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sumerische Städte-Klagen

Die mesopotamische Gattung der Stadtklagen umfasst drei Textbereiche:
- die historischen Stadtklagen
- Klagekompositionen des Types balag
- Klagelieder des Typs eršemma

Die historischen Stadtklagen stammen aus (und kurz nach) der Ur-II-Zeit, 19.Jhr. v.u.Z.. Ihnen gemeinsam ist die Aufteilung in einzelne Strophen (kirugu) und der Bezug auf den konkreten Untergang einer Stadt. Innerhalb der Stadtklagen wird die Zerstörung auf die letztlich unergründlichen Entscheidungen der Götter zurückgeführt, allen voran An(u) und Enlil.
In der Stadtklage von Uruk zerstört der Sturmwind die Stadt, obwohl hinter dieser Naturmetapher ein militärischer Feind steht.

Klage über die Zerstörung von Unug/Uruk
Klage über die Zerstörung von Ur/Urim
Klage über die Zerstörung von Sumer und Ur/Urim
Klage über die Zerstörung von Nippur/Nibru
Klage über die Zerstörung von Eridu

"Fluch über Akkade" (Ur-III-Zeit) scheint dabei ein direkter Vorgänger der "Klage über die Zerstörung von Sumer und Ur" zu sein

Auch die balag-Klagen sind in kirugu´s unterteilt, sind jedoch allgemeiner gehalten und häufig mit refrainartigen Wiederholungen. Sie sind jeweils einer Gottheit zugeordnet, welche am Anfang des Textes gepriesen wird.

Auch die eršemma-Klagen sind bestimmten Gottheiten zugeordnet, bestehen jedoch aus einzelnen literarischen Einheiten und sind daher im vergleich zu den balag-Klagen als ältere Gattung zu deuten. Oft wurden eršemma-Klagen den balag-Kompositionen als Schlussteil angehangen.

mehr dazu: literarische Gattungen in sumerisch Texten

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Um 2000 v.u.Z. zerstörten die Elamiter und andere Völker innerhalb kürzester Zeit in Süd-Mesopotamien das Reich der Sumerer, das vielleicht schon durch Dürre und Pest geschwächt war. Sie beendeten damit die Herrschaft der Dritten Dynastie von Ur.

1. Klage über die Zerstörung von Sumer und Ur mit 5 Strophen (drei Texte, die früher als „Zweite Ur-Klage“, „Klage über die Zerstörung von Sumer und Akkad“ und „Ibbi-Sin-Klage“ bezeichnet wurden, konnten zu dieser Stadtklage zusammengestellt werden);
2. Klage über die Zerstörung von Ur mit 11 Strophen;
3. Klage über die Zerstörung von Eridu ist nur fragmentarisch erhalten; mind. 8 Strophen
4. Klage über die Zerstörung von Uruk. Nur 6 von 12 Strophen sind erhalten
5. Klage über die Zerstörung von Nippur mit 12 Strophen

Anzusetzen sind die Lieder wohl nicht unmittelbar nach dem geschilderten Untergang der Ur-III-Städte, also um 2000 v.u.Z.., sondern erst ein halbes Jahrhundert später. In der Uruk-Klage sowie der Nippur-Klage wird nämlich Ischme-Dagan genannt, der erst in der Mitte des 19. Jhr. v.u.Z. als vierter Herrscher der 1. Dynastie von Isin regierte.

balag bedeutet wohl „Harfe“ oder „Trommel“
eršemma bedeutet wohl „Weinen zur šem-Trommel“

Es wurden Kultkalender gefunden, die erklären, an welchem Tag für welche Gottheit welche balag-Klage rezitiert werden sollte (vgl. Cohen, 1988, 22f; Maul, 1999, 285-316; ders., 2002, 255-265)

Zwischen den altorientalischen Stadtklagen und den Klageliedern Jeremias gibt es eine Fülle von Übereinstimmungen in Themen, Vorstellungen, Motiven, Bildern und Ausdrücken. Beide handeln von der Zerstörung einer Stadt, und das jeweils aus der Sicht der Besiegten. Formal lassen die Dichter in beiden Fällen verschiedene Sprecher zu Wort kommen, neben dem Erzähler besonders die klagende Stadtgöttin bzw. die Personifikation der Stadt.


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