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Entwicklung der Sumerischen Religion


Das geht dann etwa von der Ubaid Zeit (ab 6000 v.u.Z.) bis zur spät Babylon Zeit (ab 600 v.u.Z.).
Zum Teil kann man dabei auf die vermutlichen semitischen Einflüsse eingehen, die sich zum Teil erkennen lassen.

Am Anfang der Schöpfung stand bei den Sumerern Himmel & Erde. Die Schöpfung der Erde begann mit der Vereinigung von An "Himmel" und Ki "Erde". Das ist durchaus als sexuelle Vereinigung zu sehen. Dabei entstand Anki (Himmel & Erde). Aus dem unbelebten Himmel wurde der Himmelsgott An und aus Ki das Urgötterpärchen En-Ki und Nin-Ki (En-ki hier ist nicht der Enki aus Eridu). Diese "Hochzeit" wird auch die Kosmische Hochzeit genannt.
Besonders interessant ist die älteste heute erkennbare Schicht der Sumerischen Religion, da sie sozusagen am ehesten wirklich als sumerische zu bezeichnen ist.

Heute sieht es so aus, als ob die Menschen der Ubaid Kultur und die Sumerer dieselben wären, bzw. die gleiche Kultur gehabt hätten. Was man also heute als Sumerer bezeichnet, sind jene Menschen, die uns durch deren Monumentalbauten und Texte bekannt sind. Einen sichtbaren Unterschied zu der Vorgängerkultur Ubaid ist nicht erkennbar.

Was man weiß, ist, dass die großen Städte der Sumerer im Süden vorher ohne Unterbrechung von der Ubaidkultur bewohnt waren. Noch wichtiger ist hier Eridu, seit ca. 5400 v.u.Z. besiedelt. Denn dort hat man die älteste "sumerische" Tempelanlage gefunden, die seit ca. 5300 v.u.Z. mit Symbolen aus dem Kontext von Enki geschmückt waren. Dieser erste Tempel war eine kleine Kapelle mit den Fischsymbolen Enkis. Die Stadt Eridu wurde um 600 v.u.Z. verlassen.

D.h. man hat mit Eridu eine Stadt, aus sumerischer Sicht die erste der Menschheit, die tief in die Ubaid Zeit reicht und über die Sumerer hinaus existierte.

Dieses deutet auf eine weitgehende religiöse Kontinuität von Ubaid zu den Sumerern hin.
Die Tempelanlage wurde häufig verändert bzw. vergrößert. Die ältere Anlage wurde dabei aber nie abgerissen, sondern sorgsam "beerdigt". Nur deswegen können wir die einzelnen Phasen heute so gut erkennen. Gleichzeitig erkennt man, dass die älteren Bauten mit hohem Respekt behandelt wurden.
Durch das Überbauen der alten Tempelanlagen entstand ein Hügel und so vermutlich auch die Idee für die späteren mesopotamischen Tempelanlagen, den Ziggurat.

Entsprechend kann man die Sumerische Religion von Eridu ausgehend sehen, wie es die Sumerer im Prinzip auch taten. Das Paradies der Sumerer, Dilmun, würde ich zu jener Zeit eher als legendär sehen, auch wenn es später einen Ort mit diesem Namen gab. In Dilmun fehlen genügend alte Siedlungsspuren.

Eridu war anfänglich eine Art Fischerdorf in einem Sumpf mit Anbindung an den persischen Golf gelegen. Aus heutiger Sicht wurde es nie eine richtige Stadt, da es außer der Tempelanlage kein spezialisierten Stadteile gab.

D.h. mit Eridu beginnt die Geschichte der Sumerer bzw. deren Religion in der Jungsteinzeit.

O E-unir*1*
Verbindung von Himmel und Erde
Fundament von Himmel und Erde
Große Festhalle von Eridu
Abzu*2*, Schrein errichtet für seinen Fürsten
E-du-kug*3* wo reine Speisen gegessen werden
bewässert von des Fürsten reinen Kanal
Berg, reiner Ort, gesäubert mit der Potasche-Pflanze*4*,
Abzu, deine Tiki-Trommeln gehören zu den himmlischen Mächten.

