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Alter Orient VI - Bier brauen



"Bier" sumerisch: kaš


Auf den Begriff "Bier" (zumindest in der Übersetzung) trifft man schon im Gilgamesh-Epos.

Die Sumerer gelten für uns heute als die Erfinder des Biers.

Sicherlich ist das nicht mit dem uns heute vertrauten Bier gleichzusetzen,
da wohl noch kein Malz darin war,
aber zur Kultur gehörte es damals schon, ähnlich aber anders wie heute.

Bier bei den Sumerern bietet nun viele Ansätze.
Es gab verschiedene Sorten und verschiedene Verwendungen.
Es war nicht der Elite vorbehalten,
auch das Volk und die Priester hatten ihren Anteil.




In vielen Mythen wird von Bier gesprochen.

Eine ganze Hymne beschäftigt sich mit Nin-kasi, als weibliche Gottheit des Bieres und des Brauens.

NINKASI:
AN-SAL.TUG2-KA-SI
dnin-ka-si


etcsl Enki and Ninmaḫ
52. den-ki-ke4 dnin-maḫ-e kaš im-na8-na8-ne šag4-bi ul mu-un-te
Enki und Ninmah tranken Bier

etcsl Enki´s Reise nach Nibru
098. den-ki-ke4 kaš-kaš-e ba-te kurun2-kurun2-e ba-te
099. kurun2 gal zabar-ra ba-ni-in-de2
100. &kaš;ulušin dili-am3 ba-ni-in-sur
101. dugku-kur-ru2 kaš dug3-dug3-ga duḫ-bi bi2-in-sa2-sa2
Enki kam zum Bier, kam zum Alkohol.
Er ließ Alkohol in große Bronzebehälter gießen,
und ließ Emmerweizen-Bier herauspressen.
In den kukuru Behältern, die das Bier gut machen, mischte er Bierbrei.


ulusin = süßes Emmerbier

laut [Q1] wurden eventuell psychedelische Zusätze beigefügt

[Q2]: Die Ärzte in Mesopotamien nutzen meist pflanzliche Drogen,
aber auch chemischen / mineralische Drogen waren zum Teil bekannt.

Weihrauch und Myrrhe wurde als Betäubungsmittel eingesetzt,
auch das Mark und die Blätter verschiedender Weiden,
die Salicylate enthalten. (natürliches Asperin sozusagen)

Spätestens seit Anfang des 2. Jt. v.u.Z.
kannten die Mesopotamier auch Hanf (azallu),
Alraune (u-har.hum.ba.shir oder sakiru)
und Schwarzes Bildenkraut (azallu).

Diese wurde dann sowohl zum desinfizieren als auch zum Betäuben eingesetzt.

Opium, (irru oder araru) wurde kultiviert
und wurde in verschiedener Form eingesetzt.

etcsl Gilgamesh und der Himmelsstier
6. kaš mu-un-na ! zabar sila3 gi4-bi-ib
Gib mir Bier zu trinken!
Fülle meinen Bronzekrug nach.

etcsl Lugalbanda in der Gebirgshöhle
376.  išbun ba-ni-in- ar ne-sa ba-ni-in-de2
377.  kaš gig2 kurun ziz2 babbar
378.  eštin na8-na8 gu2-me-ze2 dug3-ga
379.  edin-na a sed4 ki-še3 im-ma-ni-in-de2-de2
Das Bankett war gestellt, die Trankopfer wurden gegossen
dunkles Bier, alkoholisches Getränk, helles Emmer-Bier,
Wein zum Trinken, der dem Geschmack angenehm ist.
Über der Ebene goß er kühles Wasser als Trankopfer.

helles Bier = Emmer
dunkles Bier = Weizen

Es gab unterschiedliche Biersorten,
die mit Knoblauch, Zimt, Ginseng etc. gemixt waren.

Die Libationen war ein Trankopfer,
bei der ein Getränk vergossen wurde.
Eine der wenigen Opfer,
wo die Priester das Opfergut nicht "recyclen" konnten.
Dabei wurde durchaus Bier benutzt,
aber vor allem auch Wasser.



Die Tempel, mit ihren großen Feldern,
haben eigene Brauereien betrieben
und waren auch im Übrigen für die Produktion und Verteilung zuständig.

