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Verschwörung gegen Asarhaddon

Kudurru war ein babylonischer Divinationsexperte, der nach Assyrien deportiert und dort inhaftiert worden war. In seinem Brief berichtet er dem assyrischen König, dass hochrangige Funktionäre seines Hofstaates, der Ober-Mundschenk und ein Truppen-Kommandeur, ihn dazu veranlasst hätten, heimlich und unter dubiosen Umständen eine Ölwahrsagung vornehmen zu lassen. Die Heimlichkeit der Orakelanfrage hatte einen guten Grund, denn sie erfüllte den Tatbestand des Hochverrats: Die beiden Höflinge gehörten zu einer Gruppe von Verschwörern, die den König stürzen und an seiner Statt den Chef-Eunuchen auf den Thron setzen wollten. Vor der Durchführung ihrer Pläne wollten sich die Verschwörer durch eine Orakelanfrage des Erfolgs ihres Umsturzversuches vergewissern. Mit einer derartigen Anfrage konnten sie natürlich nicht ohne weiteres einen der bei Hofe beschäftigten Divinationsexperten aufsuchen. Daher ließ der an der Verschwörung beteiligte Ober-Mundschenk kurzerhand den babylonischen Opferschauer Kudurru aus der Haft entlassen.

Die in dem Brief geschilderten Geschehnisse hängen wohl mit der großen Verschwörung gegen Asarhaddon im Jahre 670 zusammen.


SAA 10 179

Wird der oberste Eunuch das Königtum übernehmen? (ABL 0755+) [von Wahrsagern]

680-669 v.u.Z. (Asarhaddon)


(1) An den König der Länder, mein Herr: dein Diener Kudurru. Mögen Aššur, Šamaš, Bel und Nabû den König der Länder segnen, mein Herr!

(3) Seit dem Tag, an dem der König, mein Herr, mich deportierte, saß ich im Gefängnis und betete jeden Tag zum König, mein Herr, (bis) Nabû-Killanni, der oberste Mundschenk, einen Kohortenführer schickte, um mich zu befreien.

(8) Als ich mit ihm unterwegs war, sagte er zu mir: "Du bist ein Experte in der Schriftstellerkunst? [NN] sagt mir, dass du ein Experte für Schriftgelehrsamkeit bist."

(11) Es war im Monat Marschesvan (VIII), als Nabû-killanni mich holte, und ich landete im Tempel von Bel Harran. Der Befehlshaber der Kohorte tauchte wieder auf und führte mich in einen oberen Raum in seine Gegenwart. Außer dem Kohortenführer, dem Haushofmeister, dem Kämmerer und dem obersten Mundschenk war niemand bei ihm; außerdem ging der Aufseher der Stadt ständig bei ihm ein und aus.

(18) Sie warfen mir einen Stuhl zu, ich setzte mich und trank Wein, bis die Sonne unterging. Er rückte meinen Sitz näher heran und begann mit der Stimme des Nusku-Tempels zu mir zu sprechen und sagte: "Du bist ein Experte im Wahrsagen?"

r 1) er brachte mich dazu, ihn zu lieben [......]

(r 4) "Geh und führe die folgende Weissagung vor Šamaš durch: 'Wird der oberste Eunuch das Königtum übernehmen?'"

(r 6) Ich wusch mich in einem anderen oberen Raum mit Wasser, zog mir saubere Kleider an, und nachdem der Kohortenführer mir zwei Felle mit Öl gebracht hatte, führte ich die Weissagung durch und sagte ihm: "Er wird das Königtum übernehmen."

(r 12) Am nächsten Tag tranken sie einen Krug Wein [...] und Banitu, und sie feierten, bis die Sonne tief stand. Von diesem Tag an sagte er zu mir: "Er wird dich in das Haus deines Vaters zurückbringen [......] und dir das Königtum über ganz Babylonien geben."

(r 19) Bei den Göttern des Königs, mein Herr: Das, was ich getan habe, war nur ein kolossaler Betrug! Das einzige, woran ich dachte, war: "Möge er mich nicht töten."

(r 22) Nun denn, ich schreibe an den König, auf dass der König, mein Herr, es nicht (von anderen?) erfährt und mich tötet.

(r 24) [...] als er mich verriet

(r 25) [...] hat der König für mich gesorgt

(r 26) [...] ich schrieb

(r 27) [...] ich sah





saao/saa10 (upenn.edu)
CDLI-Archival View (ucla.edu)


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Die wichtige Stellung bei Hofe machte die Eunuchen zu einem bedeutenden Machtfaktor. Oft waren Eunuchen an Palastrevolten und Verschwörungen gegen den König beteiligt oder wirkten hinter den Kulissen als Königsmacher. Dies wird beispielsweise in Omen-Apodosen reflektiert. Apodosen aus der Omenserie Šummaizbu beschreiben, wie Eunuchen den König stürzen und ihn töten oder aber an seine Feinde ausliefern:

- Der König wird seine Berater mit der Waffe vernichten, und dann wird sein Eunuch sich erheben und ihn erschlagen.

- Die Diener und Eunuchen des Fürsten werden ihn dem Feind übergeben

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In den Omen-Apodosen galt die Geburt eines fortpflanzungsunfähigen Zwitterwesens als Omen, das anzeigte, dass ein (kastrierter) Höfling die Herrschaft über das Land an sich reißen würde:

Wenn eine Missgeburt Penis und Vulva aufweist: Omen der Ku-Baba, die das Land beherrschte; das Land des Königs wird der Verwüstung entgegen gehen. Wenn eine Missgeburt Penis und Vulva aufweist und keine Hoden hat: Ein Höfling (dumu– é.Gal) wird das Land regieren, oder sich gegen den König empören.

(SAA 8 241)

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“Mythos der Erschaffung des Menschen und des Königs”
Z. 30´–41´ W. Mayer (1987); E. Cancik-Kirschbaum (1995)


Ea hub an zu sprechen, indem er an Bēlet-ilī das Wort richtete:

“Bēlet-ilī, die Herrin der großen Götter bist du doch!

 Du hast doch den lullû-Menschen erschaffen,

 bilde nun den König, den überlegend-entscheidenden Menschen!

 Mit Gutem umhülle seine ganze Gestalt,

gestalte seine Züge ebenmäßig, mache schön seinen Leib!”

Da bildete Bēlet-ilī den König, den überlegend-entscheidenden

Menschen. Es gaben dem König den Kampf die [großen] Götter.

Anu gab (ihm) seine Krone, Enlil gab (ihm) seinen Thron, Nergal gab (ihm) seine Waffen, Ninurta gab (ihm) seinen gleißenden Glanz, Bēlet-ilī gab (ihm) sein schönes Aussehen, Nusku gab Anweisung, beriet (ihn) und stand ihm zu Diensten.


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“Enki und Ninmaḫ”
Römer (1993: 395 Z. 75–78)

Siebtens bildete sie (Ninmaḫ) den Menschen, (dem) dabei am Körper kein Penis vorhanden war, keine Vulva vorhanden war. Nachdem Enki sich den Menschen, (dem) dabei am Körper kein Penis vorhanden war, keine Vulva vorhanden war, angesehen hatte, nannte er ihn “Nibru-Höfling ” zum Namen, entschied (ihm) dabei als Schicksal, vor dem König dienstzutun.

Das hier für die Bezeichnung des Höflings verwendete Wort tiru(m) impliziert einen kastrierten Hofbeamten, einen Eunuchen



(1) Eunuchen als Thronprätendenten und Herrscher im alten Orient | Claus Ambos - Academia.edu

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