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Akkade in mittelbabylonischer Zeit



Akkade in mittelbabylonischer Zeit (ca. 1500-1000 v.u.Z.), d. h. die Herrschaft der Kassiten und
die anschließende Isin-II-Zeit.

Susanne Paulus
Münster


Die wichtigsten Quellen für die Geographie Babyloniens sind die sogenannten Kudurruinschriften, die die königliche Landvergabe dokumentieren und zahlreiche Informationen zur Topographie enthalten. Die bedeutendste Quelle zur Lage von Akkade in mittelbabylonischer Zeit ist der Kudurru MŠ 1 (Sb 22), der in Susa gefunden wurde und eine Landvergabe des kassitischen Königs Meli-Šipak (1181-1167 v.u.Z.) an seinen Sohn und Nachfolger, Marduk-apla-iddina I., enthält.

MŠ 1: „... sūtu ‚Saat(fläche)‘, (wobei) 1 ikû der großen Elle 3 sūtu (entspricht), Ālu-ša-Tamakkû, Feldflur der Stadt Akkade, Ufer des Königskanals, Bīt-Per’i- Amurrru“.






Diese äußerst knapp formulierte Lagebeschreibung kann nach den für Kudurrus gültigen Grundsätzen interpretiert werden: Es handelt sich um ein Grundstück von ca. 68,5 ha, das einschließlich der Ortschaft Ālu-ša-Tamakkû an Marduk-apla-iddina I. verschenkt wurde. Das Land ist in der Feldflur (ugāru) der Stadt Akkade lokalisiert. Die Feldflur der Stadt Akkade wird zudem durch zwei übergeordnete Angaben, die des Kanals (Königskanal = nār šarri ) und die der Provinz Bīt-Per’i-Amurru, näher lokalisiert.

Akkade war in mittelbabylonischer Zeit eine lebendige Stadt, die als solche in den Quellen immer wieder belegt ist, auch in Texten aus der Stadt Ur. Akkade gehört, wie auch Dūr-Kurigalzu, Babylon und Nippur zu den Residenzstädten, in denen sich der König regelmäßig aufhielt.

Auf dem Kudurru MŠ 4 (BM 90827) ist die Regelung von Rechtsstreitigkeiten um ein Grundstück in Nippur festgehalten. Die Stelle macht deutlich, dass die Betroffenen von Nippur nach Akkade reisen mussten, weil der König sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhielt und daher auch an diesem Ort Recht sprach. (BBS 003 (P472654) - Cuneiform Digital Library Initiative (mpg.de))

Auf dem Kudurru MAI I9 aus der Zeit Marduk-apla-iddinas I. (1166–1154 v.u.Z.) wird in der Vorgeschichte für die Schenkung eine Heldentat des Gouverneurs Enlilja beschrieben.

MAI I9: „Bei der Stadt Nūzi, im Land der Stadt Irrēja, Flur der Stadt Arrapḫa, haben die Ḫabḫäer den Zāb überschritten und geplündert. Enlilja, der Sohn des Karzijabku, der Gouverneur des Landes Burrattaš und Irrēja, hat (sie) bekämpft und er hat die Beute weggenommen, ein Gemetzel unter ihnen angerichtet und 500 Köpfe abgeschnitten und in der Stadt Akkade für König Marduk-apla-iddina aufgereiht.“

Abschließend zeigt sich die Bedeutung von Akkade in der Tatsache, dass die Stadt in mittel-babylonischer Zeit mehrmals geplündert wurde. So wird es unter den Städten aufgeführt, die der elamische König Šutruk-Naḫḫunte I. (1190–1155 v.u.Z.) überfiel und deren Beute, zu der zahlreiche mittelbabylonische Kudurrus aber auch altakkadische und altbabylonische Stücke gehörten, nach Susa schleppte. Nicht nur die Elamer sondern auch die Aramäer plünderten später die Stadt. Für den Isin-II-zeitlichen König Adad-apla-iddina (1068–1047 v.u.Z.) wird ein entsprechender Vorfall in der Chronik erwähnt.⁶⁹ Die Quelle macht deutlich, dass Akkade über die Kassitenzeit hinaus zu den bedeutenden nordbabylonischen Städten zählte.




Beim „Haus Ḫabban“ handelt es sich ebenfalls um eine Familie, die Ländereien in verschiedenen Provinzen innehatte.

Bīt-Tunamisaḫ ist den Belegen zu Folge entweder ein Stamm mit einer breiten Ausdehnung oder, was wahrscheinlicher ist, ein Familienklan mit Besitztümern in mehreren Provinzen.

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