Deine großartige [...] Wand ist in einem guten Zustand.
Licht kann den Raum wo die Götter sich treffen nicht erreichen.
der großartige [...] der schöne Ort
Dein fest konstruiertes Haus ist heilig und hat kein Gleiches.
Dein Fürst, der große Fürst, hat die heilige Krone festgemacht in deinem Bezirk
O Eridu mit einer Krone auf deinem Haupt, bringt hervor blühende Dornenbüsche, reine Dornenbüsche für die Susbu Priester
O Schrein Abzu, dein Ort, dein großartiger Platz.

An deinem Ort nach Utu*5* blickend
an deinem Offen, der Brot bringt, an deinem Ziggurat
erhebt sich ein majestätischer Schrein gen Himmel,
an deinem großartigen Ofen mit der großartigen Festhalle wettstreitend,
Der Fürst von Himmel und Erde
[...] kann nie verändert werden, was [...]
der Schöpfer, der [...]
der Weise eine, der [...]
Herr Nudimudd *6*, errichtete sein Hau in deinem Bezirk
Oh E-enugura *7*, und seinen Sitz auf deinem Thron eingenommen.

23 Zeilen für den Tempel Enkis in Eridu

*1* Haus Ziggurat
*2* Unterirdischer Süßwasserozean "Grundwasser"
*3* Haus heiliger Hügel
*4* hat seifenartige Eigenschaften
*5* Der Sonnengott, Gott der Gerechtigkeit
*6* Ein Name für Enki "Schöpfer der Menschen"
*7* Haus der unterirdischen Wasser

Vorschriftliche Zeit

Über die vorschriftliche Zeit wissen wir nur aus archäologischen Funden und aus wenig älteren Texte, wenn man hinter diesen eine ältere Tradition vermutet.

Eridu bestand aus vielen kleineren Häusern, einem Hafen und vermutlich noch aus vielen Schilfhäusern, von denen nur wenige Spuren erhalten sind, die aber damals wie heute so gebaut werden.
Bilder dazu hier: http://scribol.com/anthropology-and-hist...-arabs-of-iraq/

In den Sümpfen gab es nur sehr selten Ärger mit Nomaden o.ä. und kriegerische Nachbarn hatte man nicht, daher verfügte Eridu über keine heute mehr sichtbaren Verteidigungsmaßnahmen wie Stadtwälle o.ä.

Die meist verwendete tierische Nahrung war Fisch, sonst wurde Getreide wie Emmer (eine Weizenart) verwendet. Gemüse und Obst hatte man sicher auch, aber die wahren selten und kostbar. Der Sumpf war nicht das ganze Jahr über so wasserreich, sondern dieses nur im "Winter". Für die Sumerer gab es nur zwei Jahreszeiten Winter und Sommer. Für die Versorgung der Äcker mit Wasser mussten Kanäle gegraben werden. Auch mussten diese regelmäßig gereinigt werden.

Im Hafen lagen Schilfboote, da man praktisch über kein zum Bau geeignetes Holz verfügte. Die Schiffe wurden mit Bitumen abgedichtet und waren durchaus dazu in der Lage den Persischen Golf zu befahren.

Der erste Tempel hatte nur etwa 2.8m x 2.8m Grundfläche, also eher ein kleiner Raum mit Altar. Die Wände waren u.a. mit Fischsymbolen verziert.

Die Schöpfung der Welt, Menschen, Götter war ursprünglich eine recht einfache Idee.
Es gab schon immer den Himmel und die Erde, beide waren keine Gottheiten o.ä., sondern schon immer da. Als der Himmel die Erde mit seinem Regen quasi schwängerte entstand alles Leben. Die Idee stammt vermutlich aus dem bäuerlichen Leben, wo der Regen / das Wasser notwendig ist, um Pflanzen aus der Erde wachsen zu lassen. Texte die dieses Thema aufgreifen sprechen von der (sexuellen) Vereinigung von Himmel und Erde, von An und Ki zu Anki.
Für Wasser und Samen benutzten die Sumerer das gleiche Wort, was hier auch gut zu passen scheint. Der Himmel ist dabei das männliche Prinzip und die Erde das weibliche.

