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Schöpfungsmythos Indonesien/Borneo

Schöpfungsgeschichten aus Indonesien (Borneo)

Am Anfang aller Zeit ist Dunkelheit, die sich endlos von Ewigkeit zu Ewigkeit erstreckt. Eine kleine Spinne, die darin schwebt, sammelt Dunkelheit in ihren Beinen, um den daraus gesponnenen Silberfaden an den beiden Enden der Ewigkeiten zu befestigen. Dann webt sie ein glitzerndes Spinnennetz. In diesem bleibt ein staubkorngroßes Stück einer roten Koralle hängen, die im Laufe der Zeit wächst, bis sie die Größe der Welt angenommen hat. Auf diese Welt fällt eine Schnecke aus der Dunkelheit; aus deren Schleimspur entsteht das Erdreich. Auf diese Erde fällt ein junger Baum, der - über die Verbreitung seiner Samen - die Welt mit Wäldern bedeckt.
In einem dieser Wälder fällt wiederum ein Krebs aus der Dunkelheit, der das Erdreich verschiebt und so Hügel, Berge und Täler schafft. Er lässt aus herabfallendem Regen Flüsse und Sümpfe entstehen, aus denen weitere Pflanzen wachsen. Zwei Lebewesen kamen aus der Dunkelheit, männlich und weiblich, mit veränderlichen Körpern ähnlich dem Rauch im Wind.
Sie schnitzen zwei Köpfe aus Holz und blasen ihren Atem ein, um sie zum Leben zu erwecken. Dann kehren sie zurück in die Dunkelheit. Die Kinder der Köpfe hatten Hälse, die nächste Generation Körper, welche die Götter Amei Awi und Burung Une gebaren. Diese wiederum gebaren acht Kinder: Sonne, Mond und sechs Menschen, welche sich am Überfluss der Eltern labten, bis Amei Awi deren Faulheit zürnt und ihnen am Fuße eines wolkenhohen Berges eine Aufgabe stellt: An der Art, wie sie hinaufklettern, bestimmt sich das Schicksal ihrer Kinder.
Die ersten beiden Menschen bleiben untätig am Fuße des Berges stehen, worauf deren Kinder zu den ersten Herrschern und Königen der Welt werden.
Die übrigen vier Menschen steigen auf, zwei von ihnen rasten nach der Hälfte des Anstiegs und aus ihren Kindern entstehen die reichen Landbesitzer der Welt. Die letzten beiden Menschen gelangen zum Gipfel, deren Kinder die Armen der Welt werden, die ihr Leben lang schwer arbeiten müssen.
Zwischenzeitlich erschaffen Amei Awi und Burung Une Tiere, um den Menschen das Überleben zu sichern. Nachdem sich die Menschen über die ganze Welt ausgebreitet haben, sehen die beiden Götter ihr Werk als vollendet an und ziehen sich unter die Erde zurück, in das Herz der Welt. Von dort aus sprechen sie zu den Wurzeln der Pflanzen, damit die Menschen eine reiche Ernte erhalten.


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