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Es werden Posts vom September, 2020 angezeigt.

Keilschrift - Alltag bis Wissenschaft

aus: "levels of literacy" - Niek Veldhuis Keilschrift wurde drei Jahrtausende lang verwendet; sie überlebte auch grundlegende historische, sprachliche und administrative Veränderungen. Das Schreibsystem ermöglichte viele Subsysteme - einige extrem kompliziert, andere unkompliziert und leicht zu erlernen. Diese Vielseitigkeit bedeutet, dass das Schriftsystem für verschiedene Akteure in unterschiedlichen benutzt wurde und dass seine Langlebigkeit durch die Tatsache erklärt werden kann, dass es sehr unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen konnte. Die meisten Keilschriftzeichen sind polyvalent, was bedeutet, dass sie mehr als eine Lesung haben. Normalerweise kann eine einzelne Silbe durch verschiedene Zeichen geschrieben werden, ein Prinzip, das Homophonie genannt wird. Bei der Transliteration werden Homophone durch tiefgestellte Nummern unterschieden (wie in u, u 2, u 3, u 4 usw.). Solche Zahlen sind konventionelle Artefakte der modernen Wissenschaft. il-la-ak "er geht"

Serialisierung von Texten in mittelbabylonischer Zeit

 Die zweite Hälfte des zweiten Jahrtausends v.u.Z. war in Babylonien eine Phase relativer politischer Stabilität. Die Dynastie der eingewanderten Kassiten (ca. 1530–1155 v.u.Z.) dominierte nach dem Fall der amoritischen Dynastie von Babylon die Geschicke des Landes fast 400 Jahre lang.  In diese Epoche fällt, bisherigen Untersuchungen nach, jene Phase, in der die tradierten Texte zur Literatur, Religion und Wissenschaft einen Prozess der Standardisierung durchlaufen und zu den Serien geformt werden, die dann in den Bibliotheken des ersten Jahrtausends v.u.Z. zu finden sind. Jedoch liegt die Beleglage für die mittelbabylonische Zeit in krassem Widerspruch zu ihrer textgeschichtlichen Bedeutung, denn aus dieser Zeit sind bislang nur sehr wenige literarische Texte bekannt geworden, die darüber hinaus nur selten genau zu datieren sind. Konkrete Aussagen über Serialisierung der Texte in mittelbabylonischer Zeit finden wir erst in den Kolophone des 1. Jt. v.u.Z..  Die Tontafel VAT 9663/KAR 1

Jenseitsvorstellungen in Ugarit

Die Anfänge der an der östlichen Mittelmeerküste gegenüber von Zypern gelegenen Stadt Ugarit reichen bis in das 8.Jt. v.u.Z.. zurück. Ihre Geschichte wird uns allerdings erst im 2.Jt. v.u.Z. greifbar. Im 15. Jh. v.u.Z. gehörte das Kleinkönigtum Ugarit zunächst zum Einflussbereich des hurritischen Königreiches Mittani, gegen 1400 v.u.Z. fiel es unter ägyptische, um 1330 v.u.Z. unter hethitische Oberherrschaft. Um 1185 v.u.Z. wurde die Stadt im Zuge der "Seevölker"-Einfälle zerstört. In Ugarit wurden neben akkadischen auch Keilschrifttexte in sumerischer, hurritischer und hethitischer Sprache ausgegraben.  Der Wettergott Haddu, meist mit dem Tittel Baal,  "der Herr" bezeichnet, spielt die Hauptrolle in Mythos und Kult: Tod und Leben, Fruchtbarkeit und Hungersnot hängen vom Ausbleiben oder Kommen des Wettergottes ab.  Nominell steht an der Spitze des ugaritischen Pantheons der Göttervater El, doch erscheint er in den Mythen meist in passiver Rolle. Ähnlich wie "Ba

Herodot´s "Historien"

Herodot von Halikarnass(os), * 490/480 - 430/420 v.u.Z. war ein antiker griechischer Geschichtsschreiber, Geograph und Völkerkundler. Cicero verlieh ihm in seinem philosophischen Werk De legibus den bis heute oft zitierten Beinamen „Vater der Geschichtsschreibung“. Sein überliefertes Werk sind die wohl im 2. Jahrhundert v.u.Z. in neun Bücher unterteilten Historien, die in Form einer Universalgeschichte den Aufstieg des Perserreichs im späten 6. Jahrhundert v.u.Z. und die Perserkriege im frühen 5. Jahrhundert v.u.Z. schildern. Die Historien des Herodot sind das einzige erhaltene Werk des griechischen Schriftstellers. Das Werk umfasst neun Bücher und wurde im 5. Jahrhundert v.u.Z. geschrieben. Es bietet einen Überblick über die historischen Vorgänge der Jahre von etwa 700 bis 479 v.u.Z., stellt also einen Zeitraum von etwa 220 Jahren dar. Hauptbezugspunkt der Darstellung sind die Perserkriege am Ende dieses Zeitraums, die für den weiteren Verlauf der griechischen Antike von entscheidend