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Libationsvase von Gudea (Lagash) um 2100 v.u.Z.,
gefunden in Girsu,
Höhe: 23 cm (im Louvre/ Paris)

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aus
Medical History
1991
P.B.Adamson
Text aus der Zeit Hammurabi:
a-na-m si-ib-tu
qi-b i-ma
um-m a be-el-ki-i-ma
esh-me-e-ma mi-na-an-na-me
si-im-ma-am mar-sa-at
u it-ti ekallim-lim
ma-ga-al wa-ash-ba-at-ma
sinnishatim-mesh ma-da-tim it-ti-sha-ma
i-sa-ab-bi-ik
i-na-an-na dab-na-tim shu-uk-ni-ma
i-na ka-as i-sha-at-tu-u
ma-am-ma-an la i-sha-at-ti
i-na gish-kussem sha ush-sha-bu
ma-am-ma-an la ush-sha-ab
u li-na-gish ershim sha it-ti-il-lu
ma.am-ma-an la it-te-e-el-ma
sinnishatim-mes ma-da-tim
it-ti-sha-ma
la i-sa-ab-bi-ik
si-im-m u-um shu-u mu-ush-ta-ach-chi-iz
(An) Shibtu meine Frau
sag ihr (typische Anrede in einem Brief)
dein geliebter Ehemann sagt
Ich habe von Naname gehört
dass sie an einer Hautkrankheit leidet
aber trotzdem besucht sie
den Palast
es wird viele anstecken
Frauen und ihre Anhängsel
Nun gebe strikte Anweisungen
das niemand trinke
von einem Becher den sie nutzte
und sich niemand niedersetze
auf der Stelle wo sie sass
und sich niemand niederlege
auf dem Bett wo sie lag
so dass sich nicht anstecken
viele Frauen
mit ihren Anhängseln
Die Hautkranakheit ist "ansteckend" (Gefangennehmend)

etcsl Proverbs
202. nam-sag9-ga kaš-am3 nam-ḫul kaskal-am3
Die gute Sache ist das Bier. Die schlechte Sache ist die Reise.

Interessante Keilschrift-Darstellungen
mit Übersetzung zu dieser Thematik
findet sich bei der Max-Planck-Gesellschaft:

http://www.kulturerbe-digital.de/dateien/pri0144_72dpi1188385026.pdf?PHPSESSID=1eec83152bc5e34253d0da5154075b3f

Nigin-Gefäße rotbraunes Bier
dafür verbrauchter Spelz: 300 Liter,
dafür verbrauchte Bierbrote: 300 Liter,
dafür verbrauchtes Malz: 450 Liter -
zum ersten Mal geliefert;

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Hymne an Ninkasi - Bier brauen

Geboren aus den fliessenden Wassern [...]
Zärtlich gepflegt durch Ninhursag
Geboren aus den fliessenden Wassern [...]
Zärtlich gepflegt durch Ninhursag

Die Stadt gegründet am heiligen See,
sie vollendete die grossen Wälle für dich,
Ninkasi, hat die Stadt gebründet am heiligen See,
sie vollendete die grossen Wälle für dich

Dein Vater ist Enki, der Herr Nidimmud,
Deine Mutter ist Nin-Ti, die Königin des heiligen Sees,
Ninkasi, dein Vater ist Enki, der Herr Nidimmud,
Deine Mutter ist Nin-Ti, die Königin des heiligen Sees,

Du bist die eine die den Teig bearbeitet,
mit einer grossen Schaufel,
mischt du den Teig in einem Trog mit süssen Aromen,
Ninkasi, die bist es die den Teig bearbeitet,
mit einer grossen Schaufel,
mischt du den Teig in einem Trog mit Datelhonig

Du bist die eine die den Teig in dem grossen Ofen backt
die Haufen der gedreschten Körner bereit legt
Ninkasi, du bist die eine die den Teig im Ofen backt
die die Haufen der gedreschten Körner bereit legt

Du bist die eine die das Malz am Grund wässert
die die noblen wie auch die starken Hunde weghält
Ninkasi du bist es die das Malz am Grund wässert
die die noblen wie auch die starken Hunde weghält

Du bist die eine die das Malz in einem Eimer einweicht
Die Well steigen, die Wellen fallen
Ninkasi du bist es die das Malz in einem Eimer einweicht
Die Wellen steigen, die Wellen fallen

Du bist die eine die den gekochten Brei auf grossen Schilfmatten verteilt
die Kühle ihn überwältigt
Ninkasi du bist es die den gekochten Brei auf grossen Schilfmatten verteilt
die Kühle ihn überwältigt

Du bist die eine die mit beiden Händen die grossartige süsse Würze hält
Braut mit Honig und Wein - bringst die süsse Würze ins Gefäss
Ninkasi [...]
bringst die süsse Würze ins Gefäss