Auch wenn die Sumerer zu dieser Zeit schon Geister und Götter gehabt haben könnten, wird nichts über deren Entstehung erkennbar, auch die Menschwerdung ist noch lange kein Thema.

Die Ubaid Kultur hatte Spuren in ganz Mesopotamien hinterlassen, das kulturelle Zentrum war Anfangs im Süden Mesopotamiens, die Menschen breiteten ihre Kultur von Eridu ausgehend Richtung Norden und Westen.

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Obed-Kultur (Obed I-IV)
Entstand um 4500 v.u.Z. im künstlich bewässerten Süd-Mesopotamien (Fundstelle Tell el-Obed [al-Ubaid]). Bis 4300 v.u.Z. hatte sie die Halaf-Kultur im Norden vollständig ersetzt.
Die Obed-Kulturstufe leitet den Verfall der Buntkeramikepoche ein, denn Farbigkeit und Motivbestand gingen deutlich zurück. Die Gefäßformen jedoch wurden variationsreicher, wie etwa die Vorratsbehälter mit einem Fassungsvermögen von 100 Litern. Erste eigenständige Tempelbauten entstanden die den Anfang der mesopotamischen Sakralarchitektur (> Zikkurat) einleiten. Die neuen Tempel wurden stets auf den alten errichtet, was eine Kontinuität des Kultplatzes bezeugt (insbesondere in Eridu mit 18 Bauschichten des Tempels und 14 Metern Tiefe).
In später Obed-Zeit wandelt sich der Form der Stempelsiegel. Aus geometrischem Dekor werden figürliche Darstellungen, häufig auch als Gruppe (mit schlanken Körpern, schmalen Tailen und deutlich erkennbaren Geschlechtsteilen). Zwischen 4000 und 3000 v.u.Z. tritt eine deutliche Bevölkerungszunahme in Südmesopotamien ein, während in nicht bewässertem Norden eine Bevölkerungsrückgang einsetzte. Es erfolgten gemeinschaftlich angelegte Bewässerungskanäle, eine Verdichtung der Siedlungszentren und eine daraus entstehende hierarchische Struktur.

Aus „Frühe Hochkulturen an Euphrat und Tigris“ von Jürgen Bär (Theiss Verlag)

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Frühdynastische & Uruk Zeit
Ab ca. 3500 v.u.Z. hatten die Sumerer angefangen große Städte zu bauen. Diese waren bereits so strukturiert, wie man es heute von einer Stadt erwarten würde. Es gab Verwaltungsbezirke mit Tempel / Palast, Handwerksbezirke, Wohnbezirke etc. Die älteste dieser Städte ist Uruk. Anfänglich waren dort zwei kleinere Städte oder Dörfer, Uruk und Kullaba. Irgendwann wurde Kullaba von Uruk eingemeindet und die Stadt umschloss das Gebiet beider Orte.

