Die archäologische Sequenz wird dann durch eine Pause von einigen Jahrhunderten unterbrochen, die zum Teil mit trockeneren klimatischen Bedingungen zusammenhängt.







Kintampo-Kultur (Ghana, Westafrika)

Ist eine jungsteinzeitliche Kultur, die vorwiegend in Ghana (zwei Fundplätze liegen in der Elfenbeinküste) belegt ist. Diese Kultur datiert von etwa 2200 bis 700 v.u.Z. und ist bisher von ca. 30 Orten bekannt, von denen ungefähr die Hälfte ergraben wurde. Typisch für die Kultur sind kleine, aus weichem Stein bestehende Objekte unbekannter Funktion, die in ihrer Form vage an Zigarren erinnern, polierter Beile aus grünem Stein, Mikrolithen aus Quarz, polierte oder geschlagene Pfeilspitzen, Mahlsteine, polierte Steinarmringe und Keramik mit stark gerolltem Rand und Kammmuster. Hausreste sind selten. Es wird von einer leichten Bauweise der Hütten ausgegangen. Zudem wurden Keramikskulpturen von Menschen und Tieren (Hunde, Eidechsen und Kühe) gefunden, sowie persönliche Schmuckstücke. Dies stellt die möglicherweise ersten Vorkommen figurativer Kunst und persönlicher Dekorationsgegenstände in Westafrika dar. Archäologen haben polierte Steinperlen, Armbänder und Figuren neben typischen Steinwerkzeugen und Strukturen wie Handäxten und Baufundamenten gefunden, was darauf hindeutet, dass diese Menschen sowohl eine komplexe Gesellschaft hatten als auch in späteren steinzeitlichen Technologien gut gelernt waren.
Kintampo ist nicht nur ein klassisches Beispiel für frühe Waldbewohner in Westafrika, sondern auch von Bedeutung, da es Hinweise auf eine drastische Veränderung der Nahrungsmittelproduktionstechniken aufgrund des Übergangs von nomadischen Jäger-Sammler-Lebensstilen zum Leben in stationären Siedlungen gibt.


Bild: Rekonstruktion eines Wandelementes als Geflecht aus Stroh oder Reisig. Zur Verstärkung wurden Ton und Dung verwendet




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Tichitt-Kultur (Mauretanien, Nord-West-Afrika)

Dhar Tichitt, Dhar Walata, Dhar Néma und Dhar Tagant sind die Orte, die die Tichitt-Kultur ausmachen, wobei sich Dhar Tichitt als das primäre Zentrum herausstellt.
Dar Tichitt, im Süden von Mauretanien, enthält die ältesten Belege für Landwirtschaft am Südrand der westlichen Sahara.

Um das Jahr 4000 v.u.Z. entwickelte sich unter den Hirten inmitten der Pastoralzeit der Sahara (die durch Felszeichnungen und Hirtenkulturen gekennzeichnet ist) der Beginn einer ausgeklügelten sozialen Struktur (z. B. Handel mit Vieh als wertvolles Vermögen). Um 1800 v.u.Z. weitete sich die pastorale Kultur der Sahara in der gesamten Sahara und sahelischen Region aus. Die urbane Tichitt-Tradition könnte die früheste groß angelegte, komplex organisierte und hierarchische Gesellschaft in Westafrika gewesen sein. Innerhalb dieser besiedelten Gebiete gab es ummauerte landwirtschaftliche Flächen, die für Viehzucht oder Gartenarbeit genutzt wurden, sowie Getreidespeicher und Tumuligrabhügel. Geplante, ebene Straßen erstreckten sich über 400 Kilometer zwischen den aus Trockenstein gebauten Dörfern und Weilern. Perlhirse in Dhar Tichitt konnte auf 3500 v.u.Z. datiert werden. Die Felszeichnungen umfassen Darstellungen von Menschen, gezähmte und ungezähmte Tiere, ummauerte Verbindungen, Symbole, aber auch Ochsenkarren. Der materielle Fund zeigt u.a. Perlen, Armbänder, glänzende Steinringe und Äxte)
Die Tichitt-Tradition verbreitete sich in einer Region von Mali, wo sie sich zwischen 1300-400 v.u.Z.. als Faïta Facies-Keramik zwischen Stampflehmarchitektur und Eisenmetallurgie (die sich nach 900 v.u.Z. entwickelt hatte) entwickelte und fortbestand. In der Mitte des 1. Jahrtausends v.u.Z. führte die zunehmende Wüstenbildung der Grünen Sahara zur Abwanderung von den Dhars (Klippen)




Bild: pastorale Felskunst





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Gajiganna-Kultur (Nigeria/Westafrika)

ca. 1800–400 v.u.Z.
Der Ursprung der Gajiganna-Kultur liegt wahrscheinlich in der südlichen Sahara. Vor mehr als 4.000 Jahren zogen Gruppen von Viehzüchtern in den Raum südwestlich des Tschadsees im Nordost-Nigeria, und gründeten hier die ersten Siedlungen. Das Hauptkennzeichen der Gajiganna-Kultur ist eine mit Ritz-, Stich-, Wiegebandtechnik (RSW-Techniken) sowie Mattenabdrücken verzierte Keramik. Ihre bekannte materielle Kultur umfasst außerdem Steinartefakte wie Pfeilspitzen, Beile und Mahlgeräte sowie Knochenartefakte wie Spitzen, Schaber und Ringperlen.

Phase I (ca. 1800–1500 v.u.Z.) ist charakterisiert durch eine hochpolierte Keramik, auf der keine Mattenabdrücke vorkommen. Es wurden Rinder, Schafe und Ziegen gehalten. Fischfang, Jagd und das Sammeln von wildwachsenden Pflanzen wurden praktiziert.
Phase II (ca. 1500–600 v.u.Z.) ist gekennzeichnet durch eine u. a. mit Mattenabdrücken verzierte Keramik. Die Fundstellen sind permanenterer Natur und bestehen nun aus bis zu 4 ha großen Siedlungshügeln. Die ersten Hinweise auf Bodenbau lassen sich am Ende der Phase IIa erkennen
Phase III (ca. 600–400 v.u.Z.) ist durch das Aufkommen neuer keramischer Formen wie z. B. großer Vorratsgefäße gekennzeichnet und zeichnet sich durch eine markante Intensivierung des Bodenbaus und der Vorratshaltung aus. Es bilden sich die ersten befestigten Siedlungen vom Tschadbecken, die zudem einige der ersten in ganz Afrika südlich der Sahara waren Historiker vermuten, dass diese frühe Urbanisierung und der generelle Anstieg der sozialen Komplexität in dieser Zeit im Zusammenhang mit den Staatengründungen des Zentralsudan um 600 v.u.Z. durch Flüchtlinge des zerfallenden assyrischen Weltreiches stehen.


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