Direkt zum Hauptbereich

Alter Orient IV - Sargon und Enheduanna


En-ḫedu-ana (lt. Binkley ca. 2285-2250 v.u.Z.), die Tochter des Dynastiegründers Sargon von Akkad (MC: 2356 bis 2300 v.u.Z.) und En-Priesterin des Mondgottes von Ur war eine der herausragendsten Gestalten ihrer Zeit.
Sie gilt als erste historisch bekannte Autorin, deren Werke schriftlich überliefert wurden.
Zunächst war En-ḫedu-anna Naditum-Priesterin des Himmelsgottes Anu in Uruk, der Inanna in Uruk und des Nanna in Ur. Nach dem Tod der alten Entu-Priesterin berief sie ihr Vater um 2270 v.u.Z. zur neuen Hohenpriesterin im Egipar in Ur. Sie war damit automatisch die „Gemahlin“ vom Mondgott Nanna (akkadisch Su’en, babylonisch-assyrisch Sîn).

Es sind jedoch nur wenige Quellen erhalten: 
* die Siegel von dreien ihrer Diener,
* eine Alabasterscheibe mit Inschrift aus Ur,
* und mehrere Literaturwerke aus altbabylonischer Zeit

In ihrem Literaturwerk handelt es sich primär um Hymnen an die Göttin Inanna:
* nin-me-šara und in-nin šà-gur4-ra,
* Die sumerischen Tempelhymnen
* und möglicherweise das Epos „Inanna und Ebeḫ“.

Hymne nin-me-šara:


nin-me-šara - Der Rechtsfall der En-ḫedu-ana:
http://www.uni-goettingen.de/en/187742.html


Obwohl es davon bisher keine Funde aus der Akkadezeit gibt,
wird die Autorenschaft En-ḫedu-anas bei den Hymnen nin-me-šara und in-nin šà-gur4-ra
im Text ausdrücklich genannt und ist daher nicht angezweifelt.
Dasselbe gilt auch für die Tempelhymnen, deren Kolophon angibt, sie seien von En-ḫedu-ana zusammengestellt worden.

Alabasterscheibe der En-ḫedu-ana:

(wiki)


Auf dem Relief der Alabasterscheibe sehen wir eine kultische Handlung, in der eine männliche Figur eine Libation darbringt. Dahinter steht eine weibliche Figur in Falbelgewand, wobei es sich vermutlich um En-ḫedu-ana handelt, denn die Inschrift auf der Rückseite besagt, sie sei die Priesterin des Nanna (MUNUS.NUNUZ.ZI d nanna ), Frau des Nanna ( dam dn a n n a ) und habe im Tempel der Inanna.ZA.ZA einen Altar errichtet und diesen „Tisch des An“ genannt.

Da die Inschrift eine Kopie aus altbabylonischer Zeit ist, zeigt sich, welch hohe Stellung und Bedeutung En-ḫedu-ana gehabt haben muß, da der Inschrift dieselbe Wichtigkeit beigemessen wurde wie den Inschriften von Königen.

En-ḫedu-ana wurde entweder von ihrem Vater (Sargon von Akkad) oder von einem seiner Nachfolger (Maništušu oder Rimuš) in das Amt der En-Priesterin des Mondgottes in Ur eingesetzt. Wann genau lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Der Name (En, Zierde Ans) ist vermutlich ein Amtsname, da alle ihre Nachfolgerinnen das Element „En“ im Namen trugen.

Bzw. En-ḫedu-ana bedeutet "Juwel des Himmels", was wohl auch ein Epiphet für Nanna (Mond) war. (Quelle: Betty de Shong Meador)

Am Auffallensten ist, das En-ḫedu-ana als En-Priesterin des Nanna, die beiden großen
Hymnen nin-me-šara und in-nin šà-gur4-ra an die Göttin Inanna richtete.
Doch dies gehörte zur Politik der Akkadekönige um ihrer Herrschaft in Sumer zu sichern.

Nach dem Sieg Sargons über Lugalzagesi von Uruk kam es wiederholt zu Aufständen gegen die "fremden" Herrscher da sie nicht (wie bisher) das Königtum als Stadtfürst in seine Stadt holten, sondern in "untraditioneller" Weise ein großes Reich unter ihrer Herrschaft vereinten. Sargon und seine Nachfolger versuchten, sich in der Tradition der sumerischen Stadtfürsten und als deren legitime Nachfolger darzustellen. Die akkadischen Herrscher setzten Familienangehörige in hohen Positionen ein, um ihre Machtposition zu sichern.

Auf diese Art wurde En-ḫedu-ana in Ur als Priesterin und Gemahlin des Nanna eingesetzt.
Doch engagierte sie sich auch für den Kult der Göttin Inanna.

Sie soll darüber hinaus versucht haben, Inanna als Tochter des Mondgottes zu erhöhen und als Reichsgöttin zu etablieren und strebte eine Synkretisierung der Inanna von Uruk mit der Ištar von Akkade an.