In dem Ort Kullaba befand sich der Haupttempel des Gott des Himmels An. D.h. die Sumerer hatten angefangen die unbelebte Vorstellung der Vereinigung von Himmel und Erde mit Göttern zu identifizieren. Dabei wurde als erstes der Himmel als der junge männliche Gott An gesehen. Die Erde Ki blieb noch lange unbelebt.
Aus der Vereinigung von An mit Ki entstand Enki und die Anunna "Hohen Götter". Die Anunna waren ein Götterrat, in dem die wichtigen Götter den obersten Gott berieten.
Eine ähnliche Institution gehörte zu jeder sumerischen Stadt. Die angesehensten Familien der Stadt, ursprünglich vermutlich Handwerksmeister etc., berieten die Regierung / den Tempel der Stadt. Im allgemeinen wurde davon ausgegangen, dass die Regierung, z.B. der Hochpriester, den Empfehlungen des Rates folgte. Entsprechend war An als oberster Gott eher eine passive Figur. Nur sehr selten wurde der oberste Gott aktiv und ebenso wich die Regierung nur selten vom Wort des Rates ab. Wenn immer dieses geschah, war das für die Bevölkerung eine Phase großer Gefahr, eine Art Götterprüfung. Hatte die Regierung recht behalten, so hat sie damit ihre rechtmäßige Legitimierung durch die Götter bewiesen. War es ein Fehschlag, so stand ein Wechsel der Regierung bevor. D.h. eine gewisse Form von Mitbestimmung war scheinbar nicht nur möglich, sondern auch explizit gefordert.
Der aktive Gott, zu dem die Menschen beteten etc. war Enki. Anfangs vermutlich mit Fischfang und entsprechend mit Süßwasser identifiziert, befand sich sein Tempel in Eridu auf dem Abzu, dem unterirdischen Süßwasserozean. Er war sozusagen die vergöttlichte Fruchtbarkeit des Himmelsgottes. Enki war vom Charakter her sehr wohlwollend und praktisch nie gewalttätig, d.h. er war ganz sicher kein kriegerischer Gott.
Die Sumerer scheinen lange Zeit weibliche Götter bevorzugt zu haben, so dass es sein könnte, dass anfänglich die Göttin Nanshe in Eridu verehrt wurde und die später diese Platz für Enki räumen musste. Dafür spricht, dass sie quasi den gleichen Zuständigkeitsbereich hatte wie Enki. Abschließend entscheiden kann man das leider bisher nicht.
Enki war als Schöpfer der Menschen auch deren väterlicher Freund. Enki konnte Leben durch Lehm allein schaffen und auch für jedes dieser Lebewesen das Schicksal bestimmen, er gab allem Leben einen Sinn.
Er war im Besitz der ME, der kosmischen Regeln der Welt.
In einem kleinen Schrein im Haupttempel des Himmelsgottes An "wohnte" die Göttin Inanna als Göttin der Dattelpalme und des Lagerraums. Die Bedrohung, die von einem lehren dunklen Keller im Winter ausging, gab ihr eine Verbindung zur Totenwelt, die von der Göttin Ereshkigal beherrscht wurde. Die Totenwelt der Sumer lang anfangs "in einer großen Stadt weit hinter den Berge". Die Berge galten den Sumerern damals als unüberwindbar.
Die Göttin Inanna könnte aus Elam stammen, wenigstens legen sumerische Texte dieses nah. Als Uruk und Kullaba vereint wurden, wurde Inanna im E-Ana "Haus des Himmels" schon stärker verehrt als der Himmelsgott An. Dei beiden teilten sich sozusagen den Tempel. Ein Paar waren die beiden dabei nicht.
Inanna bekam zu jener Zeit noch weitere Funktionen hinzu, z.B. die der Sexualität. Von allen Göttern in Sumer ist sie die mit abstand interessanteste, u.a. auch weil sie viel mehr Charakter als die anderen Götter hat. Sie handelt impulsiv, romantisch, wütend etc.
Das ging so weit, dass sie die ME von Enki durch eine List entwendete. Sie reiste nach Eridu mit einem Schiff, um in zu besuchen. Die beiden feiern zusammen, wobei Inanna Enki locker unter den Tisch säuft.
Enki schenkt Inanna volltrunken seine ME. Inanna fährt mit ihrem Schiff zurück nach Uruk. Als Enki wieder erwacht vermisst er die ME, sein Bote "Engel" Isimud wird geschickt die ME zurück zubringen.