Das Filtriergefäß, dass die erfreulichen Geräusche macht
Du plazierst es richtig auf das Sammelgefäß
Ninkasi, das Filtriergefäß, dass die erfreulichen Geräusche macht
platzierst du richtig auf das grosse Sammelgefäß

Wenn du das gefilterte Bier aus dem Sammelgefäß gießt
Es ist wie das Anschwellen des Tigris und Euphrate
Ninkasi, du bist die die das gefilterte Bier aus dem Sammelgefäß gießt
Es ist wie das Anschwellen des Tigris und Euphrate 






Ein Trinklied

(1-9) Das Gakkul Vat1, das Gakkul Vat! Das Gakkul Vat, das Lamsare Vat2! Das Gakkul Vat bringt uns eine gute Stimmung! Das Lamsare Vat unser Herz erfreut! Das Ugurbal3, Ruhm für das Haus. Das Caggub4 gefüllt mit Bier! Das Amam5, welches das Bier vom Lamsare Vat trägt! Die Tröge gemacht mit Bur-Grass6 und der Eimer zum kneten des Teigs! All diese schönen Sachen stehen bereit auf ihren Plätzen.

(10-20) Möge das Herz Deines Gottes Dir gewogen sein. Lass das Auge des Gakkul Val unseres sein, lass das Herz des Gakkul Vat unseres sein. Was Dein Herz erfreut erfreut auch unser Herz. Wir sind in guter Stimmung, unsere Herzen sind mit Glück erfüllt. Du hast Deinen Trunk über dem geölten Stein geschüttet und Du hast das Fundament in Friede und Wohlstand gelegt. Jetzt mag Ninkasi7 bei Dir wohnen. Sie Soll Bier und Wein für Dich ausschütten! Das das Glucksen der süssen Getränke dich erfreuen.

(21-31) In den Trögen aus Bur-Grass da ist süsses Bier. Ich werde die Mundschenke haben, die Jungs und die Brauer halten sich bereit. Wie ich mich um den See aus Bier drehe, während ich mich wundervoll fühle, wundervoll fühle beim Trinken von Bier in einer glückseligen Stimmung während ich Alkohol trinke und mich hocherfreut fühle, mit Freude im Herz und einer gefüllten Leber – mein Herz ist gefüllt mit Glück! Ich kleide meine gefüllte Leber passend für eine Königin! Das Herz Inannas ist wieder beglückt; Das Herz von Inanna ist wieder beglückt.

(32) Gepriesen sei Ninkasi


Interpretationshilfe
Dieser Text sollte recht verständlich sein. Zuerst wird grob die Herstellung des Bieres gefeiert. Dann wird dem vermeintlichen Zuhörer viel von den alkoholischen Getränken gewünscht.
Interessanter ist wohl vor allem am Ende, daß die Freude durch die Getränke dazu führen, daß die Göttin Inanna beglückt wird. Das ist ein allgemeines Konzept bei den Sumerern gewesen, immer wenn eine Art von Ekstase oder Freude im Spiel war, dann wurde dadurch mittelbar Inanna gepriesen – alles was Spass macht war ihr Ding.
Zum Schluss muß natürlich noch die für die Getränke zuständige Göttin gepriesen werden.

Gakkul vat : Firmentiergefäß
Lamsare Var: Braugefäß
ansonsten sowas wie Becher / Faß etc. 

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Bierhonig war ein eingedicktes sehr zuckerhaltiges und daher sehr süßes Malzextrakt. Bierhonig wurde nicht nur getrunken, man verwendete ihn auch gerne in der Küche sehr oft als Süßungsmittel. Um diesen Bierhonig herzustellen wurde von den Babyloniern und den Sumerern kein Hopfen für das Brauern verwendet. Daraus folgt, dass Bierhonig nicht im Geringsten bitter war. Der Alkoholgehalt von Bierhonig war auch viel geringer, als bei unserem heutigen Bier. Sumerischer und babylonischer Bierhonig, der damals das Alltagsbier darstellte, war wie ein dünnes, leicht alkoholisiertes Malzbier, das wir heute kennen. Bierhonig lässt sich also in keinem Fall mit einem heutigen Bier, zum Beispiel von der Brauart „Pilsener“, zu vergleichen.

Links zum Thema Bierbrauen in Sumer:
(englisch)

* http://www.matrifocus.com/SAM06/spotlight.htm (mit Siegeldarstellungen)

[Q1] Christian Rätsch: "Urbock"
[Q2] Medical History - 1991, P.B.Adamson

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