Direkt zum Hauptbereich

Mädchen im Alten Orient

Nach dem Einsetzen der Geschlechtsreife wurden Mädchen für gewöhnlich verheiratet. Eine erwachsene Frau zu sein, bedeutete somit, Ehefrau zu sein und einen Haushalt zu führen, sowie Verantwortung für andere Personen (insbesondere das Kind) auszuüben.

Kleinkinder wurden im Alten Orient bis etwa zum 3. Lebensjahr von der Mutter oder der Amme gestillt. Falls die Mutter eine Sklavin war und verkauft wurde, oder in Schuldknechtschaft kam, blieb ihr (zu stillendes) Kind bei ihr. Lohnlisten aus dem 3.JT. v.u.Z. zeigen, dass Nahrungsrationen für die Mutter und das Kind ausgeben wurden. Eine konkrete Geschlechterteilung durch Begriffe (wie Sohn/Tochter) gab es (insbesondere für Kleinkinder) nicht, für ale galt der Begriff "dumu" (Kind, Sohn). Jedoch gab es auch Beschwörungen, die eine leichtere Geburt erwirken sollten, bei denen das Geschlecht des Kindes wichtig war und unterscheiden wurde. Allerdings bezieht sich auch diese Unterscheidung nicht auf die biologischen Geschlechtsmerkmale, sondern auf die kulturellen Ansichten, was ein Mann tut und was eine Frau tut. Dabei wurde das weibliche Kinder bspw. mit einer Haar- oder Kleidungsnadel assoziiert und das männliche Kind mit  einer Waffe. Es gibt jedoch wohl auch Hinweise, das die Geburt eines Sohnes willkommener war, als die einer Tochter. Dem äußeren Erscheinungsbild, sowie den intellektuellen Fähigkeiten einer Frau gab man jedoch einen hohen Stellenwert. Bis zur Geschlechtsreife lebten die Mädchen für gewöhnlich bei ihren Eltern, mit der Heirat eines Mannes gingen sie aber in die Familie des Mannes über. Vorehelicher Geschlechtsverkehr war unerwünscht oder sogar verboten. Im sumerischen Rechtsverständnis galt aber auch die falsche Anschuldigung des vorehelichen Geschlechtsverkehrs als strafbares Delikt. Spätere Gesetzestexte thematisieren die Vergewaltigung von verheirateten (oder verlobten) Mädchen, welche noch bei den Eltern wohnen. Betraf es ein "bürgerliches" Mädchen, erfolgte für den Täter die Todesstrafe und die Vergewaltigung galt als Kapitalverbrechen. Die Vergewaltigung einer unverheirateten Magd oder Sklavin konnte jedoch durch Zahlung einer bestimmten Summe Silber an den Besitzer dieser Frau kompensiert werden. Ebenso wie bürgerliche Frauen, konnten die Frauen der Oberschicht (Prinzessinnen, Königinnen) lesen und schreiben. Somit stand die (bürgerliche) sumerische Frau zwar unter einem sehr hohen, sozialen Druck, dennoch war sie weit mehr, als nur ein "Tauschprodukt".




Quelle:
"Mädchen im Altertum / Girls in Antiquity" - herausgegeben von Susanne Moraw, Anna Kieburg

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schöpfungsmythen der Aborigines/Australien

Wie das Land entstand  Zu Anbeginn gab es nur das große Salzwasser. Aus den Tiefen stieg Ungud, die Regenbogenschlange, empor. Steil richtete sie sich auf und warf ihren Bumerang in einem weiten Umkreis über das Meer. Mehrmals berührte der Bumerang auf seinem Flug die Fläche des Salzwassers, und dort schäumte das Wasser auf, und glattes, ebenes Land kam zum Vorschein. Ungud wanderte über dieses neue, weiche Land und legte viele Eier, aus denen neue Urzeitwesen schlüpften. Es waren die Wondjina, und sie wanderten in alle Richtungen. Wie die ersten Männer entstanden Vor langer Zeit schuf Pund-jel der große Schöpfergeist alle Dinge auf der Erde und alle Lebewesen, außer den Frauen. Er trug ein großes Steinmesser bei sich, und als er die Erde schuf, zerschnitt er sie an vielen Stellen, so dass Berge, Täler und Wasserläufe entstanden. Dann schnitt er mit seinem Messer drei größere Rindenstücke. Auf das erste legte er feuchten Ton, den er so lange bearbeitete, bis er glatt

Schöpfungsmythen der Maori (Neuseeland)

Schöpfungsmythos der Maori (Neuseeland) Die Geschichte „der Söhne des Himmels und der Erde.“ Die Himmel, die über uns sind, und die Erde, die unter uns liegt, sind die Erzeuger der Menschen und der Ursprung aller Dinge. Denn früher lagen die Himmel auf der Erde, und alles war Finsternis. Nie waren sie getrennt gewesen. Und die Kinder des Himmels und der Erde suchten den Unterschied zwischen Licht und Finsternis zu entdecken —  zwischen Tag und Nacht; denn die Menschen waren zahlreich geworden; aber die Finsternis währte noch fort. Im Andenken an diese Zeit sagt man: „während der Nacht“, „die erste Nacht“, „von der ersten bis zur zehnten Nacht, von der zehnten bis zur hundertsten, von der hundertsten bis zur tausendsten“ — , was bedeuten soll, dass die Finsternis ohne Grenzen und das Licht noch nicht vorhanden gewesen war. So ratschlagten die Söhne Kangi’s (des Himmels) und Papa’s (der Erde) miteinander und sprachen: „Lasset uns Mittel suchen, um Himmel un

Alteuropa - Überblick

Pleistozän Steinzeit Altsteinzeit Altpaläolithikum Mittelpaläolithikum Jungpaläolithikum Holozän Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Kupfersteinzeit Bronzezeit Frühe Bronzezeit Mittlere Bronzezeit Späte Bronzezeit Eisenzeit Historische Zeit Pleistozän Das Pleistozän ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte. Es begann vor etwa 2,588 Millionen Jahren und endete um 9.660 ± 40 Jahre v.u.Z. mit dem Beginn der Holozän-Serie, der Jetztzeit. Somit dauerte das Pleistozän etwa 2,5 Millionen Jahre. http://de.wikipedia.org/wiki/Pleistoz%C3%A4n V Steinzeit Pleistozän - Altsteinzeit (Altpaläolithikum, Mittelpaläolithikum, Jungpaläolithikum), Holozän - Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Kupfersteinzeit Als Steinzeit bezeichnet man den Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte, von dem angenommen wird, dass die damaligen Menschen als Werkstoff vorrangig Stein verwendeten (neben Holz, Knochen und Horn). Sie begann vor 2,6 Millionen Jahren und endete, als die Menschen seit dem 7. Jahrtause