Isimud spricht mit Inanna, aber sie beschwert sich, dass Enkis Wort immer wahr sind und nie geändert werden können, Enki hatte ihr die ME doch geschenkt. Isimud versucht auf Weisung Enkis das Schiff mit verschiedenen starken Mächten aufzuhalten, aber die Botin "Engel" Ninshubur von Inanna wehrt alle Angriffe ab, bis das Schiff am weißen Kai in Uruk anlegt. Enki gibt auf und überlässt Inanna die ME. Inanna hat die ME sogar noch vermehrt, es kamen die ME der Weiblichkeit hinzu, Prostitution, Sex u.v.m..
Diese Geschichte ist die älteste bekannte in der der Übergang der Vorherrschaft von einem Stadtstaat zu einem anderen beschrieben wird.
Enki lange Zeit der oberste aktive Gott der Sumerer wurde quasi abgesetzt. Nicht er war mehr im Besitz der ME, sondern die Frau Inanna aus Uruk. Inanna war zumindest für Uruk ab jetzt die höchste der Götter, noch über Enki.
Dieser Wechsel wird vermutlich nur lokal für Uruk gegolten haben. Als Stadt war Uruk längst viel größer und bedeutsamer als Eridu und beide Orte hatten nie kriegerische Konflikte gehabt. Eridu war die heilige Stadt für die Sumerer. Uruk hat sich selber so durch die Göttin Inanna aufgewertet. An kam als passiver Gott dafür nicht in Frage.
Historisch korrekt beschreibt die Geschichte die Kanäle zwischen den Städten in Sumer. Jede Stadt konnte mit dem Schiff erreicht werden. Ging dieses nicht über Euphrat und Tigris, so wurden Kanäle gegraben, so dass ein Schiffsverkehr möglich war. Jegliche Transport über lange Strecken wurde mit dem Schiff erledigt, wenn möglich. Der weiße Kai lag im inneren der Stadtmauern am Tempel von Uruk.
Die oben erwähnten Boten oder "Engel" waren niedere Götter, jeder Gott mit einem gewissen Rang hatte in der Regel einen solchen Boten. In der Regel waren diese Ratgeber und rechte Hand ihres Gottes. Das dürfte den hohen Beamten in der Rolle des Mundschenks bei realen Herrschern entsprochen haben.
In der Nähe von Uruk gab es eine weitere große Stadt Ur, in dieser wurde der Mondgott Namma verehrt. Neben An, Inanna und Enki war Namma ein weiterer sehr wichtiger Gott der Sumerer, entsprechend wohnte er in einer entsprechend großen Stadt. Uruk war politisch die führende Macht in Sumer, Ur war aber religiös nicht weniger bedeutsam.
In Norden entstand um ca. 3000BCE die Stadt Kish. Kish war durchaus von sumerischer Kultur, aber die Bevölkerung war semitisch. Der Hauptgott von Kish war der Kriegsgott Zababa, den auch die Hethiter verehrten.
Mehr und mehr Städte entstanden und die kriegerischen Auseinandersetzungen nahmen zu. Das Problem war, dass die Bevölkerung in den Städten schnell anstieg und man mehr und mehr Nahrungsmittel benötigte. Schnell dehnten sich die Gebiete der Ländereien der Städte soweit aus, dass sie aneinander stießen. Die Frage der Nahrungsbeschaffung war ein existentielles Problem der Städte, deswegen waren Kriege zwischen den Städten unvermeidbar.
Ursprünglich benötige eine Stadt nur wenige Sicherheitskräfte, in einem Kriesenfall konnten die Kräfte aus der Bevölkerung mobilisiert wurden. In der Regel mussten nur lokale Streitereien befriedet und wilde Tiere abgewehrt werden. Falls ein Überfall durch Nomaden o.ä. drohte wurde der beste Krieger zum Lugal "große Person" ernannt. Für die Dauer des Konflikts war der Lugal der Chef der Stadt. Als die Städte immer öfter aneinander gerieten wurde aus der Ad-Hoc Position des Lugal ein ständige Einrichtung. Das Amt des Königs war entstanden, ein weltlicher Herrscher neben dem Tempel.
Der Tempel verwaltete in der Regel den Besitz der Stadt, also Ländereien, Vieh und deren Weiterverarbeitung.
Der König war für die Außenpolitik zuständig. Die Rechtsprechung war beim Tempel angesiedelt, aber der König war die letzte Instanz, die ggf. endgültig Recht sprechen konnte.
