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Ereškigal

Wegen der Abwesenheit Ereškigals in den frühdynastischen Götterlisten ist anzunehmen, dass die Unterweltsherrin erst später in den sumerischen Pantheon eingeführt wurde oder die Göttin vorher unter einem anderen Namen (womöglich als Ninki) bekannt war. Ereškigal wird meist als Tochter des Himmelsgott An bezeichnet.
Ereškigal wird beschrieben als nackte Göttin mit Augen aus Stein und schwarzen Haaren. Manchmal trägt sie ein Löwenhaupt. Sie fährt in einem Boot über den Grenzfluss Ḫubur, der zwischen dem Reich der Lebenden und der Unterwelt fließt, um die am anderen Ufer niedergelegten Opfergaben einzusammeln.
Ihr (irdischer) Haupttempel befand sich in Kutha.

Die Ehe-Beziehung zwischen Nergal und Ereškigal entstand wohl erst am Ende der altbabylonischen oder in der mittelbabylonischen Zeit. Im Mythos "Nergal und Ereškigal", als der Gott die Unterweltsgöttin ergriffen hat und dabei ist, sie zu töten, wünscht sich Ereškigal auch in der Zukunft über die Unterwelt zu herrschen, wobei sie sich als einverstanden erklärt, die Macht mit Nergal zu teilen.
Ereškigal wird auch mehrmals als "ama d.ninazu" ("Mutter Ninazus") und als "nin9 gal" ("ältere Schwester") von Inanna bezeichnet. Der Begriff "Schwester" ist dabei nicht unbedingt in einem familiären Verhältnis zu sehen, sondern als Widerspiegelung hierarchischer Verhältnisse zwischen den Göttinnen der Ober- und Unterwelt. Aus dem Mythos "Nergal und Ereškigal" lässt sich ableiten, dass die Göttin zum Zeitpunkt, als sie die Unterwelt als Geschenk bekam (am Anfang von "Inanna und der Huluppubaum" bzw. Gilgameš, Enkidu und die Unterwelt"), womöglich ein "kleines" Mädchen war.  Als Ereškigal damit schon Herrin über die Unterwelt war, hätte Inanna also noch in einer niedrigeren Stellung in der Hierarchie der Götterwelt besessen und wird am Anfang des Mythos (Huluppubaum") nur als "munus" ("Frau") bezeichnet.


Der früheste datierbare Text zu Ereškigal als Königin der Unterwelt stammt aus der präsargonischen Epoche. Spätestens seit mittelbabylonischer Zeit wurde die Göttin Allatum mit Ereškigal synkretisiert. Der Name "Allatum" ist höchstwahrscheinlich eine akkadisierte Form aus dem hurritischen Wort "allai" ("Herrin/Königin), die auch im Namen der hurritischen Unterweltsgöttin Allani enthalten ist. Allatum ist schon in der Ur-III-Zeit belegt.

Das älteste Fragment der Weidner´schen Götterliste enthält eine Reihe Götternamen, die auf einer späteren Kopie aus dem 1.Jhr. v.u.Z. gleichgesetzt sind: Ereškigal, Allatum, Irkalla

Im akkadischen Mythos "Ištars Gang zur Unterwelt" erscheint Ereškigal als "Belet-erseti", abgeleitet vom akkadischen "bēltum" = (sum.) "nin" ("Herrin") und "ersetu" = (sum.) "ki" ("Ort") als Euphemismus für die Unterwelt. Der Wohnsitz der Unterweltsgöttin ist oft mit "Irkalla" assoziiert, was gleichbedeutend mit "ersetu" ist und somit auch als Begriff für die "Unterwelt" zu verstehen ist.

Die altbabylonische lexikalische Liste "Proto Ea" gibt für das Zeichen NIN(SAL.TUG) zwei Leseformen an: nin und ereš. In weiteren Titeln und in Epitheta taucht daher auch die Wendung  nin(-lil)-ki-gal-(...) auf. Ninlil + Genitiv ist als Versinnbildlichung des weiblichen Machtprestiges und als Entsprechung der männlichen Machtstellung  durch den Titel Enlil + Genitiv ausgedrückt. ninlil ki-gal als "Ninlil der Unterwelt" entspricht somit der "Herrin der Unterwelt".


Der Name Ereškigal kommt in zwei Opferlisten aus dem III. Jt. v.u.Z.vor. In Emesal lautet ihr Name: d.gašan-ki-gal

Personennamen wie "d.ereš-ki-gal-la-ma-sa-šu" ("Ereškigal ist seine Schutzgöttin (Lamasu)"), oder "Tab-Ereškigal" ("Ereškigal ist gut") zeugen von der Gnade der Göttin und können meinen, dass die Familie des Neugeborenen schon ein oder mehrere Kinder verloren hatte und vorher verstorbenen eine Art Garantie für das Überleben des Neugeboren darstellen.

ereš = akkadisch: šar-ra-tu4


ki-gal =  großer/erhabener Ort, was als ein Euphemismus für "Unterwelt" verwendet wurde. Der Begriff "ki.gal" ist zum ersten mal Fara-zeitlich in Personennamen belegt. In den Inschriften der altakkadischen Könige und der Herrscher der II. Lagaš-Dynastie kommt der Begriff  in der Bedeutung von "Baugrund" oder "Sockel" vor. Am Anfang des Mythos "Inannas Gang zur Unterwelt" drückt "ki-gal" die Diametralopposition zu "an-gal" ("großer Himmel") aus und ist damit als "Unterwelt" zu verstehen. In dieser Komposition kommt ki-gal nur als Gegenstück zu "an-gal" vor, während sonst fast ausnahmsweise "kur" ("Berg") als Terminus für die Unterwelt erscheint.

"ki.mah" (akk.: kimaḫḫum) = erhabener Ort/Platz, ist als "Grab" zu verstehen, ebenso wie der Begriff "urugal"


(...)





https://www.academia.edu/37522140/Untersuchungen_zur_Gestalt_einer_Unterweltsg%C3%B6ttin_Ere%C5%A1kigal_nach_den_sumerischen_und_akkadischen_Quellentexten?email_work_card=thumbnail

https://de.wikipedia.org/wiki/Ere%C5%A1kigal

https://cdli.ucla.edu/search/archival_view.php?ObjectID=P251920

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