Immer wieder wurde die Herrschaft der Akkadekönige in Sumer durch Unruhen und Aufstände in Gefahr gebracht. Im Verlaufe des Aufstand um einen Lugal-Ane von Ur wurde En-ḫedu-ana zeitweise wohl aus ihrem Amt und aus Ur vertrieben.
Siehe Hymne nin-me-šara

Als En-Priesterin des Nanna hätte En-ḫedu-ana den siegreichen Lugal-Ane in sein Amt als Herrscher von Ur einführen müssen, wobei sich der Aufstand des Lugal-Ane gegen die akkadische Herrschaft (und somit En-ḫedu-ana) richtete.

En-ḫedu-ana rief Gott AN als Richter in diesem Streit an.

Im Verlauf der Auseinandersetzung jedoch, wurde En-ḫedu-ana aus Ur vertrieben, konnte aber nach der Niederschlagung des Aufstandes in ihr Amt zurückkehren. Es gab aber wohl keine Amtsenthebung gab.

Somit erscheint En-ḫedu-ana als einer engagierten Frau, die sich im Rahmen ihrer hohen priesterlichen Funktion aktiv am politischen Geschehen beteiligt und versucht, die Herrschaft ihrer Familie religiös zu untermauern.

Oft diskutiert wurde die Frage, ob das Amt der En-Priesterin des Nanna von Ur von Sargon neu geschaffen worden ist, oder ob es schon lange vorher bestand.

En-ḫedu-ana ist erste (uns namentlich bekannte) Inhaberin des En-Amtes.

Eventuell hat Sargon damit eine neue Tradition begründet, wobei dies aber wohl nur möglich gewesen wäre, hätte es diese kultische Tradition auch vorher schon gegeben. Doch auch die Ur-III Könige, welche bemüht waren vor-sargonische Verhältnisse herzustellen, folgten der En-Amt-Tradition.



Die Tempel in Sumer:
Gebiet Ort Tempelname Gottheit
Eridu Eridu Engur Enki
Nippur Nippur Ekur Enlil
Nippur Nippur Tummal Ninlil
Nippur Nippur Melam Hush Nusku
Nippur Nippur Eshumesha Ninurta
Nippur Nippur Egaduda Shuzianna
Nippur Kesh Ninhursag
Ur Ur Ekishnugal Nanna
Ur Ur Ehursag Shulgi
Ur Kuar (unklarer Name) Asarluhi
Ur Kiabrig Gabura Ningublam
Ur Gaesh Karzida Nanna
Zentrale Ebene Larsa Ebabbar Utu
Zentrale Ebene Enegi Egidda Ninazu
Zentrale Ebene Gishbanda (unklarer Name) Ningishzida
Zentrale Ebene Uruk Eanna Inanna
Zentrale Ebene Badtibira Emush Dumuzi
Zentrale Ebene Akkil (unklarer Name) Ninshubur
Zentrale Ebene Murum (unklarer Name) Ningirin
Lagash Lagash Eninnu Ningirsu
Lagash Uruku Etarsirsir Bau
Lagash Sirara Shilam Nanshe
Lagash Guabba (unklarer Name) Ninmar
Lagash Kinirsha (unklarer Name) Dumuzi-Abzu
Umma Umma Emah Shara
Umma Zabbalam (unklarer Name) Inanna
Umma Karkara (unklarer Name) Ishkur
Umma (unklarer Ort) (unklarer Name) Shesh-Du
Umma Adab Esharra Ninhursag
Umma Isin E-Gal-Mah Ninsina
Kazallu Kazallu Kunsatu Numushda
Marda Marda Igikalamma Lugalmarda
Der Der Edimgalkalamma Ishtaran
Eshnunna Eshnunna Esikil Ninazu
Akkad Kish Ekishib Zababa
Akkad Kutha Keshda Nergal
Akkad Urum Eabulua Nanna
Akkad Sippar Enunana Utu
Akkad Hiza Ehursag Ninhursag
Akkad Akkad Ulmash Inanna
Akkad Akkad (unklarer Name) Aba
Eresh Eresh Ezagin Nisaba

Die Hymnen sind:

1 Eridu Tempel von Enki
2 Nippur Tempel von Enlil
3 Nippur Tempel von Ninlil
4 Nippur Tempel von Nusku
5 Nippur Tempel von Ninurta
6 Nippur Tempel von Shuzianna
7 Kesh Tempel von Ninhursag
8 Ur Tempel von Nanna
9 Ur Tempel von Shulgi
10 Kuar Tempel von Asarluhi
11 Kiabrig Haus von Ningublam
12 Gaesh Tempel von Nanna
13 Larsa Tempel von Utu
14 Enegi Tempel von Ninazu
15 Gishbanda Tempel von Ningishzida
16 Uruk Tempel von Inanna
17 Badtibira Tempel von Dumuzi
18 Akkil Tempel von Ninshubur
19 Murum Tempel von Ningirin
20 Lagash Tempel von Ningirsu
21 Uruk Tempel von Bau
22 Sirara Tempel von Nanshe
23 Guabba Tempel von Ninmar
24 Kinirsha Tempel von Dumuzi-Abzu
25 Umma Tempel von Shara
26 Zabalam Tempel von Inanna
27 Karkara Tempel von Ishkur
28 Tempel in SHESH-DU
29 Adab Tempel von Ninhursag
30 Isin Tempel von Ninisina
31 Kazallu Tempel von Numushda
32 Marda Tempel von Lugalmarda
33 "Der" Tempel von Ishtaran
34 Eshnunna Tempel von Ninazu
35 Kish Tempel von Zababa
36 Kutha Tempel von Nergal
37 Urum Tempel von Nanna
38 Sippar Tempel von Utu
39 Hiza Tempel von Ninhursag
40 Akkad Tempel von Inanna
41 Akkad Tempel von Aba
42 Eresh Tempel von Nisaba


Quelle:
The Sumerian Temple Hymns of Enheduanna
Princess, Priestes, Poet
Betty De Shong Meador
University of Texas Press 2009


weitere links:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schöpfungsmythen der Aborigines/Australien

Wie das Land entstand  Zu Anbeginn gab es nur das große Salzwasser. Aus den Tiefen stieg Ungud, die Regenbogenschlange, empor. Steil richtete sie sich auf und warf ihren Bumerang in einem weiten Umkreis über das Meer. Mehrmals berührte der Bumerang auf seinem Flug die Fläche des Salzwassers, und dort schäumte das Wasser auf, und glattes, ebenes Land kam zum Vorschein. Ungud wanderte über dieses neue, weiche Land und legte viele Eier, aus denen neue Urzeitwesen schlüpften. Es waren die Wondjina, und sie wanderten in alle Richtungen. Wie die ersten Männer entstanden Vor langer Zeit schuf Pund-jel der große Schöpfergeist alle Dinge auf der Erde und alle Lebewesen, außer den Frauen. Er trug ein großes Steinmesser bei sich, und als er die Erde schuf, zerschnitt er sie an vielen Stellen, so dass Berge, Täler und Wasserläufe entstanden. Dann schnitt er mit seinem Messer drei größere Rindenstücke. Auf das erste legte er feuchten Ton, den er so lange bearbeitete, bis er glatt

Alteuropa - Überblick

Pleistozän Steinzeit Altsteinzeit Altpaläolithikum Mittelpaläolithikum Jungpaläolithikum Holozän Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Kupfersteinzeit Bronzezeit Frühe Bronzezeit Mittlere Bronzezeit Späte Bronzezeit Eisenzeit Historische Zeit Pleistozän Das Pleistozän ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte. Es begann vor etwa 2,588 Millionen Jahren und endete um 9.660 ± 40 Jahre v.u.Z. mit dem Beginn der Holozän-Serie, der Jetztzeit. Somit dauerte das Pleistozän etwa 2,5 Millionen Jahre. http://de.wikipedia.org/wiki/Pleistoz%C3%A4n V Steinzeit Pleistozän - Altsteinzeit (Altpaläolithikum, Mittelpaläolithikum, Jungpaläolithikum), Holozän - Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Kupfersteinzeit Als Steinzeit bezeichnet man den Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte, von dem angenommen wird, dass die damaligen Menschen als Werkstoff vorrangig Stein verwendeten (neben Holz, Knochen und Horn). Sie begann vor 2,6 Millionen Jahren und endete, als die Menschen seit dem 7. Jahrtause

Schöpfungsmythen der Maori (Neuseeland)

Schöpfungsmythos der Maori (Neuseeland) Die Geschichte „der Söhne des Himmels und der Erde.“ Die Himmel, die über uns sind, und die Erde, die unter uns liegt, sind die Erzeuger der Menschen und der Ursprung aller Dinge. Denn früher lagen die Himmel auf der Erde, und alles war Finsternis. Nie waren sie getrennt gewesen. Und die Kinder des Himmels und der Erde suchten den Unterschied zwischen Licht und Finsternis zu entdecken —  zwischen Tag und Nacht; denn die Menschen waren zahlreich geworden; aber die Finsternis währte noch fort. Im Andenken an diese Zeit sagt man: „während der Nacht“, „die erste Nacht“, „von der ersten bis zur zehnten Nacht, von der zehnten bis zur hundertsten, von der hundertsten bis zur tausendsten“ — , was bedeuten soll, dass die Finsternis ohne Grenzen und das Licht noch nicht vorhanden gewesen war. So ratschlagten die Söhne Kangi’s (des Himmels) und Papa’s (der Erde) miteinander und sprachen: „Lasset uns Mittel suchen, um Himmel un