Der Außenhandel wurde von dem "Frauenhaus" geregelt. Häufig war die Hauptfrau die Chefin des Frauenhauses, manchmal aber auch eine Priesterin, die vorher im Tempel gearbeitet hatte. Besonders wertvolle Handelswaren wurden direkt vom Palast des Königs aus verwaltet.
Diese Konstruktion sorgte für eine weitgehende Verschränkung von Tempel und Königshaus, vor allem wenn man bedenkt, dass der übliche Karriereweg zum König über den Tempel führte. All zu heftige Konflikte zwischen Tempel und Palast waren sehr selten, aber eine gegenseitige Kontrolle fand durchaus statt.
Der Rat der angesehenen Familien aus der Stadt existierte weiter und beriet jetzt auch den König. Auch der König folgte in der Regel dem Rat und riskierte sonst in Ungnade beim Tempel und Rat zu fallen, was sehr gefährlich werden konnte.
Nach der sumerischen Königsliste ist das Königstum den Menschen in Eridu von den Göttern vom Himmel her geschenkt worden. Man kann aber davon ausgehen, dass dieser Teil der Königsliste eher der Verankerung der Liste in der Vergangenheit der Sumerer diente. Die Sumerische Idee des Ideals war kein Forschrittsglaube, sondern eine Art "Früher war alles besser". Die Zukunft lag für die Sumerer hinter einem, man kann sie nicht sehen, die Vergangenheit aber liegt offen vor einem. Die Sumerer waren allerdings alles andere als Fortschrittsfeindlich, aber jegliche Neuerung musste sich in die Tradition einbauen und bewähren.
Es durchaus denkbar, dass der König als feste Einrichtung keine ursprünglich sumerische Idee war, sondern im semitischen Kish entstand. Der große Unterschied zwischen Hochpriester und König ist, dass der König vor alle ein Krieger sein musste, die Sumerer aber traditionell die gebildeten Hochpriester als Führung ansahen.
Auf jeden Fall wurde das Amt des Königs relativ schnell auch von den sumerischen Städten eingeführt.
Was für auch noch für diese Annahme spricht ist, dass der "König von Kish" zu sein für die folgenden Jahrtausende ein Art Titel wie Kaiser war. D.h. die politisch wichtigste Stadt stellte den "König von Kish" und es ist auch kein Fall bekannt, wo dieses angezweifelt wurde. Der "König von Kish" war der König der Könige.
Im Norden hatte sich aus einer alten Kolonie Uruks die Stadt Nippur gebildet. Nippur sollte später das religiöse Hauptzentrum in Mesopotamien werden. Uruk war mit An, Inanna und Eridu, Enki in der Nähe das religiöse Schwergewicht gewesen. Nippur wollte sich von Uruk emanzipieren und stellte mit Enlil ein Gegengewicht zu Enki. Von den Attributen her war wurde Enlil als Konkurrent zu Enki aufgebaut. Dabei sind aber deutliche semitische Einflüsse erkennbar. In Nippur zeugten Anki Enki&Ninki, die Eltern der Götter. Diese zeugten "die Sieben" und Enlil, den Vater aller Götter. Im Norden war jetzt Enlil der Oberste der Götter, im Süden Enki. Man hätte jetzt erwartet, das diese beiden Götter zu einem vereinigt werden, aber vermutlich konnte sich weder der Norden noch der Süden dazu durchringen. Die meisten sumerischen Götter waren schon mit semitischen synkretisiert, Ea/Enki Gott der Weisheit usw. Auch war die Rangfolge in einzelnen Städten oft verschieden, aber einen kriegerischen Gott wie Enlil hatte man vorher noch nicht an der Spitze gehabt.
Eine zeitlang war die Stadt Lagash führend. Zwischen Lagash und der Stadt Umma gab es einen langwierigen Konflikt. Bekannt ist dieser vor allem für den ersten überlieferten Friedensvertrag der Menschheit. Doch der Friede, den der König Eannatum von Lagash ausgehandelt hatte, hielt nicht lange. Vorher war es eher üblich gewesen, die Führungsspitze einer feindlich Stadt hinzurichten und die Stadtmauern zu zerstören, so dass keine weitere Bedrohung für eine längere Zeit drohte. Doch der Friedensvertrag war eher ausgewogen und weniger blutig. Einige Generationen nach Eannatum herrschte der König und Reformator Urukagina. Dieser König hat erstmals Begriffe wie