aus: "Neue Angaben zum neolithischen Bauopfer in Südostungarn"
von: György Goldman und Júlia Szénászky
Die Alföld-Linearkeramik entstand aus der Körös-Kultur. Die Körös-Kultur ist die älteste neolithische Kultur des westlichen Karpatenraums und steht in enger Verbindung zur Starčevo-Kultur ( ca. 6000-5400 v.u.Z.). In der mittleren Phase der Jungsteinzeit zerfällt die Alföld-Linearbandkeramik in viele kleine Regionalgruppen, u.a. die Szakálhát-Gruppe in Ostungarn. In direkter Nachbarschaft lag die Esztár-Gruppe. Diesen beiden Gruppen folgte dann die Theiß-Kultur (ersten Hälfte des fünften Jahrtausends v.u.Z.). An den Fundorten der beiden aus der ALK entsprungenen Gruppen fanden sich Bauopfer.
Im Fußboden der nordöstlichen Ecke eines Lehmhauses der Szakálhát-Gruppe zeigte sich eine Vertiefung von 22 cm. Nach Entfernung des damals mehrmals erneuerten Fußbodens zeigte sich unter der Versenkung eine mehr als ein Meter tiefe, ausgehobene Grube, an deren Boden sich der Schädel eines Urrindes, zusammen mit Gefäßfragmenten, sowie Resten von Asche und Kohle befand.
In den Befunden der Esztár-Gruppe fanden sich in den Lehmboden versenkte Schüssel- und Bechergefäße. In den Bechergefäßen fanden sich in roter Ockerfarbe eingebettete Tierknochen, ähnlich wie sie auch im Bereich der Präcucuteni-Kultur (Moldau) ausgegraben wurden.
In beiden Fällen ist von Bauopfern auszugehen, die auch an einigen anderen Orten des Grabungsgebietes gefunden wurden. Insbesondere das Niederlegen von Stierschädeln in einer Grube ("Bothros", Plural Bothroi, vgl. griechische Antike) ist ein weitverbreiteter Brauch im neolithischen Mitteleuropa.
Die Bauopfer dienten zum Schutz des Gebäudes, aber die Opfergruben dienten teils auch zu Zuweisung der "kultischen Ecke" innerhalb des Wohnhauses. Die Einwohner brachten auch nach dem Bau des Hauses hier weiterihre Opfer dar. Die ursprüngliche Opfergrube wurde mit der Zeit durch Asche und Spuren eventueller Opfergaben gefüllt und zwischendurch der Lehmfußboden immer mal wieder erneuert.
Neue Angaben zum neolithischen Bauopfer in Südostungarn | György Goldman - Academia.edu
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