Die Anfänge der an der östlichen Mittelmeerküste gegenüber von Zypern gelegenen Stadt Ugarit reichen bis in das 8.Jt. v.u.Z.. zurück. Ihre Geschichte wird uns allerdings erst im 2.Jt. v.u.Z. greifbar. Im 15. Jh. v.u.Z. gehörte das Kleinkönigtum Ugarit zunächst zum Einflussbereich des hurritischen Königreiches Mittani, gegen 1400 v.u.Z. fiel es unter ägyptische, um 1330 v.u.Z. unter hethitische Oberherrschaft. Um 1185 v.u.Z. wurde die Stadt im Zuge der "Seevölker"-Einfälle zerstört.
In Ugarit wurden neben akkadischen auch Keilschrifttexte in sumerischer, hurritischer und hethitischer Sprache ausgegraben.
Der Wettergott Haddu, meist mit dem Tittel Baal, "der Herr" bezeichnet, spielt die Hauptrolle in Mythos und Kult: Tod und Leben, Fruchtbarkeit und Hungersnot hängen vom Ausbleiben oder Kommen des Wettergottes ab. Nominell steht an der Spitze des ugaritischen Pantheons der Göttervater El, doch erscheint er in den Mythen meist in passiver Rolle. Ähnlich wie "Baal" dürfte auch "EI" als Titel zu verstehen sein, nämlich als "der Gott". Seine Gattin ist Aschera (Atirat).
Götter und Menschen unterscheiden sich nach altorientalischen Vorstellungen dadurch, dass erstere unsterblich, letztere sterblich sind. Der Tod wird im Alten Orient nicht als absolutes Ende, sondern als Übergang in eine "jenseitige" Daseinsform verstanden. Die Verstorbenen existieren als Totengeister weiter. Die "Unterwelt", ist mit dem für Wort "Erde" identisch, dementsprechend werden die Verstorbenen als "in die Erde Hinabgestiegene" bezeichnet. Den realen Hintergrund dieser Vorstellung kann man in der im Alten Orient vorherrschenden Erdbestattung erkennen. Im "Baal-Zyklus" erscheint die Unterwelt einerseits als der personifizierte "Tod" (Mot), der seine Opfer mit gewaltigem Appetit verschlingt, andererseits findet sich darin die topographische Vorstellungen von zwei Bergen, die den Eingang der Unterwelt darstellen. Aufgrund der Opfergaben an die Toten bedeuten zahlreiche (lebende) Nachkommen für den Verstorbenen ein gutes Los in der Unterwelt.
Mot erscheint er in Ugarit als gleichrangiger Opponent des Wettergottes Baal. Wie andere Hauptgottheiten gilt er als Sohn El´s. Jedoch unterscheidet Mot sich von den anderen Gestalten des Pantheons dadurch, dass er offenbar keinen Kult besaß, sein Name erscheint weder in den Götter-bzw. Opferlisten noch als theophores Element von Personennamen.
Es fällt auf, dass im "Baal-Zyklus" der bedeutende, weit über den Rahmen der Ugarit-Texte hinaus bezeugte Unterweltsgott Rasp (Rescheph) nicht erwähnt wird. Er ist bereits in den Archiven von Ebba (24. Jh. v.u.Z.) belegt, wo ihn eine lexikalische Liste mit dem sumerisch-babylonischen Unterweltsgott Nergal gleichsetzt. Im 2.Jt. v.u.Z. wurde Rasp auch in Ägypten rezipiert. Das Verhältnis zwischen Mot und Rasp ist unklar, eine Gleichsetzung zwar naheliegend, aber in den Texten nicht explizit bezeugt. Rasp ist, wie seine mesopotamische Entsprechung Nergal/Erra, auch ein Pest-und Kriegsgott. Einer Beschwörung zufolge löst er die Pest (wie der griechische ApolIon) durch Pfeile aus.
Im Vergleich mit Mesopotamien, fällt in Ugarit auf, dass ein gleichrangiges weibliches Pendant zu Mot oder Rasp zu fehlen scheint und Hinweise auf Unterweltsgöttinnen eher spärlich sind. In einer Götterliste wird Arsai, eine von drei mit Baal assoziierten Göttinnen, die auch als seine Töchter bezeichnet werden (die anderen beiden sind Pidrai und Tallai) ist hier mit der mesopotamischen Unterweltsgöttin unter deren Namen AIlatu gleichgesetzt, jedoch ohne näheren Hinweise auf einen ihr zugesprochenen unterweltlichen Charakter.
Bekannt sind zahlreiche unterirdische Grabanlagen im Palast von Ugarit, diese aufwendige Bestattung war allerdings nur der Oberschicht vorbehalten. Das einfache Volk begrub seine Toten in Friedhöfen außerhalb der Stadt, worüber jedoch nur sehr wenig bekannt ist.
https://www.academia.edu/8284592/Jenseitsvorstellungen_in_Ugarit_2013?email_work_card=thumbnail
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