Gleichheit aller Menschen, Freiheit etc. verwendet. Auch wenn es typisch für einen neuen König, zu beschreiben was er alle besser machen will, so waren dessen Ankündigungen doch etwas besonderes. Allerdings kam es nie zu den Reformen, denn die Stadt Umma schlug dem mit König Lugalzagesi zurück und eroberte die sumerische Stadt Lagash, Uruk etc. Damit hatte ein semitischer Herrscher erstmals eine Art Reich aus mehreren Städten geschaffen. Die sumerische Vorherrschaft war gebrochen, auch wenn Lugalzagesi den alten Traditionen sehr stark verbunden war. Lugalzagesi war "König von Kish".
In Kish hatte Lugalzagesi seinen Vasallen Ur-Zababa als Handlanger installiert. Der Mundschenk dieses Vasallen war Sargon. Dieser stürzte Ur-Zababa und nahm die Städte von Lugalzagesi mit militärischem Geschick und dem anfänglichen Überraschungseffekt.
Die Eroberungen von Lugalzagesi waren vermutlich vor allem diplomatischer Art gewesen, d.h. ohne viel Blutvergießen. Sargons Stärke dagegen lag im Militär. Daher wurde Sargon von den Sumerern als Tyrann empfunden, anders als Lugalzagesi. Die Hauptfrau von Lugalzagesi nahm Sargon für sich. Lugalzagesi wurde, wie üblich, hingerichtet.
Sargon konnte praktisch ganz Mesopotamien unter seine Kontrolle bringen. Er ließ Akkad als seine Hauptstadt ausbauen. Das Akkadische Reich war geboren. Um den rebellischen, sumerischen Süden zu befrieden schickte er seine Tochter Enheduana nach Ur als Hochpriesterin des Mondgottes Nanna. Seine Tochter war hoch gebildet und hatte verschiedene Texte verfasst. Enheduana wurde über ihre Lebenszeit hinaus auch im Süden wie im gesamten Land verehrt, anders als Sargon, der im Süden nie für Begeisterung sorgen konnte. Die Sumerer nannten Akkad wenig schmeichelhaft "Land des Krieges" und auch die Semiten in Kish fühlten sich mehr mit dem Süden verbunden als mit Akkad.
Sargon versuchte Sumerisch als Sprache abzuschaffen, die offizielle Verkehrssprache war jetzt Akkadisch, ein semitischer Dialekt wie er auch in Kish gesprochen wurde. Sargons Favorit unter den Göttern war Ishtar, eine Kriegsgöttin. Diese wurde mit Inanna synkretisiert, glücklicherweise blieb von der alten Inanna noch einiges erhalten. Enhedunna ist vor allem für ihre Texte über die Göttin Ishtar/Inanna und ihre Sammlung der Tempelhymen bekannt. Auch wenn sie berufsmäßig dem Mondgott Nanna diente, war die persönlich vor allem mit Inanna verbunden.
Die Menschwerdung benötigte jetzt Blut und Lehm, ein Konzept, dass den Sumerern unbekannt gewesen war.
Gegen die Gutäer aus dem Iranischen Hochland musste wegen häufiger Überfälle immer wieder Krieg geführt werden. Schließlich besiegten die Gutäer immer mehr Städte des Akkadischen Reichs und das Reich Sargons ging unter.
In Uruk herrschte der König Uthengal, der es schaffte die alten sumerischen Städte gegen die Gutäer zu mobilisieren und so Sumer befreite. Eine Grenzstreitigkeit zwischen Lagash und Ur konnte er schlichten und setzte in Ur seinen Bruder Ur-Nammu als Statthalter ein. Später wurde Ur-Nammu sein Nachfolger, ob das friedlich geschah ist nicht überliefert.
Ur-Nammu gilt als Begründer der dritten Dynasty von Ur. Die dritte Dynasty von Ur sah sich den alten Traditionen aus Sumer verpflichtet, allerdings sind keine größeren Unterschiede zur Zeit des Akkadischen Reichs erkennbar. Ggf. war das eher eine PR Masche. Die meisten Text aus Mesopotamien, die wir heute kennen, kommen aus dieser Dynasty. Das Rechtswesen wurde modernisiert und vor allem vereinheitlicht, ebenso die Masse und Gewichte. D.h. in jeder Stadt galt praktisch das gleiche Recht, die gleichen Masse usw.
Durch eine Invasion aus Elam wurde die Ur-III Dynasty zerstört und die Stadtstaaten waren wieder selbstständig. Im nordwestlichen Gebiet gewannen die Amoriter an Einfluss. Der Beginn der Herrschaft von Babylon.

