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Die Wiederentdeckung der Hethiter



Die Babylonier, Assyrer und Ägypter waren nie gänzlich in Vergessenheit geraten, da die Bibel und antike Schriftsteller Namen und Ereignisse dieser altorientalischen Kulturvölker bewahrten. Dies war anders bei den Hethitern: Sie waren schon den Griechen der Zeit Herodots nicht mehr bekannt, und ihre sichtbaren Monumente wurden anderen Kulturen zugeschrieben.

“... ein männliches Reliefbild von viereinhalb Ellen Höhe. In der rechten hält es die Lanze, in der Linken einen Bogen, und dem entspricht die übrige Rüstung, die ägyptisch und äthiopisch ist. auf der Brust, von der einen Schulter zur andren, ist eine Inschrift in den heiligen Buchstaben der Ägypter eingehauen, die besagt: ‘Dieses haben meine Schultern erobert.’”
Herodot (Historien II 106) zum Felsrelief am Karabel (Bild)

Die Inschrift ist allerdings nicht in ägyptischen, sondern in hethitischen Hieroglyphen geschrieben, und ihre Lesung gelang erst vor wenigen Jahren durch Bedřich Hrozný (1879-1952) um 1915.




Das „Tarkondemos-Siegel“

1998 publizierte der englische Hethitologe David Hawkins seine Lesung der Inschrift, aus der sich ergab, dass das Relief vorher fälschlich einem antiken Herrscher namens Tarkondemos zugeschrieben wurde, aber eigentlich auf einen König des westanatolischen Landes Mira namens Tarkasnawa zurückgeht. Genau dieser Tarkasnawa ist auch auf dem Felsrelief von Karabel abgebildet




1822 entzifferte François Champollion ägyptische Hieroglyphen. Zu den Texten gehörte auch eine hieroglyphische Inschrift auf Steinblöcken des Tempels von Karnak, bei der es sich um die ägyptische Fassung eines Vertrages zwischen dem Pharao Ramses II. (reg. 1279-1213 v.u.Z.) und Hattušili, dem „Großfürsten von Cheta“ handelt. Auch andere, zum Teil noch ältere Texte erwähnten dieses Land Cheta.

Über die Lage von Cheta erhielt die Wissenschaft Kenntnis, nachdem Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts die babylonisch-assyrische Keilschrift hinreichend entziffert war. Dabei war von einem Feldzug des Königs Tiglatpileser gegen das Land Ḫatti die Rede, und da dessen Hauptstadt das aus der Bibel bekannte, in Nordsyrien am Euphrat gelegene Karkemiš war, schien es klar zu sein, dass Cheta oder Ḫatti dort zu suchen war.

Bild: Die ägyptische Übersetzung des hethitisch-ägyptischen Friedensvertrags auf Steinblöcken in Karnak





Die „Hama-Steine“

Bereits 1812 hatte der Schweizer Forschungsreisende Johann Ludwig Burkhardt in der mittelsyrischen Stadt Hama Steine gesehen und beschrieben, die mit hieroglyphischen Zeichen beschrieben waren, die aber ganz anders aussahen als die ägyptischen Hieroglyphen. Zu diesen sog. „Hama-Steinen“ kamen seit 1870 einige weitere.

Nach heutiger Kenntnis handelt es sich bei den „Hama-Steinen“ um Inschriften von Königen des Stadtstaates Hamath aus dem 9. Jh. v.u.Z. (Urchilina und sein Sohn und Nachfolger Uratamis).

Die Originale befinden sich im Archäologischen Museum in Istanbul, Abgüsse wurden nach England geschickt.

1876 stellte der englische Gelehrte Archibald Henry Sayce einen Zusammenhang zwischen den „Hama-Steinen“ und dem Land Cheta-Hatti her, wodurch die Lokalisierung dieses Landes (fälschlicherweise) in Syrien bestätigt zu werden schien. Zu dieser Zeit waren zwar die monumentalen Überreste der hethitischen Kultur in Anatolien längst bekannt, aber sie wurden nicht als hethitisch erkannt.




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