Alt Babylon
Der Amoriter Clan-Chef Sumu-abum beherrschte mehrere kleine Gebiete in Mesopotamien, die u.a. die keine Stadt Babylon beinhalteten. So entstand das erst kleine Königreich Babylon, auch wenn der Clan-Chef sich selber nie König von Babylon nannte. Der Einfluss aus Elam war sehr stark, so dass die meisten Amoriterkönige der verschiedenen Städte nicht mehr als Vasallen waren.
Der sechste Amoriter König von Babylon Hammurabi baute die Stadt aus. Er war ein sehr effektiver Herrscher, er etablierte eine funktionierende Bürokratie, mit Steuern und zentraler Verwaltung. Er konnte Mesopotamien von der Dominanz aus Elam befreien, er konnte sie vollständig aus dem Süden verjagen.
Er eroberte den gesamten Süden und konnte dort nach einer Langen Zeit der Unruhe für Frieden sorgen.
Iran, Elam, Syrien, Jordan und das Gebiet der Mari konnte er in sein Reich integrieren.
Im Norden war schon vor Babylon das Assyrische Reich entstanden, die sich vorrangig aus Hattier und Hurriter gebildet hatte.
Als Babylon und Assyrien aneinander gerieten begann eine lange anhaltender Konflikt zwischen den beiden Reichen, der bis zum Ende der mesopotamischen Kultur anhielt. Auch Heiraten innerhalb der Königsfamilien konnten die Konflikte nicht endgültig eindämmen.
Hammurabi hatte die bereits vorhandene sumerische/akkadische Kultur übernommen, allerdings lag der Schwerpunkt jetzt auf dem Sonnengott Shamash (Utu sumerisch), dem Gott der Gerechtigkeit.
Die Assyrer haben viel aus Mesopotamien übernommen, aber ihre Hauptgott war der Stadtgott Assur.

Neu war jetzt die Idee der Urmutter Namma, die die Mutter aller Götter gewesen sein soll. Mit Namma soll An Enki aus Eridu und die hohen Götter gezeugt haben.
Die Urmutter, der Urozean ist eine neue Idee gewesen, die sich erst in dieser Zeit nachweisen lässt.

Mittelbabylonisches Reich
Nach dem Tod von Hammurabi begann das altbabylonische Reich schnell zu verfallen. Im Süden hatte eine Reihe von akkadischen Königen die Kontrolle übernommen. Die Assyrer aus dem Norden nutzen die Schwäche Babylons.
Die Hethiter vertrieben dann die letzten Amoriter Könige aus Babylon unter dem König Mursili I.
Auch diese konnten sich aber nicht lange halten und wurden von den Kassiten ersetzt.
Spätestens hier kommt es zu der Idee, dass die Urmutter als Seeungeheuer Tiamat von Marduk für die Schöpfung der Welterschlagen werden musste.

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